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Barmer-Krankenhausreport: Kliniken müssen sich besser auf alte Patienten einstellen

Barmer-Krankenhausreport

Kliniken müssen sich besser auf alte Patienten einstellen

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    Die Zahl älterer und mehrfach kranker Patienten im Krankenhaus ist laut Barmer-Krankenhausreport binnen zehn Jahren um 80 Prozent gestiegen.
    Die Zahl älterer und mehrfach kranker Patienten im Krankenhaus ist laut Barmer-Krankenhausreport binnen zehn Jahren um 80 Prozent gestiegen. Foto: Oliver Berg, dpa (Symbolbild)

    In den bayerischen Krankenhäusern liegen immer mehr Patienten, die älter als 70 sind und an mehreren Krankheiten leiden. Bundesweit ist die Zahl der Betagteren in Kliniken nach Angaben der Krankenkasse Barmer von 2006 bis 2015 um 80 Prozent auf etwa zwei Millionen Menschen gestiegen. Und diese älteren Patienten sieht die Barmer in Krankenhäusern oft nicht optimal versorgt. In ihrem Krankenhausreport kritisiert sie „finanzielle Fehlanreize“. Die führten dazu, dass sich die Behandlungsdauer der Älteren immer öfter nach den größten Erlösen der Kliniken richtetet – und nicht nach individuellen medizinischen Gesichtspunkten.

    Der Report erklärt das Problem anhand der sogenannten „geriatrischen frührehabilitativen Komplexbehandlung“ (GFKB). Geriatrie ist der Fachbegriff für Altersheilkunde. Die GFKB wird etwa nach einem Oberschenkelhalsbruch bei Patienten, die über 70 sind und mehrere Krankheiten haben, angewendet. Ziel ist die Wiederherstellung ihrer Mobilität und Selbstständigkeit. Diese Behandlung nehme in Kliniken extrem zu, obwohl sie teurer und nicht besser sei als eine normale Reha. Kliniken können laut Barmer eine höhere Pauschale abrechnen, wenn ein Patient mindestens zwei Wochen stationär die GFKB erhält.

    Bayern nimmt im Barmer-Report den besten Platz ein

    Jutta Werther, Internistin und Geriaterin am Klinikum Augsburg, widerspricht diesen Vorwürfen entschieden. Auch am Klinikum steigt die Zahl der hochbetagten Patienten. Sie benötigen, wie Werther ausführt, eine deutlich umfangreichere pflegerische und medizinische Behandlung, die im Klinikum gewährleistet sei. Jede GFKB prüfe der medizinische Dienst. Sie könne, wenn der Patient sich schneller erholt, jederzeit abgebrochen werden. Bayern nimmt im Barmer-Report übrigens den besten Platz ein: Mit 4,3 Prozent hat der Freistaat bundesweit den niedrigsten Wert an Geriatrie-Patienten mit GFKB.

    Kritik übt auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz. Vorstand Eugen Brysch machen vor allem die Demenzpatienten Sorge. Es fehle unter anderem an speziell geschultem Pflegepersonal, das die Demenzkranken in der Klinik dauerhaft betreut. „Finanzielle Anreize für eine gute Versorgung älterer Patienten setzen Bund und Länder nicht. Vielmehr ignoriert die Krankenhausplanung diese Entwicklung. So ist für viele Demenzkranke das Krankenhaus ein gefährlicher Ort.“

    Hasenbein: Personal schulen und aufstocken

    Dass in der Behandlung von Demenzerkrankten auch in Bayern Handlungsbedarf besteht, bestätigt Siegfried Hasenbein. Die Schulung des Krankenhauspersonals im Umgang mit Demenzpatienten ist nach Ansicht des Geschäftsführers der Bayerischen Krankenhausgesellschaft ebenso wichtig wie die Aufstockung des Personals. „Letzteres ist aber eine Finanzierungsfrage.“ Doch habe Bayern schon früh auf den Anstieg älterer Patienten reagiert. So sei nicht nur die Zahl der geriatrischen Betten erhöht worden, auch knapp 90 Akutgeriatrien seien aufgebaut worden, also Krankenhausabteilungen, die sich auf die Altersheilkunde spezialisiert haben.

    Zehn Anzeichen für Alzheimer

    Die Initiative Alzheimer Forschung nennt zehn Anzeichen für Alzheimer.

    1. Gedächtnislücken in Alltag und Beruf.

    2. Probleme beim Planen und Problemlösen, zum Beispiel beim Backen altbekannter Rezepte.

    3. Probleme mit gewohnten Tätigkeiten wie Routineaufgaben bei der Arbeit.

    4. Räumliche und zeitliche Desorientierung beim Lesen der Uhr oder Nennen der Jahreszahl.

    5. Wahrnehmungsstörungen beim Erkennen von Farben, Kontrasten oder beim Lesen.

    6. Neue Sprach- oder Schreibschwäche mit Stocken im Satz oder den "Faden verlieren".

    7. Verlegen von Gegenständen - die Brille im Kühlschrank oder der Autoschlüssel im Brotkorb.

    8. Eingeschränktes Urteilsvermögen bei der Wahl der Kleidung oder im Umgang mit Geld.

    9. Rückzug aus dem Leben und aus dem Freundeskreis.

    10. Persönlichkeitsveränderung: starkes Unbehagen außerhalb vertrauter Räume oder plötzliches Misstrauen.

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