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Porträt: In Bayern zuhause: So lebt Thailands zukünftiger König

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In Bayern zuhause: So lebt Thailands zukünftiger König

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    Ein Bild von einem Kronprinzen: In Thailand trauen viele Maha Vajiralongkorn die Thronfolge nicht zu. Sagen darf das aber niemand.
    Ein Bild von einem Kronprinzen: In Thailand trauen viele Maha Vajiralongkorn die Thronfolge nicht zu. Sagen darf das aber niemand. Foto: Narong Sangnak, dpa

    Wer diese Szene gesehen hat, versteht, warum sich die Thailänder nach dem Tod ihres geliebten Königs Bhumibol um ihre Zukunft sorgen. Der rechtmäßige Thronfolger Maha Vajiralongkorn, auch schon 64, wurde vor einigen Wochen von einem Leser-Reporter der Bild-Zeitung am Münchner Flughafen abgelichtet. Die Crew der Royal Thai Airways salutiert in standesgemäßer Kleidung vor dem Prinzen. Und der? Trägt Trekking-Sandalen, eine Jeans, die gerade so auf der Hüfte sitzt und ein hochgezogenes Unterhemd, das den Blick frei gibt auf den verlängerten Rücken und zahlreiche Tätowierungen. Auf dem Arm trägt er einen Pudel. Und dieser Typ soll König von Thailand werden?

    Das eigene Volk weiß fast nichts über den neuen König

    Sein Vater Bhumibol wurde von den Thais teilweise wie ein Gott verehrt. Er saß 70 Jahre lang auf dem Thron des südostasiatischen Landes und war damit der am längsten amtierende Monarch der Welt. Er lenkte die Geschicke des Landes mit 68 Millionen Einwohnern umsichtig und mit Menschenliebe. Bhumibol galt als Integrationsfigur, hinter dem sich das immer wieder von Unruhen und politischen Spannungen geplagte Land versammeln konnte.

    2014 ergriff das Militär in Thailand die Macht. Es heißt, die Generäle wollten vermeiden, dass das Land ins Chaos stürzt. Denn der König war zu diesem Zeitpunkt schon sehr krank. Am vergangenen Donnerstag starb der populäre Monarch im Alter von 88 Jahren.

    Am selben Tag teilte der thailändische Regierungschef Prayut Chan-O-Cha mit, dass Bhumibols einziger Sohn den Thron besteigen soll. Das habe der verstorbene König so bestimmt – übrigens schon am 28. Dezember 1972. Doch viele im Land trauen dem Prinzen die Nachfolge nicht zu. Offiziell sagt das keiner. Das Königreich schützt die Monarchenfamilie mit einem der strengsten Gesetze der Welt gegen Majestätsbeleidigung. Offiziell weiß das Volk daher so gut wie nichts über den neuen König. Fotos aus seiner Freizeit sind in Thailand verboten.

    In Bayern nicht. Und so kommt es, dass man Maha Vajiralongkorn hier besser kennt als daheim. Denn der Freistaat ist die zweite Heimat des Prinzen. Die guten Beziehungen zwischen Bayern und Thailand gehen zurück auf Franz Josef Strauß. Dessen Bemühungen um gewinnbringende Kontakte haben gefruchtet. Der designierte König verbringt seit geraumer Zeit mehrere Monate im Jahr in München und Umgebung. Die Königsfamilie ist praktischerweise an einem Luxushotel am Münchner Flughafen beteiligt.

    Maha Vajiralongkorn im Günzburger Legoland gesichtet

    Mit seiner Entourage ist der Thronfolger häufig im Lande unterwegs: Im Legoland in Günzburg wurde er schon gesichtet und beim Erdbeerpflücken in Sandharlanden (Landkreis Kelheim). Dort erntete er – vor allem aber wohl seine Helfer – 60 Kilo Erdbeeren bei Bauer Blümel. Im Schloss Neuschwanstein war er schon und am Ammersee. In Dießen machte die Arbeitsgemeinschaft Diessener Kunst im Jahr 2007 einen Monatsumsatz mit dem königlichen Besuch. Neulich wurde der Prinz mit einem weißen Porsche vor einem Gartencenter in Erding fotografiert. Mehrere Luxusautos sollen am Münchner Flughafen bereitstehen.

    Thailands Kronprinz ist in Bayern beinahe schon so etwas wie der Nachfolger von Ludwig II. – er ist exzentrisch, liebt den Luxus, ist verschwenderisch. Das freut vor allem die Händler und Dienstleister dort, wo er auftaucht. Geld hat der Protz-Prinz nahezu unbegrenzt. Die thailändische Königsfamilie gilt als die reichste der Welt. Ihr Vermögen wird auf 35 Milliarden Euro geschätzt.

    Und offenbar plant der Kronprinz, sich auch künftig oft im schönen Freistaat aufzuhalten. Im Juli hat er nach einer Shoppingtour in München die denkmalgeschützte Villa „Stolberg“ in Tutzing am Starnberger See gekauft – angeblich für zehn Millionen Euro. Und neuesten Gerüchten zufolge soll er auf dem „Millionärshügel“ in Feldafing ebenfalls luxuriöses Wohneigentum erworben haben. Hintergrund: Die neue Mätresse des Prinzen, Suthida, 32, lebt in München. Sie war früher Stewardess bei Thai Airways. Sein elfjähriger Sohn Dipankorn soll angeblich schon, betreut von einem Stab an Bediensteten, in Bayern wohnen und zur Schule gehen.

