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Nina Hagen hat Geburtstag: Nina Hagen wird heute 60: Die Schreckschraube mit Herz

Nina Hagen hat Geburtstag

Nina Hagen wird heute 60: Die Schreckschraube mit Herz

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    Nina Hagen wird heute 60 Jahre alt.
    Nina Hagen wird heute 60 Jahre alt. Foto: Michael Kappeler (dpa)

    Es soll Menschen geben, die immerfort, wo sie auf Reisen hinkommen, an Schlagertexte denken. Hiddensee macht da keine Ausnahme. Zum ersten Mal auf der Ostsee-Insel und nach dem Besuch des Grabes von Gerhart Hauptmann, dem Dramatiker, sofort zum Leuchtturm gewandert, klar.

    Sanddornbüsche mit orangeroten Früchten links wie rechts – danke, Nina Hagen! Anfang des Jahrtausends war gerade die Ostalgie ausgebrochen und ein DDR-Oldie feierte Wiederauferstehung, wo es heißt: „Hoch stand der Sanddorn am Strand von Hiddensee. Micha, mein Micha und alles tat so weh.“

    Nina Hagen mischte die Rockmusik auf

    Der Hit „Du hast den Farbfilm vergessen“ über einen missglückten Urlaub aber kann nicht den Blick verstellen auf die Künstlerin Nina Hagen, die wie keine andere die Rockmusik aufgemischt hat und zeitlebens bei allen musikalischen Wandlungen doch eine Punkerin geblieben ist. Heute wird sie 60 Jahre alt. Mit 21 Jahren sah sie im Betonsystem der DDR keine Zukunft und ging in den Westen – als Ziehtochter des Systemkritikers Wolf Biermann. Der war zu der Zeit mit Ninas Mutter Eva-Maria Hagen liiert, einer in der DDR angesagten Schauspielerin.

    Zwischen ihr und der Tochter, da ging es mitunter rund. Nina wollte der „schleimigen Establishment-Schlagerkacke etwas entgegensetzen“ und zog nach London – gerade zu der Zeit, als die Sex Pistols anfingen, die Briten zu erschrecken.

    60. Geburtstag von Nina Hagen: Zirkusclown und Rumpelstilzchen

    Zurück in Deutschland gelang ihr mit der Nina Hagen Band ein ungewöhnliches Album. Nina baute fortan Koloraturen in ihren Vortrag ein, kiekste mal in scharfen Sopranhöhen, um dann in tiefen Alt zu versinken. Dazu grimassierte sie wie eine Mischung aus Zirkusclown und Rumpelstilzchen.

    Obendrein begeisterte Nina Hagen mit schnoddrigen Texten: „Auf’m Bahnhof Zoo im Damenklo“ oder „Dann lagen wir auf der Veranda übernander“. New Yorks Szene war begeistert, dass deutsche Frauen auch verrückte Hühner sein konnten. Trotz internationaler Erfolge blieben die deutschsprachigen Länder ihre Basis. Der Medienrummel konzentrierte sich indes nicht so sehr auf ihre Musik, sondern auf ihren Ruf als Schreckschraube. „Man wird immer als schrill und durchgeknallt vorgeführt“, beklagte sich die exaltierte Künstlerin einmal. Wobei sie allzu gerne auf der Klaviatur der guten Punk-Tante spielt.

    Nina Hagen vom großen Publikum oft belächelt

    Skandälchen mussten auch sein. 1979 demonstrierte sie in der TV-Talkshow „Club 2“ in Österreich zum Thema weibliche Sexualität – allerdings bekleidet –, wie die Frau am besten Hand bei sich anlegt. Vom großen Publikum oft belächelt aufgrund ihrer Vorliebe für Ufo- und Gottesvisionen, beweist Hagen doch einen kritischen Blick für das, was auf der Welt passiert.

    Sie setzt sich gegen Zwangspsychiatrie und für Pharmaopfer, gegen Tierversuche und für Menschenrechte ein. Und in einem Kinofilm wird sie die Hauptrolle übernehmen – mit Tochter Cosma Shiva, 34, einer angesehenen Schauspielerin, und Sohn Otis, 24.

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