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Nahostkonflikt: Israel greift nach Beschuss erstmals wieder Ziel im Gazastreifen an

Nahostkonflikt

Israel greift nach Beschuss erstmals wieder Ziel im Gazastreifen an

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    Israel hat seine Angriffe auf den Gazastreifen fortgesetzt.
    Israel hat seine Angriffe auf den Gazastreifen fortgesetzt. Foto: Mohammed Saber (dpa)

    Israelische Kampfflugzeuge haben erstmals seit dem Krieg im Sommer wieder ein Ziel im Gazastreifen beschossen. Der Angriff auf eine "Terror-Einrichtung" der radikal-islamischen Hamas sei eine Reaktion auf den vorherigen Raketenbeschuss aus dem Küstengebiet, teilte das israelische Militär in der Nacht auf Samstag mit. Nach palästinensischen Angaben handelte es sich bei dem Ziel im Osten der südlichen Stadt Chan Junis um eine Übungsstätte des militärischen Hamas-Arms, den Al-Kassam-Brigaden. Verletzt wurde demnach niemand. 

    Erster israelischer Luftschlag seit dem Gaza-Krieg

    Der Nahost-Konflikt

    Israel, Palästinenser, Westjordanland, Gaza-Streifen, Hamas: Was Sie über den Nahost-Konflikt wissen müssen.

    1947 beschlossen die Vereinten Nationen, das von den Briten besetzte Palästina zu teilen - in einen arabischen und einen jüdischen Teil. Israel akzeptierte den Plan, die arabische Seite lehnte ihn ab.

    1948 proklamierte David Ben Gurion dort die Gründung des Staates Israel.

    Nur einen Tag später griffen Syrien, Libanon, Jordanien, Ägypten und der Irak den neuen Staat Israel an. Dieser konnte sich nicht nur verteidigen, Israel eroberte auch arabische Gebiete, die es bis heute besetzt hält.

    Bis heute streiten Israel und Palästinenser um diese besetzten Gebiete, darunter das Westjordanland (englisch: Westbank) mit Ost-Jerusalem und den Gazastreifen.

    1987 begann die palästinensische Bevölkerung in den besetzten Gebieten einen Aufstand gegen die israelische Besatzung, die sogenannte Intifada. 2000 begann die zweite Intifada, diesmal mit noch mehr militärischer Gewalt. Israel reagierte ebenfalls mit militärischen Mitteln.

    Ein gewaltiger Streitpunkt ist auch der israelische Siedlungsbau in den besetzten Gebieten. Auf den Golanhöhen, in Ost-Jerusalem und im Westjodanland schaffen die Israelis immer neue Siedlungen - und damit Tatsachen. Für die Palästinenser blieben diese Siedlungen Provokationen.

    Den Kampf gegen Israel führt vor allem die Hamas. Sie ist eine palästinensische Organisation mit dem Ziel, Israel durch Terror und Gewalt zu vernichten.

    Im Jahr 2005 räumten die Israelis den Gazastreifen.

    Die Hamas wurde 1987 gegründet. Seit 2007 stellt sie als politische Partei die Regierung des Gaza-Streifens.

    Zwischen Israel und Hamas kommt es immer wieder zur Eskalation von Gewalt. Im Sommer 2014 wurden israelische Städte mehrfach mit Raketen beschossen. Israel reagierte mit Luftangriffen.

    Es war der erste israelische Luftangriff seit Ende des 50-tägigen Gaza-Kriegs am 26. August. Zuvor hatten militante Palästinenser erstmals seither eine Rakete aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert. Auch dabei gab es keine Verletzten.

    Vertreter der palästinensischen Sicherheitsbehörden sagten, vor dem Angriff am frühen Samstagmorgen seien mehrere Kampfflugzeuge über den Gazastreifen geflogen. Die Übungsstätte sei anschließend von vier Raketen getroffen worden. Augenzeugen gaben an, mehrere Explosionen gehört zu haben.

