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Arbeitsmarkt: Flexi-Rente: Wie Ältere länger im Betrieb bleiben können

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Flexi-Rente: Wie Ältere länger im Betrieb bleiben können

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    So wie dieser 76-Jährige in einer Kieler Behörde wollen viele über den offiziellen Rententermin hinaus arbeiten.
    So wie dieser 76-Jährige in einer Kieler Behörde wollen viele über den offiziellen Rententermin hinaus arbeiten. Foto: Christian Charisius, dpa

    Die Deutschen werden immer älter, sie bekommen immer weniger Kinder - und dürfen dennoch früher in Rente. Beschäftigte, die es auf mindestens 45 Versicherungsjahre bringen, können sich nach dem Willen von Union und SPD bald mit 63 Jahren ohne Abschläge in den Ruhestand verabschieden.

    Wer dagegen über das gesetzliche Rentenalter hinaus arbeiten will, hat bisher schlechte Karten: Teilweise verhindern Tarif- und Arbeitsverträge eine entsprechende Weiterbeschäftigung, teilweise werden die bestehenden Möglichkeiten auch aus Unkenntnis nicht genutzt. Mit einem neuen Modell, der sogenannten Flexi-Rente, will der Wirtschaftsflügel der Union deshalb die Älteren länger in den Betrieben halten.

    Der Plan

    "Es gibt Menschen mit viel Erfahrung und hohem Lebensalter, die weiterarbeiten wollen", sagte Frank-Jürgen Weise, der Präsident der Bundesagentur für Arbeit. Nach dem Modell des CDU-Wirtschaftsexperten Carsten Linnemann sollen Unternehmer für sie in Zukunft keine Beiträge mehr für die Arbeitslosen- und die Rentenversicherung bezahlen. Außerdem will der Abgeordnete aus Paderborn eine Regel im Arbeitsrecht kippen, nach der Mitarbeiter jenseits der 65 nur unbefristet weiterbeschäftigt werden können.

    Was eine solche Reform kostet beziehungsweise bringt, ist umstritten. SPD-Arbeitsministerin Andrea Nahles erwartet alleine in den Rentenkassen Einnahmeausfälle von bis zu einer Milliarde Euro. Linnemann selbst dagegen spricht nur von etwas mehr als 300 Millionen Euro. Dem stünden allerdings auch Mehreinnahmen des Staates, zum Beispiel bei der Einkommensteuer, gegenüber. Kritiker der Flexi-Renten sehen überdies die Gefahr, dass Unternehmen nicht mehr genügend jüngere Arbeitnehmer einstellen, weil Kollegen jenseits der 65 durch die geplante Beitragsfreiheit billiger sein könnten.

    Die aktuelle Lage

    Theoretisch kann ein Beschäftigter, der das Rentenalter erreicht, auch jetzt schon auf seinem Arbeitsplatz bleiben, sofern der Betrieb mitspielt. Das zahlt sich später dann auch bei der Rente aus: So wie die Rentenkasse Versicherte mit einem Abschlag von 0,3 Prozent für jeden Monat bestraft, den sie früher in Rente gehen, belohnt sie die Arbeitnehmer, die ihre Rente noch nicht in Anspruch nehmen und über das 65. Lebensjahr hinaus noch Beiträge abführen.

    Für jeden Monat schreibt ihnen die Rentenversicherung einen Bonus von 0,5 Prozent gut, dazu kommen noch die zusätzlichen Entgeltpunkte, aus denen sich später die Rente errechnet. Alternativ dazu kann ein 65-Jähriger sich seine Rente auch auszahlen lassen und weiter auf seiner alten Stelle bleiben. In diesem Fall zahlt er selbst zwar keine Rentenbeiträge mehr, sein Arbeitgeber aber sehr wohl. Weitere Rentenansprüche erwirbt der Mitarbeiter sich in diesem Fall aber nicht.

    Ein Beispiel

    Ein Arbeitnehmer, der 45 Jahre lang durchschnittlich verdient hat, kommt heute auf eine monatliche Rente von 1266 Euro. Wenn er nicht mit 65 in Rente geht, sondern noch ein Jahr weiter arbeitet, erhält er für diese zwölf Monate jeweils einen Bonus von 0,5 Prozent, das sind insgesamt 76 Euro.

    Der zusätzliche Entgeltpunkt für die Berechnung der endgültigen Rente bringt ihm noch einmal 28 Euro, sodass er am Ende auf eine Monatsrente von 1370 Euro kommt. Durch das eine Jahr, das er länger gearbeitet hat, hat er also Monat für Monat 104 Euro mehr zur Verfügung.

    Andere Länder

    Australien will demnächst die Rente mit 70 einführen, ähnliche Pläne hat Ende vergangenen Jahres auch die britische Regierung vorgestellt. Nach Linnemanns Worten arbeitet in Norwegen, in der Schweiz oder in Großbritannien teilweise noch jeder Sechste der 65- bis 74-Jährigen, in Deutschland dagegen sind es nicht einmal acht Prozent. Sie sind vor allem als Minijobber, als Selbstständige oder als Angehörige in familieneigenen Betrieben im Einsatz.

    In einem klassischen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis zählte die Bundesagentur für Arbeit Ende 2012 lediglich 156 000 Beschäftigte, die älter waren als 65 Jahre. Zwei Drittel von ihnen bezogen danach bereits eine Altersrente.

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