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Simbabwe: Militär stürzt Robert Mugabe in Simbabwe: Ende der Dynastie-Pläne

Simbabwe

Militär stürzt Robert Mugabe in Simbabwe: Ende der Dynastie-Pläne

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    Robert Mugabe wurde in Simbabwe gestürzt.
    Robert Mugabe wurde in Simbabwe gestürzt. Foto: Tsvangirayi Mukwazhi, dpa

    Die Anzeichen für einen Staatsstreich sind offensichtlich. Panzer, die durch die Hauptstadt rollen, zählen dazu, auch Feuergefechte, Soldaten, die den Präsidenten Roland Mugabe in seiner Residenz unter Hausarrest stellen. Wenn sich dann noch einer der höchsten Armee-Generäle live im besetzten Staatssender an die Nation wendet, dann darf man davon ausgehen, dass der Status Quo der Vergangenheit angehört.

    So passierte es in der Nacht zu Mittwoch in Simbabwe, wo die Armee sich anschickt, dem bereits 93-jährigen Despoten die Planung für eine Mugabe-Dynastie mit ewigem Familienzugriff auf die Staatskasse zu vermasseln. Da macht es auch keinen Unterschied, dass General Sibusiso Moyo partout nichts von einem „Putsch“ wissen wollte. „Seine Exzellenz, der Präsident, und seine Familie sind in Sicherheit“, sagte Moyo bei seiner Fernseh-Ansprache. Es gehe darum, „Kriminelle in Mugabes Umfeld zur Strecke zu bringen, die im Land soziales und ökonomisches Leid anrichten“.

    Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist Mugabes 37 Jahre andauernde Ausbeutung Simbabwes beendet. Der ehemalige Vize-Präsident Emmerson Mnangagwa, der Anfang November noch von Mugabe nach Südafrika verjagt worden war, steht kurz vor der Machtübernahme. Das Militär fordert, dass Mugabe bis spätestens Donnerstag zurücktritt und sein Amt an Mnangagwa übergibt. So soll dem bislang weitgehend unblutigen Machtwechsel ein einigermaßen verfassungsmäßiger Anschein gegeben werden. Schließlich droht die Afrikanische Union (AU) Verantwortlichen von Staatsstreichen mit Sanktionen. Weigert sich Mugabe jedoch, könnte die Lage aber ohne Rücksicht auf die Folgen eskalieren.

    Simbabwe: Robert Mugabe scheiterte beim Aufbau einer Dynastie

    Mugabe weiß, dass die Lage aussichtslos ist. Die Jahrzehnte, in denen er Simbabwe wie einen familienbetriebenen Selbstbedienungsladen geführt hat, sind vorbei. Die Tatsache, dass er die Opposition brutal unterdrückte und das einst florierende Simbabwe im Jahr 2008 in eine der weltweit höchsten Inflationsraten seit dem Zweiten Weltkrieg führte, konnte ihn nicht stürzen. Letztlich wurde ihm der Versuch zum Verhängnis, um jeden Preis seine Ehefrau und einstige Sekretärin Grace als seine Nachfolgerin in Position zu bringen.

    Immer aggressiver hatte Grace Mugabe zuletzt ihre politischen Ambitionen vorangetrieben, um die Zukunft der Familie an der Spitze ihres zum maroden Selbstbedienungsladen umfunktionierten Staates zu sichern. Ihr 40 Jahre älterer Mann war bei Kabinettssitzungen immer wieder eingeschlafen oder hatte sie gleich ganz verpasst, weil er sich in Singapur seinen Prostatakrebs behandeln ließ. Er hat ausreichend Überlebenswillen, um die Krankenhäuser in seiner abgewirtschafteten Heimat zu meiden.

    Zunächst ließ sich die für ihre schamlosen Einkaufstouren berüchtigte Präsidentengattin an die Spitze der Frauenliga der Regierungspartei ZANU-PF wählen. Dann veranlasste sie im Jahr 2014 unter wüsten Beschimpfungen („Dämonin“) die Entlassung der vergleichsweise gemäßigten Vize-Präsidentin Joice Mujuru – eine der Kandidatinnen auf die Mugabe-Nachfolge. Im kommenden Jahr stehen Wahlen an, und der Mugabe-Clan machte sich erneut an die Entsorgung des wichtigsten internen Gegenkandidaten für die Nachfolge. Erst vor wenigen Tagen erwischte es also Mnangagwa, den amtierenden Vize-Präsidenten. 40 Jahre hatte er als Leibwächter, Geheimdienstchef, Verteidigungsminister und Justizminister die Drecksarbeit für Mugabe erledigt, mehrere Massaker während der 80er Jahre in Oppositionsgegenden werden mit ihm in Verbindung gebracht. Noch heute nennen sie ihn verängstigt „das Krokodil“.

    Grace Mugabe bezeichnete ihn dagegen als „eine Schlange, der man den Kopf einschlagen muss“. Anfang November folgte die Entlassung. Mnangagwa ahnte, dass er sich in Lebensgefahr befand. Er floh in das benachbarte Südafrika, das am Mittwoch seine Rückreise nach Simbabwe ermöglichte – ein Zeichen, dass die politische Veränderung von dem mächtigen Nachbarn abgesegnet werden wird.

    Robert Mugabe muss wohl nicht um sein Leben fürchten

    Augenscheinlich hatte Grace Mugabe die Nähe ihres Widersachers zur Armee unterschätzt. Schon am Montag hatte Armee-Chef Constantino Chiwenga bei einer Pressekonferenz gedroht, dass die Armee einschreiten könnte. Und zwar fast geschlossen: Im Saal waren die meisten Armeeführer als Zeichen der Unterstützung. Ein womöglich noch wichtigerer Grund: Der Regierung fehlten zuletzt die finanziellen Mittel, die das Militär über Jahre hinweg gnädig gestimmt hatten. Die Inflationsrate steigt wieder rasant, der Staat ist nahezu bankrott.

    Robert Mugabe selbst muss wohl nicht um sein Leben fürchten. Gerade in ländlichen Gebieten wird Mugabe noch immer als Held des Befreiungskampfes gegen das frühere Apartheidregime gefeiert, ein Mord an ihm könnte unkontrollierbare Unruhen nach sich ziehen.

    Hier lesen Sie ein Porträt über Robert Mugabe: Vom Freiheitskämpfer zum Despoten

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