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Ukraine: Flug MH17: Was verrät die Blackbox?

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Flug MH17: Was verrät die Blackbox?

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    Die Blackbox ist orange. Gestern übergaben die Separatisten das kleine Kästchen, in dem sich der Flugschreiber und der Stimmenrekorder des Todesfluges MH17 befinden.
    Die Blackbox ist orange. Gestern übergaben die Separatisten das kleine Kästchen, in dem sich der Flugschreiber und der Stimmenrekorder des Todesfluges MH17 befinden. Foto:  Robert Ghement (dpa)

    Was geschah am vergangenen Donnerstag mit Flug MH17? Die Aufklärungen des Absturzes der Passagiermaschine kommen langsam voran: Gestern übergaben prorussischen Separatisten in Donezk die sogenannte Black Box der Boeing 777 an eine Delegation aus Malaysia, dem Herkunftsland der Maschine. Die Blackbox besteht aus dem Flugdatenschreiber und dem Stimmenrekorder. Ein malaysischer Experte dankte den Separatisten. Die Geräte seien intakt und nur geringfügig beschädigt. Wie lange es dauern wird, die Daten auszuwerten, ist unklar.

    Rebellenführer Alexander Borodai versichert Waffenruhe

    Auch an der Absturzstelle wird weiter nach Indizien gesucht. Die Rebellen verkündeten gestern eine Waffenruhe rund um den Ort, an dem die Trümmer auf dem Boden auftrafen. Rebellenführer Alexander Borodai versicherte, im Umkreis von zehn Kilometern werde nicht mehr gekämpft.

    Die Zugeständnisse der Separatisten sind auch das Ergebnis des internationalen Drucks. Der UN-Sicherheitsrat hatte kurz zuvor in einer Resolution einstimmig verlangt, umgehend alle militärischen Aktivitäten in der Gegend einzustellen. Zudem forderten die 15 Ratsmitglieder, darunter auch Russland, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

    Die Separatisten wurden aufgerufen, den internationalen Ermittlern freien Zugang zur Absturzstelle zu gewähren. Bislang herrschten an dem von bewaffneten Rebellen abgeschirmten Ort chaotische Zustände. Die Maschine der Fluglinie Malaysia Airlines war am Donnerstag auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur mit 298 Menschen an Bord im Osten der Ukraine abgestürzt. Die ukrainische Regierung und zahlreiche westliche Staaten halten einen Abschuss des Flugzeugs durch die von Russland unterstützten Separatisten für wahrscheinlich. Diese geben wiederum der Regierung in Kiew die Schuld.

    193 der 298 Opfer kommen aus den Niederlanden

    Gestern Abend traf ein Kühlzug mit den sterblichen Überresten von etwa 280 Passagieren im ukrainischen Ort Charkiw ein. Zuvor hatten bereits niederländische Ermittler Zugang zu den Leichen im Zug erhalten. Eine gründliche Analyse war dabei nach ihren Angaben aber nicht möglich. Die Toten sollen deshalb nach einer vorläufigen Untersuchung zur Identifikation nach Amsterdam gebracht werden. 193 der insgesamt 298 Opfer kommen aus den Niederlanden. Der niederländische Regierungschef Mark Rutte sagte, der Umgang mit den Leichen scheine besser gewesen zu sein, als zunächst befürchtet.

    Wladimir Putin sagt vollständige Zusammenarbeit zu

    US-Präsident Barack Obama nahm am Montag erneut den russischen Staatschef Wladimir Putin in die Pflicht und rief ihn auf, die Separatisten zu einer Zusammenarbeit mit den Internationalen Ermittlern zu bewegen. Putin hatte zuvor Entgegenkommen signalisiert und eine vollständige Zusammenarbeit bei der Aufklärung der Katastrophe zugesagt. Der russische General Andrej Kartapolow bestritt jedoch, dass Russland Flugabwehrraketen oder andere Waffen an die Separatisten geliefert habe. Er sagte zudem, zur Zeit des Absturzes habe sich ein ukrainisches Kampfflugzeug nur wenige Kilometer von der Boeing entfernt befunden. „Mit welchem Ziel flog ein Militärflugzeug auf einer zivilen Flugroute?“, fragte der General und legte damit eine Verantwortung der Regierung in Kiew für den Abschuss nahe.

    Steinmeier (SPD): "Schärfere Maßnahmen gegen Moskau"

    Die Europäische Union beriet gestern in Brüssel, wie sie auf die neuerliche Zuspitzung des Konfliktes reagieren soll. Im Gespräch ist ein Stopp von Waffenlieferungen nach Russland. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) kündigte jedenfalls „schärfere Maßnahmen“ gegen Moskau an. Die EU sei bereit, mit allen diplomatischen Mitteln zu einer Entschärfung der Krise beizutragen. „Aber es wird notwendig sein, diese Bereitschaft zu begleiten durch höheren Druck.“ Russland habe Vereinbarungen nicht erfüllt und beispielsweise seine Grenze zur Ukraine nicht für Waffen und Kämpfer geschlossen.(afp, dpa, AZ)

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