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Amnesty International: Das unvorstellbare Grauen der IS-Sexsklavinnen

Amnesty International

Das unvorstellbare Grauen der IS-Sexsklavinnen

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    Nach einem Bericht von Amnesty International haben jesidische Frauen und Mädchen im Nordirak besonders unter dem Islamischen Staat gelitten. Sie wurden verkauft, verschenkt, weitergegeben und sexuell ausgebeutet.
    Nach einem Bericht von Amnesty International haben jesidische Frauen und Mädchen im Nordirak besonders unter dem Islamischen Staat gelitten. Sie wurden verkauft, verschenkt, weitergegeben und sexuell ausgebeutet. Foto: Albaraka News (dpa)

    Was Amnesty International (AI) über die missbrauchten Frauen durch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) berichtet, ist eine Schilderung des Grauens. Wie AI am Dienstag berichtet, hat die IS "hunderte, wenn nicht tausende" Mädchen und Frauen der religiösen Minderheit der Jesiden als Sexsklavinnen missbraucht.

    Die im Irak verschleppten Jesidinnen seien zwangsverheiratet oder an IS-Kämpfer und Anhänger verkauft worden, erklärte die Menschenrechtsorganisation. Viele der Opfer hätten Selbstmord begangen, um ihrer Schmach zu entgehen. Insgesamt hat Amnesty nach eigenen Angaben mit 40 ehemaligen IS-Gefangenen gesprochen. Ihr Schicksal bestätigen die Gräuelberichte aus den Gebieten unter Kontrolle der radikalislamischen Miliz.

    Angst vor Vergewaltigung: "Jilan schnitt sich im Badezimmer die Pulsadern auf"

    Das ist die Organisation IS

    IS ist eine islamistische Organisation. Sie hat das Ziel, einen Islamischen Staat zu errichten. Dieses Kalifat soll die Länder Syrien und Irak, aber auch den Libanon, Israel und Jordanien miteinander vereinen.

    IS steht für Islamischer Staat. Gebräuchlich ist auch die Abkürzung ISIL, das steht für Islamischer Staat im Irak und in der Levante oder ISIS für Islamischer Staat im Irak und in Syrien.

    Ihr Ziel verfolgen die Anhänger der Organisation mit militärischen Mitteln und brutalster Gewalt, darunter Bombenattentate, Folter, und Hinrichtungen von Zivilisten.

    IS kämpft an vielen Fronten. Die Terrorgruppe geht bewaffnet gegen die Regierungen in Syrien und im Irak vor, führt Krieg gegen schiitische Gläubige und vermeintliche sunnitische Kollaborateure.

    Die IS hat ihre Wurzeln in der Widerstandsbewegung gegen die Besetzung des Iraks nach dem Irakkrieg 2003.

    Die Gruppe profitierte 2013 vom Machtkampf der von Schiiten dominierten Regierung in Bagdad mit Sunniten und beherrscht inzwischen weite Teile des Iraks.

    Im syrischen Bürgerkrieg hat Isis vor allem im Nordosten des Landes die Kontrolle erlangt. Dort griff die Gruppe kurdische Städte an und massakrierten Zivilisten.

    In den besetzten Gebieten verordnen die Dschihadisten der Bevölkerung strenge Regeln. So sollen Frauen die Häuser nur noch verlassen, wenn es unbedingt notwendig ist. Alkohol und Rauchen ist verboten, ebenso Veranstaltungen und freie Presse.

    Im April 2014 sagte sich IS von Al-Kaida los. Deren Führung habe sich von den Grundsätzen des "Heiligen Krieges" entfernt, hieß es.

    Wie viele Menschen sich IS angeschlossen haben, ist unklar. Schätzungen sprechen von bis zu 15.000 Kämpfern.

    Anführer der Bewegung ist seit Mai 2010 Abu Bakr al-Baghdadi. Die USA führt ihn als einen der meistgesuchten Terroristen der Welt.

    IS wirbt im Internet aktiv um Kämpfer aus Europa. «Isis macht eine sehr gute Öffentlichkeitsarbeit», sagte der EU-Koordinator für Terrorismusbekämpfung, Gilles de Kerchove. Die Islamisten hätten sogar Kameras auf ihre Kalaschnikows geschraubt, um ihre Operationen in Echtzeit im Internet zu übertragen.

    Finanziert wurde IS zu Beginn von saudischen und katarischen Gönnern. Mittlerweile hat die Organisation mit mafiösen Methoden eigene Einnahmequellen erzeugt, etwa mit dem Schmuggel von Öl.

    Der Bericht schildert unter anderem das Schicksal der 19-jährigen Jilan, die sich nach Angaben ihres Bruders aus Angst, vergewaltigt zu werden, selbst tötete. Ein Mädchen, das gemeinsam mit Jilan verschleppt worden war und entkommen konnte, bestätigte die Angaben: "Eines Tages brachte man uns Tanzkleider und befahl uns, zu baden und sie anzuziehen. Jilan schnitt sich noch im Badezimmer die Pulsadern auf und erhängte sich. Sie war sehr schön. Sie wusste, dass sie von einem Mann weggebracht würde, deshalb brachte sie sich um".

    Viele der IS-Sexsklavinnen sind noch Kinder

    Eine weitere ehemalige Gefangene berichtete, wie sie und ihre Schwester vergeblich versuchten, sich mit Schals gegenseitig zu strangulieren, um einer Zwangsehe zu entgehen. Sie sei ohnmächtig geworden und habe tagelang nicht sprechen können, sagte die 27-jährige Wafa. Zwei andere Frauen hätten sie schließlich daran gehindert, sich zu töten. "Sie haben unser Leben zerstört", sagte die 16-jährige Randa, die mit ihrer Familie verschleppt und von einem doppelt so alten Mann vergewaltigt worden war.

    "Viele der Sexsklavinnen sind noch Kinder, Mädchen im Alter von 14, 15 Jahren oder noch jünger", erklärte die AI-Psychologin Donatella Rovera. Sie sprach von "katastrophalen" psychischen und physischen Konsequenzen für die Opfer dieser extremen sexuellen Gewalt. "Viele von ihnen wurden gefoltert und wie Gegenstände behandelt. Selbst diejenigen, die fliehen konnten, bleiben zutiefst traumatisiert". afp/AZ

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