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Kommentar: "Equal Pay Day": Wissen Sie, was Ihr Kollege verdient?

Kommentar

"Equal Pay Day": Wissen Sie, was Ihr Kollege verdient?

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    Demonstrantinnen in Berlin fordern die gleiche Bezahlung für Frauen und Männer.
    Demonstrantinnen in Berlin fordern die gleiche Bezahlung für Frauen und Männer. Foto: Maurizio Gambarini, dpa

    Über Jahre gearbeitet und im Alter kaum genug Geld zum Leben. Über Jahre sich aufgerieben zwischen Arbeit, der Erziehung der Kinder, der Pflege der Eltern und Schwiegereltern – und dann angewiesen auf staatliche Unterstützung, degradiert zur Bittstellerin.

     So geht es vielen Frauen. Sie sind nicht selten im Rentenalter auf der Suche nach Jobs. Und das nicht, weil Arbeiten jung hält, auch nicht zur Pflege sozialer Kontakte und nicht für die Luxusreise, sondern weil das Geld nicht reicht. Das ist kein Schicksal weniger, die Pech hatten. Altersarmut ist vor allem ein Risiko für Frauen.

    Frauen verdienen weniger als Männer - das kann der Bund statistisch belegen

    Da mag das Thema Chancengleichheit nach den quälenden Diskussionen um die nötige Frauenquote noch so nerven: Es sind keine Emanzen, die am heutigen Tag, dem „Equal Pay Day“, eine gerechtere Bezahlung für Frauen fordern. Und die Benachteiligung ist auch kein Gefühl. Sie ist statistisch belegt. Sie wird von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes bestätigt: Selbst bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit kommt es vor, dass Frauen weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Das aber kann und darf nicht sein.

    Ungerechtigkeiten werden einfach hingenommen

    Da hilft es auch nichts, wenn Arbeitgeber stets darauf hinweisen, dass das Problem in der Natur der Sache liegt: Dass es nun mal die Frauen sind, die Kinder bekommen. Dass es nun mal die Frauen sind, die deswegen oft und lange Teilzeit arbeiten oder pausieren. Dass es nun mal die Frauen sind, die bevorzugt schlechter bezahlte Berufe wählen.

     Dass es nun mal die Frauen sind, die seltener in Führungspositionen sitzen. Das stimmt ja alles. Ungerecht ist es aber dennoch, dass Familienarbeit Altersarmut verstärkt. Ungerecht ist es aber dennoch, dass die in unserer Gesellschaft wertvollsten Dienste an Menschen, wie sie etwa Erzieherinnen und Altenpflegerinnen leisten, zu den schlecht bezahlten Berufen zählen. Das sind Missstände, die gerade Frauen betreffen. Es sind gesellschaftliche Ungerechtigkeiten, die einfach akzeptiert werden.

    Frauen müssen stärker auftreten und für ihre Rechte kämpfen

    Bedauerlicherweise tolerieren gerade auch viele Frauen selbst diese Entwicklung. Still und verlässlich aushalten, bescheiden auftreten – das sind noch immer Tugenden, die von Frauen erwartet werden, die sie auszeichnen, die ihnen aber im Geschäftsleben und besonders in Gehaltsverhandlungen oft zum Nachteil gereichen.

    Zwar verändern sich die Rollenverhältnisse, indem etwa auch immer mehr Väter eine Auszeit für ihre Kinder nehmen. Auch bemühen sich viele Unternehmen intensiv um eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, schließlich erkennen immer mehr das Potenzial von Müttern. Viele Betriebe wollen die Frauen als Mitarbeiter behalten. Doch das reicht nicht.

    Viele Mütter brauchen mit einem Kleinkind erst einmal eine Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten. Sie müssen später aber auch einen Rechtsanspruch auf die Rückkehr aus Teilzeit in Vollzeit bekommen. Und was viele in die Altersarmut treibt, sind Minijobs. Daher wäre die soziale Absicherung jedes Jobs so wichtig.

    Mehr Transparenz bei der Bezahlung wäre der richtige Schritt

    Und für eine faire, transparente Bezahlung muss auch klar sein, wie die Bezahlung der Kollegen geregelt ist. In Deutschland ist es immer noch ein Tabu, hier nachzufragen. Frauenministerin Manuela Schwesig verspricht Abhilfe. Mit einer Neiddebatte hat das nichts zu tun.

    Es muss aber nachvollziehbar sein, warum der eine mehr und der andere weniger verdient. Nicht akzeptabel ist auch, dass Menschen in Teilzeit generell im Schnitt einen geringeren Stundenlohn haben als Beschäftigte in Vollzeit. Betroffen sind Frauen und Männer gleichermaßen. Nur, dass Frauen ungleich häufiger in Teilzeit arbeiten – aus den bekannten Gründen und mit fatalen Folgen für ihre spätere Absicherung.

    Wir brauchen mehr Transparenz bei der Bezahlung.

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