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Marie-Luise Dreyer: Die Thronfolgerin

Marie-Luise Dreyer

Die Thronfolgerin

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    Die MS-kranke Malu Dreyer beerbt heute "König Kurt" Beck als Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz.
    Die MS-kranke Malu Dreyer beerbt heute "König Kurt" Beck als Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz. Foto: Boris Roessler, dpa

    Wenn der SPD-Politiker einen Raum betritt, schauen alle gespannt darauf, wie der Bär mit dem markanten Gesicht voranschreitet. Die schmale Dreyer, die ihren Vornamen stets mit Malu abkürzt, erscheint, gestützt auf den Arm einer Assistentin, langsam, gar nicht staatsmännisch. Doch der Eindruck soll nicht täuschen: „Ich habe viel Energie, Kraft und Feuer“, stellt die 51-Jährige klar, die heute im Mainzer Landtag zur Nachfolgerin Becks als Ministerpräsidentin gewählt werden soll.

    Wolfgang Schäuble ist Dreyers Vorbild

    Es ist die Nervenkrankheit multiple Sklerose, die ihr seit 18 Jahren Probleme macht. Immer öfter erscheint Malu Dreyer, die früher täglich am Rhein Joggen war, sogar im Rollstuhl bei Terminen. Kein Wunder, dass Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ein Vorbild ist: „Dem stellt heute keiner mehr die Frage, ob er im Rollstuhl leistungsfähig ist.“

    Die von Beck als „charakterlich herausragende Persönlichkeit“ und als „Mensch, dem die Schicksale von Menschen sehr am Herzen liegen“, beschriebene Dreyer hat bewiesen, dass sie sich in der Politik durchsetzen kann. Schon während ihres Jurastudiums Ende der 1980er-Jahre trat sie einer Feministengruppe bei, die sich für ein Mädchenhaus in Trier einsetzte. Das Haus steht noch heute.

    Dreyers Zuhause ist ein Wohnprojekt für behinderte und nichtbehinderte Menschen

    1995 wurde die bekennende Katholikin Bürgermeisterin von Bad Kreuznach. 1997 wechselte sie ins Amt der Sozialdezernentin der Stadt Mainz. Solidarität und Gerechtigkeit sind Kernbotschaften von Dreyer, die sie vorlebt. Mit Ehemann Klaus Jensen (OB von Trier, SPD) und dessen drei Kindern lebt sie in einem Wohnprojekt für behinderte und nichtbehinderte Menschen in Trier.

    2002 kam der Anruf von Kurt Beck, der in Dreyer die perfekte Besetzung für das Gesundheits- und Sozialministerium im pfälzischen Kabinett sah. Dort erarbeitete sich Dreyer einen guten Ruf über Parteigrenzen hinweg, auch auf Bundesebene. Die frühere Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) schwärmt: „Sie hat bei der Gesundheitsreform eine ganz entscheidende Rolle gespielt.“ Sogar Horst Seehofer (CSU) soll Respekt vor den Leistungen Dreyers haben. Außerdem glaubt Dreyer an ihr im Vergleich zu Kurt Beck „unverkrampfteres Verhältnis“ zur CDU-Fraktionsvorsitzenden Julia Klöckner. Die Debatten im Landtag wolle sie wieder „sachlicher“ gestalten.

    Die Vorschusslorbeeren für Malu Dreyer sind groß, doch sie selbst weiß am besten, wer vor ihr 18 Jahre lang das Land Rheinland-Pfalz geprägt hat: „Kurt Beck hat für einen Mann eigentlich kleine Füße, aber wenn ich mir die Fußstapfen anschaue, die er hinterlässt, habe ich Herzklopfen.“

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