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Griechenland-Krise: Die wichtigsten Fragen und Antworten heute zu Griechenland

Griechenland-Krise

Die wichtigsten Fragen und Antworten heute zu Griechenland

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    Anhänger des "Nein"-Lagers feiern in Athen den Ausgang des Referendums. 
    Anhänger des "Nein"-Lagers feiern in Athen den Ausgang des Referendums.  Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Die Griechen erteilen den Sparvorgaben der internationalen Gläubiger eine deutliche Absage. Nach Auszählung aller Wahlzettel haben 61,31 Prozent der Wähler mit "Nein" votiert, wie das Innenministerium in Athen am frühen Montagmorgen mitteilte. 38,69 Prozent stimmten mit "Ja", wie es auf der Internetseite des Ministeriums weiter hieß.

    Wie wertet Griechenlands Regierung das Votum?

    Der griechische Ministerpräsident Alexis Tspiras forderte nach dem Erfolg seines Referendums Zugeständnisse der internationalen Geldgeber. Sein Land sei weiter zu Reformen bereit, dringend notwendig seien aber Investitionen sowie die Umstrukturierung der Schulden, sagte Tsipras am Sonntagabend in einer Fernsehansprache. An seine Landsleute gewandt betonte Tsipras: "Das Mandat, das Sie mir erteilt haben, ruft nicht nach einem Bruch mit Europa, sondern verleiht mir eine größere Verhandlungsmacht."

    Wie reagieren die Börsen?

    Die Börse in Tokio verzeichnete am Montag als Reaktion auf das Votum starke Verluste. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte verlor kurz nach Handelsbeginn 339,64 Punkte oder 1,65 Prozent auf den Zwischenstand von 20 200,15 Zählern. Der breit gefasste Topix sank um 25,3 Punkte oder 1,53 Prozent auf 1626,79 Punkte. Auch die Börse in Sydney eröffnete im Minus. Der S&P/ASX 200-Index rutschte zum Auftakt am Montag 1,4 Prozent auf 5460,1 Punkte unter den Schlusskurs von Freitag.

    Was sagen die europäischen Regierungen?

    Unter den Euro-Staaten gab es unterschiedliche Reaktionen auf das griechische Referendum. Vizekanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel sagte dem "Tagesspiegel" (Montag), Tsipras habe "letzte Brücken eingerissen, über die Europa und Griechenland sich auf einen Kompromiss zubewegen konnten".

    Die italienische Regierung dagegen sprach sich für neue Verhandlungen mit Griechenland aus. "Jetzt ist es richtig, wieder damit anzufangen, eine Vereinbarung zu suchen", erklärte Außenminister Paolo Gentiloni auf Twitter. Bereits im Tagesverlauf hatte der französische Wirtschaftsminister Emmanuel Macron gefordert, es gehe darum, einen guten Kompromiss zwischen den notwendigen Reformen in Griechenland und der Solidarität mit dem von der Staatspleite bedrohten EU-Land zu finden.

    EU-Ratspräsident Donald Tusk berief nach Bekanntwerden der Abstimmungsergebnisse einen Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs der 19 Euro-Länder für diesen Dienstag (18.00 Uhr) in Brüssel ein. Zur Vorbereitung soll es am selben Tag ein Treffen der Euro-Finanzminister geben. Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem sprach von einem "sehr bedauerlichen Ergebnis" des Referendums. "Wir werden nun auf Initiativen der griechischen Führung warten", sagte Dijsselbloem. 

    Wie geht es jetzt weiter?

    Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande wollen bereits am Montag über die Konsequenzen aus dem Referendum beraten. "Beide sind sich darin einig, dass das Votum der griechischen Bürger zu respektieren ist", hieß es in einer kurzen Erklärung des Bundespresseamtes.

    Ebenfalls am Montag will EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker mit Spitzenvertretern der EU-Institutionen über das weitere Vorgehen beraten. Es sei eine Telefonkonferenz mit EU-Gipfelchef Tusk, Eurogruppenchef Dijsselbloem und dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, geplant, teilte die EU-Kommission mit. 

    Wie lange reicht das Geld der griechischen Banken noch?

    Es geht um Tage. Sollte sich nicht doch noch eine Einigung mit den Geldgebern abzeichnen und die EZB den Geldhahn wieder öffnen, dürften Griechenlands Banken nicht mehr lange überleben, prognostizierte der Chef der deutschen Finanzaufsicht Bafin, Felix Hufeld bereits vor einer Woche: "Das können Sie in Tagen zählen." Hufeld ist über die EZB-Bankenaufsicht an der Überwachung der Hellas-Institute beteiligt. Die DZ Bank unterstreicht den Ernst der Lage: "Die griechische Notenbank erwägt nun, das Tageslimit für Abhebungen an Geldautomaten von 60 Euro auf nur noch 20 Euro zu senken", schreibt Analyst Daniel Lenz. "Es dürfte nur noch eine Frage von Tagen sein, bis es Bargeldengpässe gibt." Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer erklärt: "Die Kapitalverkehrskontrollen haben den Liquiditätsabfluss bei den Banken nur eingedämmt, aber nicht beendet." Würde nur jeder Dritte der knapp 9 Millionen erwachsenen Griechen täglich den Höchstbetrag abheben, würden jeden Tag knapp 200 Millionen Euro abgezogen. Damit dürfte die Obergrenze der Notkredite bald erreicht sein, sagt Krämer: "Die Banken könnten dann schnell illiquide werden."

    Könnte Griechenland sich selbst Euros drucken?

    Technisch wären das Land dazu in der Lage, denn die griechische Nationalbank hat eine eigene Druckerei. Dort werden auch tatsächlich Zehn-Euro-Scheine hergestellt, im Jahr 2014 waren es 94 Millionen Stück. Allerdings darf die Bank of Greece nicht einfach die Notenpresse anwerfen wie sie will: Wer wie viele Scheine von welcher Sorte druckt, legt der EZB-Rat fest. So teilen sich die Euroländer die Herstellung des gemeinsamen Geldes untereinander auf.  dpa, afp

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