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Verschleierung: Kommt ein Burka-Verbot in Deutschland? Fragen und Antworten

Verschleierung

Kommt ein Burka-Verbot in Deutschland? Fragen und Antworten

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    Die Debatte um ein Burka-Verbot spaltet die deutsche Politik. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu.
    Die Debatte um ein Burka-Verbot spaltet die deutsche Politik. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu. Foto: Boris Roessler (dpa)

    Was ist eine Burka?

    Die Burka ist ein bodenlanger Überwurf, der den gesamten Körper verhüllt. Die Frau sieht nur durch einen schmalen Sehschlitz mit Stoffgitter. Getragen wird die Burka vor allem in Afghanistan sowie in Pakistan.

    Andere Verschleierungsarten lassen in Abstufungen mehr von Gesicht und Körper erkennen: Der Hidschab, das einfache Kopftuch, wird von Musliminnen in Europa am häufigsten getragen.

    Die Amira und der Chimar bedecken auch die Schultern bzw. den Oberkörper. Der aus dem Iran stammende schwarze Tschaddor bedeckt den ganzen Körper, lässt aber das Gesicht frei. Auf der arabischen Halbinsel und unter strenggläubigen Musliminnen im Westen findet sich häufig der Niqab, ein Schleier, der Haare und Gesicht unterhalb der Augen verdeckt.

    Worauf gründet sich das Verschleierungsgebot für islamische Frauen?

    Im Islam sind viele gläubige Frauen mit Schleiern verhüllt. Die Burka ist nur die bekannteste Form der Verschleierung. Es gibt auch Nikab, Hidschab und Tschador. Ein Überblick.
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    Im Islam sind viele gläubige Frauen mit Schleiern verhüllt. Die Burka ist nur die bekannteste Form der Verschleierung. Es gibt auch Nikab, Hidschab und Tschador. Ein Überblick.

    Laut einer Prophetenüberlieferung (Hadith) soll Mohammed den Frauen aufgetragen haben, in der Öffentlichkeit nicht mehr zu zeigen als Gesicht und Hände. Das wäre ein theologisches Argument gegen die Burka, wenn das Hadith dem Religionsgründer nicht sogar von Eiferern in den Mund gelegt wurde. Der Koran, die maßgebliche Quelle, gebietet Musliminnen lediglich, sie sollten "etwas von ihrem Gewand über sich ziehen" (Sure 33, Vers 59) bzw. "ihren Schleier über ihren Busen ziehen" (24,31). Auf dieser Grundlage entwickelten sich im Laufe von Jahrhunderten im Zusammenspiel mit Kommentaren von Schariagelehrten und regionalen Gebräuchen die heutigen Verschleierungsformen.

    Wer ist in der gegenwärtigen Debatte für, wer gegen das Burkaverbot?

    Die Länderinnenminister der Union wollen in Kürze die "Berliner Erklärung" verabschieden, die unter anderem ein Burkaverbot fordert. Auch CDU-Vize Julia Klöckner und CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn zählen zu den Befürwortern eines Verbots. Unterstützt wird es ebenfalls von der Deutschen Polizeigewerkschaft. Die CSU steht geschlossen hinter dem Vorstoß. Ein Verbot der Ganzkörperverschleierung zählt zudem zu den Standardforderungen der AfD.

    Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) hält die Initiative dagegen für verfehlt. Man könne nicht alles verbieten, was einem nicht gefällt, sagte er. Bundespräsident Joachim Gauck zählt ebenfalls zu den Gegner wie auch die Spitzen von SPD, Grünen und Linken.

    Wie argumentieren die Forderer eines Burkaverbots und was sagen die Gegner?

    Die Verbotsbefürworter sehen die Burka als Zeichen für Integrationsverweigerung und als Symbol für die Unterdrückung der Frau. Für sie ist die mehr oder weniger erzwungene Verschleierung ein Schlag ins Gesicht der offenen Gesellschaft und ein Rückschritt für die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern. Außerdem spielen Sicherheitsbedenken eine Rolle, da die Verhüllung Anschläge erleichtern könnte. Auch eine Gefährdung des Straßenverkehrs befürchten einige. Dass ein Verbot durchsetzbar sei, zeige das Beispiel Frankreich. Innerislamische Burka-Kritiker verweisen darauf, es gebe keine religiöse Basis für die Burka.

    Verbotsgegner sprechen von populistischer Symbolpolitik und einer Scheindebatte angesichts der wenigen Burkaträgerinnen in Deutschland. Ein entsprechendes Gesetz sei überdies verfassungswidrig. Es verstoße gegen Religionsfreiheit und Gleichbehandlung, solange Frauen die Burka freiwillig tragen. Zudem helfe ein Verbot nicht den Frauen, die dazu gezwungen würden, weil sie ohne Burka womöglich nicht einmal das Haus verlassen dürften.

    Wie viele Musliminnen in Deutschland tragen überhaupt die Burka?

    Dazu gibt es keine verlässlichen Schätzungen. Laut einer Studie des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge tragen rund 70 Prozent der Musliminnen in Deutschland gar kein Kopftuch. Die Burka spielt so gut wie keine Rolle. Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor schätzt, dass bundesweit "vielleicht 100" Frauen das archaische Gewand tragen. (KNA)

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