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Medienbericht: NSA hörte offenbar bereits Kanzler Gerhard Schröder ab

Medienbericht

NSA hörte offenbar bereits Kanzler Gerhard Schröder ab

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    Der US-Geheimdienst NSA soll auch das Telefon des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder abgehört haben.
    Der US-Geheimdienst NSA soll auch das Telefon des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder abgehört haben. Foto: Kay Nietfeld/Archiv (dpa)

    Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung und des Rundfunksenders NDR wurde Schröder spätestens 2002 unter der Nummer 388 in die sogenannte National Sigint Requirement List aufgenommen, auf der überwachte Personen und Institutionen verzeichnet wurden. Unter Berufung auf US-Regierungskreise und NSA-Insider berichtete die Zeitung, Grund für die Überwachung seien Schröders ablehnende Haltung gegen die Vorbereitung des Irak-Kriegs und die Sorge vor einem Bruch in der NATO gewesen.

    Der Spionagedienst NSA

    Die National Security Agency (NSA) gilt als mächtigster, geheimster und wohl auch teuerster der 16 US-Spionagedienste.

    Gründung: Die dem Verteidigungsministerium unterstellte NSA wurde 1952 als Abhör- und Entschlüsselungsstelle für die Streitkräfte gegründet.

    Zentrale: Das Hauptquartier ist in Fort Meade nordöstlich von Washington.

    Hauptaufgaben: Die NSA soll elektronische Daten nachrichtendienstlich erfassen und sich mit Verschlüsselungstechnik (Kryptologie) befassen.

    Ausstattung: Die internationalen Kommunikationsnetze werden mit Abhörstationen in aller Welt, Nachrichtensatelliten und modernsten Großrechnern auf Schlüsselwörter überprüft.

    "Wir hatten Grund zur Annahme, dass (Schröder) nicht zum Erfolg der Allianz beitrug", zitierte die "Süddeutsche Zeitung" einen mit der Spionageaktion vertrauten Informanten. Nach Angaben der Zeitung stützt auch ein Dokument aus dem Bestand des NSA-Enthüllers Edward Snowden die Angaben. Das Papier, das offenbar aus jüngerer Zeit stamme, datiere den Beginn der Lauschaktion auf das Jahr 2002 und nenne den Namen Angela Merkel (CDU).

    Bislang sei dies so interpretiert worden, dass ein von der Kanzlerin genutztes Handy vor zwölf Jahren erstmals ausgespäht worden sei. Damals war Merkel noch CDU-Vorsitzende. NSA-Eingeweihte hätten nun jedoch eine neue Deutung des Snowden-Dokuments geliefert: Demnach habe der Auftrag des Abhörprogramms nicht der Person, sondern der Funktion gegolten.

    Schröder und Merkel auf der NSA-Liste

    Das Dokument zeige, dass seit 2002 der jeweilige Bundeskanzler abgehört worden sei. Auf der "National Sigint Requirement List" sei jeweils der aktuelle Name des Kanzlers oder der Kanzlerin notiert worden. Nach dieser Logik sei Merkel vermutlich von ihrem Amtsantritt 2005 an und Schröder vorher abgehört worden. Unklar sei, ob schon vor 2002 entsprechende Aufträge existierten.

    Die NSA wollte sich dem Bericht zufolge zu dem Vorgang nicht äußern. Altkanzler Schröder sagte der "SZ": "Damals wäre ich nicht auf die Idee gekommen, von amerikanischen Diensten abgehört zu werden; jetzt überrascht mich das nicht mehr." Er habe sich vor Bekanntwerden der NSA-Affäre das massenhafte Ausspähen nicht vorstellen können.

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