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Plagiate: Es bleibt dabei: Koch-Mehrin bekommt Doktor-Titel nicht zurück

Plagiate

Es bleibt dabei: Koch-Mehrin bekommt Doktor-Titel nicht zurück

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    Die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin bekommt ihren wegen Plagiaten entzogenen Doktortitel nicht zurück. Das entschied der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg (VGH).
    Die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin bekommt ihren wegen Plagiaten entzogenen Doktortitel nicht zurück. Das entschied der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg (VGH). Foto: Jochen Lübke/Archiv dpa

    Die Universität Heidelberg hatte der EU-Parlamentarierin Silvana Koch-Mehrin im Juni 2011 den Titel aberkannt. Bei der Überprüfung ihrer Doktorarbeit über die "Lateinische Münzunion 1865-1927" hatte der Kommissionsausschuss auf 80 Seiten 125 Plagiate gefunden.

    Die Politikerin hatte "Mängel an "Quellennachweisen" eingestanden, aber darauf verwiesen, dass diese bereits bei der Abgabe ihrer Arbeit vor 13 Jahren bekannt gewesen seien.

    Wenn Politiker über Doktortitel stolpern

    Gekaufte Doktortitel oder Plagiatsvorwürfe haben schon so manchen Politiker zu Fall gebracht. Eine Übersicht:

    Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU): Viele Passagen fremder Autoren in der Doktorarbeit des damaligen Verteidigungsministers sorgten im Februar 2011 für Aufsehen. Wenig später erkannte ihm die Uni Bayreuth den Doktortitel ab. Nach heftigen Protesten trat Guttenberg von seinen Ämtern zurück.

    Silvana Koch-Mehrin (FDP): Wegen rund 120 Plagiaten in der Doktorarbeit der Europapolitikerin entzog die Universität Heidelberg ihr den Titel Mitte Juni 2011.

    Jorgo Chatzimarkakis (FDP): Der Europaabgeordnete verlor seinen Titel im Juli 2011, da mehr als die Hälfte seiner Arbeit nach Angaben der Uni Bonn aus fremder Feder stammte.

    Dieter Jasper (CDU): Der nordrhein-westfälische Bundestagsabgeordnete wurde Anfang Mai 2011 zu einer Geldstrafe von 5000 Euro verurteilt, weil er einen Doktortitel zu Unrecht geführt hatte. Jasper hatte den Doktor der Wirtschaftswissenschaften 2004 an einer Universität in der Schweiz erworben, die gegen Geld akademische Grade vergeben soll.

    Kai Schürholt (CDU): Der Oberbürgermeisterkandidat der Landauer CDU hatte sich 2007 im Wahlkampf mit einem Doktortitel geschmückt, obwohl er seine Promotion noch längst nicht abgeschlossen hatte. Das Amtsgericht Landau verurteilte ihn wegen Titelmissbrauchs zu einer Geldstrafe.

    Bernd Althusmann (CDU): Der niedersächsische Kultusminister und Präsident der Kultusministerkonferenz geriet im Juli 2011 ebenfalls wegen seiner Doktorarbeit unter Druck. Die Universität Potsdam überprüfte die Arbeit daraufhin und kam zum Schluss: Althusmanns Dissertation weise zwar eine Vielzahl formaler Mängel  auf, die guter wissenschaftlicher Praxis widersprächen. Ein Plagiats-Verdacht habe sich aber nicht bestätigt.

    Florian Graf (CDU): Der Berliner CDU-Fraktionschef gab im April 2012 seinen Doktortitel wegen gravierender wissenschaftlicher Mängel zurück. Er sei den an sich selbst gestellten Ansprüchen "im Hinblick auf ein Standhalten meiner Dissertation in der Öffentlichkeit nicht gerecht geworden", teilte er mit - und kam einem Zeitungsbericht zuvor.

    Margarita Mathiopoulos (FDP): Nach Plagiatsvorwürfen entzog die Universität Bonn der Politikprofessorin und FDP-Politikerin im April 2012 den Doktortitel.

    Annette Schavan (CDU): Weil sie in ihrer 1980 eingereichten Doktorarbeit Zitierfehler gemacht und Quellen nicht richtig ausgewiesen hatte, wurde der Bundesbildungsministerin im Februar 2013 der Doktortitel entzogen.

    Andreas Scheuer (CSU): Der CSU-Generalsekretär geriet Anfang 2014 wegen seines tschechischen Doktortitels in die Kritik. Diesen durfte er eigentlich nur in zwei Bundesländern aufgrund von Ausnahmeregelungen führen. Unter Druck erklärte Scheuer, den Titel gar nicht mehr zu führen.

    Gegen den Entzug ihres Doktortitel zog die Politikerin zunächst vor das Verwaltungsgericht, scheiterte dort aber. Die Richter stellten fest, dass Silvana Koch-Mehrin in ihrer Doktorarbeit teils mehrseitige Passagen samt Fußnoten aus fremden Texten nahezu wortgleich übernommen hatte, ohne dies kenntlich zu machen. Dies lasse den Schluss zu, dass die Klägerin "wiederholt und planmäßig" getäuscht habe, hieß es Begründung des Verwaltungsgerichts Karlsruhe (7 K 3335/11).

    Koch-Mehrin ging in Berufung

    Koch-Mehrin ging gegen das Urteil in Berufung - und scheiterte dort jetzt wieder. Der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg (VGH) lehnte den Antrag der Politikerin auf Berufung ab: Der VGH habe keine Zweifel an der Richtigkeit des Urteils.

    Silvana Koch-Mehrin ist eine von mehreren Politikern, die in den vergangenen Jahren ihre Doktortitel wegen Plagiaten verloren.     AZ

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