    Waffenruhe zwischen Israel und Palästinensern brüchig

    Chronologie: Vom Schülermord zur Bodenoffensive

    12. Juni - Drei jüdische Religionsschüler verschwinden auf dem Heimweg von ihrer Schule in einer Siedlung im Westjordanland.

    15. Juni - Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu beschuldigt die radikal-islamische Palästinenserorganisation Hamas der Entführung der Jugendlichen. Die Armee sucht nach ihnen und riegelt das südliche Westjordanland ab. Hunderte Hamas-Mitglieder werden in den folgenden Tagen festgenommen.

    30. Juni - Die Leichen der Vermissten werden auf einem Feld bei Hebron gefunden. In der Nacht fliegt die Luftwaffe massive Angriffe auf Ziele im Gazastreifen. Davor war Israel mit etwa 20 Kleinraketen beschossen worden.

    2. Juli - Die Leiche eines verschleppten 16-jährigen Arabers wird in einem Wald bei Jerusalem gefunden. Drei jüdische Tatverdächtige werden des Mordes angeklagt. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Rachemord nach dem Tod der drei israelischen Jugendlichen aus.

    8. Juli - Nach andauernden Raketenangriffen aus dem Gazastreifen startet die israelische Luftwaffe eine Offensive, Hunderte Ziele werden massiv bombardiert. Dabei sterben auch viele Zivilisten.

    17. Juli - Wenige Stunden vor einer humanitären Waffenruhe dringen 13 bewaffnete Palästinenser durch einen Tunnel nach Israel vor, die Luftwaffe beschießt das Kommando. Nach dem Ende der auf fünf Stunden befristeten Waffenruhe eskaliert die Lage wieder. Israel startet eine Bodenoffensive in dem dicht besiedelten Palästinensergebiet, um Tunnel und Raketenlager zu zerstören.

    19. Juli - Die israelische Armee weitet ihre Bodenoffensive aus. Die Lage der Bevölkerung in Gazastreifen wird immer dramatischer.

    20. Juli - Eine humanitäre Feuerpause zur Bergung von Toten in der Stadt Gaza bricht nach kurzer Zeit zusammen. Die israelische Bodenoffensive weitet sich zu einem Häuserkampf mit zahlreichen Toten auf beiden Seiten aus.

    22. Juli - Die US-Luftfahrtbehörde FAA verbietet amerikanischen Fluggesellschaft vorübergehend, Tel Aviv anzufliegen. Auch europäische Unternehmen stellen für mehrere Tage ihre Flüge ein.

    25. Juli - US-Außenminister John Kerry legt laut Medienberichten den Konfliktparteien einen Vorschlag über eine einwöchige Feuerpause vor, in der unter ägyptischer Vermittlung Gespräche über eine längerfristige Friedenslösung aufgenommen werden sollen. Israel lehnt vorerst ab.

    26. Juli - Eine zwölfstündige humanitäre Waffenruhe tritt in Kraft und hält. Israel und die Hamas hatten sich am Vortag darauf verständigt. Später wird sie um vier Stunden verlängert.

    26./27. Juli - Eine zwölfstündige Waffenruhe tritt in Kraft. Eine Verlängerung lehnt die Hamas ab, die beiderseitigen Angriffe gehen weiter. Die Zahl der Toten im Gazastreifen steigt auf mehr als 1000.

    28. Juli - Der UN-Sicherheitsrat fordert eine «sofortige und bedingungslose humanitäre Waffenruhe». Doch die Kämpfe gehen weiter.

    30. Juli - Nach dem Beschuss einer UN-Schule im Gazastreifen mit 20 Toten hagelt es Kritik an Israel.

    31. Juli - Israel weitet seine Offensive aus. Die Armee hat nach Medienberichten weitere 16.000 Reservisten mobilisiert.

    Der Beschuss aus dem Gazastreifen war der dritte Angriff auf Israel aus dem Gebiet seit Inkrafttreten der Waffenruhe zwischen Israel und den Palästinensern Ende August. Im September und Oktober feuerten militante Palästinenser jeweils eine Mörsergranate auf Israel ab. Im 50-tägigen Krieg zwischen Israel und den Palästinensern waren mehr als 2100 Palästinenser und mehr als 70 Israelis getötet worden. 