    Klingt alles ein wenig unstet? Dann sollten wir noch einen Blick auf das Liebesleben des Thronfolgers werfen: Maha Vajiralongkorn hat sieben Kinder von drei Frauen. Von Prinzessin Srirasmi, der Mutter des jüngsten Buben Dipankorn, trennte er sich 2014. Sie erhielt eine Millionenabfindung und verzichtete auf alle Titel und das Sorgerecht.

    Auch Pudel Foo Foo wurde zum Promi

    Sogar der inzwischen verstorbene Pudel Foo Foo brachte es durch diverse Videos im Internet zu einiger Prominenz. Einmal soll der Kronprinz ihm zu Ehren ein großes Fest geschmissen haben.

    Thailands Thronfolger, Kronprinz Maha Vajiralongkorn, und Königin Sirikit nach einem Krankenbesuch bei König Bhumipol im Dezember 2011.
    Thailands Thronfolger, Kronprinz Maha Vajiralongkorn, und Königin Sirikit nach einem Krankenbesuch bei König Bhumipol im Dezember 2011. Foto: Rungroj Yongrit/Archiv (dpa)

    Besonderes Aufsehen aber erregte Mitte Juli 2011 die Pfändung von Vajiralongkorns Boeing 737. Der Ulmer Wirtschaftsprüfer Werner Schneider hatte der königlichen Maschine am Münchner Flughafen kurzerhand einen Pfändungs-Kuckuck aufgeklebt. Als Insolvenzverwalter des früheren Augsburger Baukonzerns Walter Bau wollte er auf diese Weise eine seit 20 Jahren offene Forderung von rund 30 Millionen Euro gegen den thailändischen Staat eintreiben. Walter Bau hatte in Thailand eine Autobahn gebaut, dafür aber kein Geld gesehen.

    Der Prinz soll außer sich gewesen sein. Es folgten wochenlange juristische Auseinandersetzungen. Die Pfändung geriet zur Staatsaffäre. Maha Vajiralongkorn saß mit seinem Tross fest, ließ es sich aber so gut wie möglich gehen. Schließlich hinterlegte der thailändische Staat eine Bankbürgschaft über 38 Millionen Euro. Das Flugzeug, das der Prinz als ausgebildeter Pilot meist selbst fliegt, wurde Mitte August wieder freigegeben.

    Die Lust auf Bayern hat ihm die Affäre nicht verdorben. Bald darauf war er wieder da. Im April 2013 übte er am Allgäu Airport in Memmingerberg das Landen, indem er mit seiner Boeing ein „Touch and Go“-Manöver flog. Der Kronprinz am Steuer setzte für wenige Sekunden am Boden auf und startete sogleich wieder durch.

    Das Fliegen lernte Maha Vajiralongkorn in seiner Zeit beim Militär in Thailand und Australien. Es ist ja nicht so, dass sein Vater sich nicht bemüht hätte, aus dem jungen Mann einen guten Thronfolger zu machen. Seine Jugend verbrachte der Monarchensohn an teuren Privatschulen in Großbritannien und Australien. Er studierte und machte einen Abschluss in Geisteswissenschaften. Den religiösen Gepflogenheiten entsprechend lebte er sogar eine Zeitlang als buddhistischer Mönch.

    Maha Vajiralongkorn, der Hallodri

    Doch während sein Vater Bhumibol, der in jungen Jahren auch als Lebemann galt, irgendwann die Kurve kriegte, blieb Maha Vajiralongkorn ein Hallodri. Im Jahr 2007 kursierte ein Video, das den Prinzen und seine damalige Frau bei einer Party zeigt. Sie trägt nur einen Slip und füttert Pudel Foo Foo mit einer Geburtstagstorte. König Bhumibol hatte möglicherweise schon früh geahnt, dass die Lebensweise seines Sohnes eines Königs nicht würdig sein könnte: Im Jahr 1974 veranlasste er eine Verfassungsänderung. Seither kann auch eine Frau Herrscherin in Thailand werden. Seit vielen Jahren wird gemunkelt, dass dies Prinzessin Chakri Sirindhorn, 61, sein könnte. Das Volk liebt sie und nennt sie „Prinzessin Engel“. Auch in der Königsfamilie genießt sie hohes Ansehen.

    Vajiralongkorn stand dagegen lange Zeit nicht im royalen Rampenlicht. Erst in letzter Zeit hat er seinen schwer kranken Vater öfters bei Zeremonien vertreten. Das wirkte ein wenig wie Warmlaufen für den Thron. 2015 lud er zehntausende Thailänder zu einer Fahrradtour durch Bangkok zu Ehren seiner Mutter Sirikit ein. Er führte die Parade persönlich in sportlicher Kleidung auf einem Rennrad an. Die Imagekampagne hatte Erfolg. Im vergangenen Dezember wiederholte der Kronprinz die Tour zum Geburtstag seines Vaters.

    Doch am Wochenende lieferte Maha Vajiralongkorn einen neuen Beweis dafür, dass er nicht der Zuverlässigste ist. Er ließ verkünden, dass er sich erst in einem Jahr zum König krönen lasse und begründete das damit, dass er erst um seinen Vater trauern will. Die Trauerriten für Bhumibol dauern ein Jahr. Diese Entscheidung nährt Befürchtungen, dass ein Machtvakuum im Land entstehen könnte. Staatsoberhaupt wird in der Zwischenzeit Prem Tinsulanonda, der Vorsitzende des sogenannten Kronrats. Der Mann ist 96.

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