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Kommentar: Fall Kaschoggi: Der Westen sollte sich schämen

Kommentar

Fall Kaschoggi: Der Westen sollte sich schämen

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    Kronprinz Mohammed bin Salman galt vielen als Hoffnungsträger. Doch mit politischen Gegnern geht er nicht gerade zimperlich um.
    Kronprinz Mohammed bin Salman galt vielen als Hoffnungsträger. Doch mit politischen Gegnern geht er nicht gerade zimperlich um. Foto: SPA, dpa

    Ein Mensch wird von einer fremden Macht buchstäblich ausgelöscht, auf europäischem Boden. Sein Verbrechen: Kaschoggi hatte in seinen Büchern den repressiven Kurs des 33-jährigen Thronfolgers und die anbiedernde Trump’sche Außenpolitik kritisiert. In weiten Teilen des Westens gilt Mohammed bin Salman als großer Reformer, seit er Frauen das Autofahren erlaubte und die Kinos in der Golf-Monarchie öffnete. Dass er für die humanitäre Katastrophe im Jemen mitverantwortlich ist, den libanesischen Ministerpräsidenten Hariri kidnappen und Kritiker verhaften ließ, wird auch in Europa gerne verdrängt. Sigmar Gabriel hat es als deutscher Außenminister vor einem Jahr einmal undiplomatisch ausgesprochen. Danach warf sich die Merkel-Regierung fast in den Wüstenstaub, um die erbosten Scheichs zu besänftigen.

    Kumpanei mit Saudi-Arabien ist unverantwortlich

    Zu groß sei das saudische Königreich, zu wichtig, argumentieren westliche Regierungsvertreter. Sie haben recht. Doch es gibt einen Unterschied zwischen einer kritisch-distanzierten Zusammenarbeit und einer von Geldgier getriebenen, wertefreien Kumpanei.

    Eine derart skrupellose Politik, für die ein zu Tode gefolterter Regimekritiker bestenfalls ein Betriebsunfall ist, spricht allen Menschenrechten Hohn und untergräbt das Fundament der Demokratie. Umso irritierender ist das dröhnende Schweigen aus Deutschland. Die Bundesregierung dringt brav auf eine „schnelle und glaubwürdige Aufklärung“ der Affäre. Und die Wirtschaft? Dass sich Siemens-Boss Joe Kaeser – anders als viele US-Firmenchefs – nicht einmal durchringen kann, die Teilnahme an einer PR-Veranstaltung des Kronprinzen abzusagen, ist eine Schande.

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