    Israel: Hintergründe zum Nahost-Konflikt

    Gebiete: Der Gazastreifen bildet mit dem Westjordanland (Westbank) und Ostjerusalem die palästinensischen Gebiete im Staat Israel. Im Sechstagekrieg vom Juni 1967 konnte Israel die Gebiete unter seine Kontrolle bringen.

    Gebiete: Der Gazastreifen ist ein Küstengebiet am östlichen Mittelmeer zwischen Israel und Ägypten. 2012 lebten dort circa 1,7 Millionen Menschen.

    Gebiete: Von den rund 2,4 Millionen Bewohnern des Westjordanlands (Schätzung 2012) sind 83 Prozent Palästinenser und 17 Prozent Juden, die in schätzungsweise 355 israelischen Siedlungen leben.

    Gebiete: Israels Hauptstadt ist Jerusalem. Die Stadt wird von Christen, Juden und Muslimen als Heilige Stadt angesehen. Ostjerusalem wird von gemäßigteren Palästinenser-Organisationen als Hauptstadt eines zukünftigen Staates beansprucht, während radikalere Palästinenser-Organisationen die gesamte Stadt als Hauptstadt fordern.

    Gemäßigte Gruppe: Die Fatah ist eine politische Partei in den Palästinensischen Autonomiegebieten. Unter ihrem verstorbenen Vorsitzenden Jassir Arafat hat die Partei 1993 das Existenzrecht Israels anerkannt. Die Partei bekannte sich zum Friedensprozess und schwor dem Terrorismus als politischem Mittel ab.

    Radikale Gruppe: Die Hamas ist eine sunnitisch-islamistische Palästinenser-Organisation, die den Staat Israel mit terroristischen Mitteln beseitigen und einen islamisch-theokratischen Staat in Palästina mit Jerusalem als Hauptstadt errichten will.

    Konflikt: Israel räumte den Gaza-Streifen 2005. Durch den Rückzug des lange dort stationierten israelischen Militärs entstand ein Machtvakuum. 2006 gewann die Hamas eine demokratische Wahl. Im Juni 2007 entbrannte zwischen Fatah und Hamas ein Kampf um Gaza. Im Verlauf der Kämpfe gewannen die Milizen der Hamas militärisch die Oberhand über den Gazastreifen. Seitdem kommt es mit Israel zu Konflikten.

    Israel: Am 14. Mai 1948 wurde der Staat Israel als parlamentarische Republik gegründet. Es lebten circa 8 Millionen Menschen in Israel. Hauptstadt ist Jerusalem.

    Israel: Präsident Israels ist seit 2007 Schimon Peres. Ministerpräsident ist seit 2009 Benjamin Netanjahu, der einer Koalition aus fünf Parteien vorsteht.

    Israel: Das Judentum wird aus historischen Gründen zu den Weltreligionen gerechnet, obwohl ihm nur circa 13,5 Millionen Menschen angehören (Christentum circa 2,3 Milliarden, Islam circa 1,4 Milliarden). Alle drei Religionen gelten als Abrahamitische Religionen, da sie sich auf den gemeinsamen Stammvater Abraham beziehen.

    Am Freitagabend kam es zudem im Osten der Enklave zu Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischen Soldaten. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza wurden dabei sechs junge Palästinenser verletzt.

    Gaza: Zusammenstöße am Grenzzaun

    Augenzeugen zufolge versammelten sich Dutzende junge Palästinenser am Grenzzaun östlich der Stadt Dschabalia. Sie trugen demnach palästinensische Fahnen bei sich, riefen anti-israelische Sprüche und bewarfen israelische Soldaten mit Steinen. Letztere hätten Schüsse abgegeben, um die Menge auseinanderzutreiben. Dabei seien die sechs jungen Menschen verletzt worden. An der Stelle treffen sich jeden Freitag Palästinenser, um gegen die Blockade des Gazastreifens durch Israel zu protestieren. dpa/AZ

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