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Italien: Migranten weiter auf Schiff - Minderjährige dürfen von Bord

Italien

Migranten weiter auf Schiff - Minderjährige dürfen von Bord

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    Migranten beten an Bord des italienischen Küstenwachschiffes "Diciotti" im Hafen von Catania.
    Migranten beten an Bord des italienischen Küstenwachschiffes "Diciotti" im Hafen von Catania. Foto: Orietta Scardino/ANSA/dpa

    Nach tagelangem Warten an Bord durften die minderjährigen Migranten das Schiff "Diciotti" der italienischen Küstenwache in Sizilien verlassen. Die rund 30 unbegleiteten Minderjährigen konnten in der Nacht zu Donnerstag im Hafen von Catania an Land gehen. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen erklärte, nun endlich die 27 Jugendlichen treffen zu können. Laut Innenministerium in Rom sind sie alle zwischen 14 und 16 Jahre alt. 

    Das Schiff war mit 177 Migranten an Bord in den Hafen eingefahren.
    Das Schiff war mit 177 Migranten an Bord in den Hafen eingefahren. Foto: Orietta Scardino/ANSA(/dpa

    Die übrigen der ursprünglich 177 Menschen, die das Schiff "Diciotti" vor einer Woche auf See aufgenommen hatte, durften allerdings weiterhin nicht aussteigen. Italiens Innenminister Matteo Salvini verlangt, dass auch andere EU-Länder Migranten von dem Schiff übernehmen. Salvini schimpfte am Donnerstag auf die Migranten an Bord. "Auf der "Diciotti" sind nur illegale Einwanderer", erklärte der Chef der rechten Lega und Vize-Premier. Nach Medienberichten hat die Staatsanwaltschaft in Sizilien Ermittlungen gegen Unbekannt wegen Freiheitsentzuges aufgenommen. "Es ist kein Unbekannter, ERMITTELT GEGEN MICH!", schrieb Salvini. "Ich bin es, der will, dass keine weiteren ILLEGALEN in Italien anlegen." 

    Das Schiff liegt seit Montagabend in dem sizilianischen Hafen. Die Migranten waren am Donnerstag vor einer Woche aus Seenot gerettet worden. Die Bundesregierung zögert derzeit mit einer möglichen Übernahme von Migranten des italienischen Rettungsschiffs. Die Europäische Kommission hatte sich mit einem Aufnahmeersuchen auch an Deutschland gewandt. Eine Entscheidung über eine Aufnahme sei aber noch nicht getroffen, hieß es am Mittwoch aus dem Bundesinnenministerium in Berlin. Deutschland stehe zwar grundsätzlich zu seiner "humanitären Verantwortung im Rahmen der europäischen Solidarität". Eine Sprecherin sagte, die Bundesregierung erwarte aber, dass sich auch andere Mitgliedstaaten an einer Aufnahmeaktion beteiligten. Sie betonte: "Solidarität kann keine Einbahnstraße sein."

    Italien hatte Brüssel am Sonntag aufgefordert, EU-Länder zu finden, die bereit sind, Migranten zu übernehmen. Erst dann will Innenminister Matteo Salvini die Menschen an Land gehen lassen.

    Eine Sprecherin der EU-Kommission wiederholte in Brüssel die Aussagen der Vortage: Man sei noch immer im Gespräch mit den EU-Staaten und rufe jeden dazu auf, sich an einer schnellen Lösung zu beteiligen. "Vorrangig sollte natürlich für alle sein, sicherzustellen, dass diese Menschen die Versorgung erhalten, die sie brauchen."

    Schiffe mit Flüchtlingen finden kaum noch Häfen, in denen sie anlegen können

    Laut EU-Kommission bekommt Italien zwischen 2014 und 2020 zur Bewältigung der Migration mehr als 850 Millionen Euro aus EU-Mitteln. Zusätzlich zu gut 650 Millionen Euro aus regulären EU-Fonds seien mittlerweile mehr als 200 Millionen Euro Soforthilfe bereitgestellt worden. Am Dienstag seien weitere 9 Millionen Euro zur Versorgung von Asylbewerbern und Schutzberechtigten vergeben worden. Das Geld soll vor allem die medizinische Lage von mehr als 42.000 Menschen in den Aufnahmelagern etwa in der Toskana und auf Sizilien verbessern.

    Malta und Italien liefern sich seit Wochen Gefechte um die Verantwortung für die Aufnahme geretteter Flüchtlinge. Auf der Mittelmeerinsel werden auch mehrere deutsche Seenotrettungsschiffe wie die "Lifeline" oder "Sea Watch" festgehalten. Maltas Innenminister bekräftigte in einem Interview mit dem MDR-Magazin "Exakt", dass die maltesischen Häfen für Rettungsschiffe von Nichtregierungsorganisationen vorerst geschlossen bleiben sollen: "Wir schließen unsere Häfen solange, bis wir alle notwendigen Informationen haben. Wenn wir dann zufrieden sind, können sie auslaufen." Dabei geht es unter anderem darum, wie die Schiffe registriert sind.

    Bei einem neuen Massenansturm afrikanischer Migranten gelangten am Mittwoch mindestens 115 Menschen von Marokko aus in die spanische Nordafrika-Exklave Ceuta. Sie überwanden gewaltsam den sechs Meter hohen doppelten Grenzzaun, wie ein Sprecher der Regierungsvertretung in Ceuta derDeutschen Presse-Agentur sagte. Sieben Polizisten, die versuchten, die Migranten abzuwehren, seien verletzt worden. In der Nähe von Ceuta sowie der ebenfalls spanischen Nordafrika-Exklave Melilla, 250 Kilometer weiter östlich, harren Zehntausende Afrikaner auf eine Gelegenheit, in die EU zu gelangen.

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