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Urteil in den USA: Kostenloses Pay-TV: Wird Schwarzsehen bald legal?

Urteil in den USA

Kostenloses Pay-TV: Wird Schwarzsehen bald legal?

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    Wie sieht die Zukunft des Fernsehens aus?Darauf könnte das jetzige Urteil großen Einfluss haben.
    Wie sieht die Zukunft des Fernsehens aus?Darauf könnte das jetzige Urteil großen Einfluss haben. Foto: lassedesignen, Fotolia

    Für die einen ist es Diebstahl, für andere eine moderne Version von David gegen Goliath. Fest steht, der Fall, der vor dem amerikanischen Supreme Court eröffnet wurde, könnte die Welt des Fernsehens von Grund auf verändern: Mehrere Branchenriesen haben vor dem obersten US-Gericht ein Internet-Start-up verklagt, das ihr jahrzehntealtes Geschäftsmodell ins Wanken bringt.

    Das New Yorker Unternehmen Aereo hat einen Weg gefunden, die teuren Inhalte von Kabelanbietern gratis abzugreifen und verkauft sie zum Spottpreis an seine Kunden. Für die großen Sendeanstalten und Netzbetreiber begeht Aereo geistigen Diebstahl, doch der Fall ist nicht ganz so einfach: Zum Entsetzen der Platzhirsche ist das Geschäftsmodell der Firma seit zwei Jahren von mehreren Gerichten abgesegnet worden.

    In den USA dominieren die Empfangsmodelle Kabel und Satellit. Beide sind kostenpflichtig. Die Sendeanstalten haben aber außerdem eine Verpflichtung, Inhalte über die Antenne frei zugänglich zu machen. Dieses instabile Angebot wird von weniger als acht Prozent der Zuschauer genutzt und spielte bislang wirtschaftlich keine Rolle.

    Die Folgen für das Pay-TV sind auch in Europa unabsehbar

    Das 2012 gegründete Aereo nutzt nun tausende winziger Antennen, um das terrestrische Programm auf digitale Rekorder zu speichern. Von dort wird es an die Computer von Abonnenten gestreamt.

    Aereo beruft sich auch auf den sogenannten "Sony Betamax"-Fall aus dem Jahr 1984. Damals entschied der Supreme Court, dass Konsumenten das Recht haben, Fernsehausstrahlungen auf Video aufzunehmen, so lang sie die Aufnahmen nicht öffentlich vorführen oder weiterverkaufen. Die Kläger im aktuellen Fall werfen Aereo vor, digitale Kopien zu verhökern, aber Aereo vergleicht sich mit Sony: Die Firma dürfe Videorekorder verkaufen und Aereo verkaufe nur den Zugang zu legal aufgestellten Antennen.

    Es geht um viel Geld. Dem Magazin Forbes zufolge finanziert sich etwa der Sender CBS zu 50 Prozent über Gebühren von Kabelgesellschaften. Im Jahr müssen die Kabelbetreiber den Programmanbietern rund 2,5 Milliarden Dollar überweisen. Wenn der Supreme Court das Geschäftsmodell von Aereo absegnet, gibt es dafür wohl keinen Grund mehr. Auch die Folgen für das von den US-Inhalten abhängige Pay-TV in Europa wären unabsehbar.

    Aereo hat mächtige Unterstützer

    Die neun Richter unterzogen am Dienstag beide Seiten einer kritischen Befragung. "Ihr technisches Modell basiert einzig darauf, gesetzliche Vorgaben zu umgehen, denen Sie nicht entsprechen wollen", hielt der oberste Richter John Roberts Aereo entgegen. "Ich frage mich, ob Sie mir irgendeinen anderen Grund für Ihre Technik nennen können?" Andererseits ließen die Richter keinen Zweifel daran, dass es für die großen Sender nicht genügt, auf ihre Produktionskosten zu verweisen.

    Kann eine Aufnahme, die zu Hause legal wäre, im Netz verboten sein? Immer wieder wurde auf das längst etablierte Cloud Computing verwiesen, bei dem Firmen Speicherplatz zur Verfügung stellen, auf den Kunden über das Internet zugreifen können. Aereo wird unter anderem von der Computer and Communications Industry Association unterstützt, die Unternehmen wie Google, Microsoft, Ebay, Samsung oder T-Mobile vertritt.

    Diese Seite fürchtet bei einem Verbot Auswirkungen vom Internetfernsehen bis hin zu Hyperlinks. Sogar die American Cable Association hat sich auf die Seite von Aereo geschlagen, genauso wie einige Satellitenanbieter - aus ihrer Sicht verhindert eine Ablehnung nicht nur eine legale Empfangsmöglichkeit, sondern auch den Wettbewerb. Das Urteil wird für Juni erwartet.

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