Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Kommentar: Ohne Frieden in Syrien wird der Flüchtlingsstrom nicht enden

Kommentar

Ohne Frieden in Syrien wird der Flüchtlingsstrom nicht enden

    • |
    Die syrische Stadt Ariha ist nach andauernden Kämpfen im August 2015 zu großen Teilen zerstört. Solange der IS in Syrien wütet, wird der Flüchtlingsstrom nach Europa nicht abreißen.
    Die syrische Stadt Ariha ist nach andauernden Kämpfen im August 2015 zu großen Teilen zerstört. Solange der IS in Syrien wütet, wird der Flüchtlingsstrom nach Europa nicht abreißen. Foto:  Ariha Today Handout (dpa)

    Wie lange dauert ein Bürgerkrieg? Die schrecklichen Erfahrungen, die in den 90er Jahren in Algerien und im ehemaligen Jugoslawien gemacht wurden, sagen: ein Jahrzehnt. Nimmt man dies als Maßstab, dann steht Syrien – dort wird seit März 2011 gekämpft – noch eine schlimme Zeit bevor.

    Dies hat konkrete Auswirkungen auf die Flüchtlingskrise: Einerseits werden aus Syrien immer noch mehr Menschen fliehen. Andererseits eröffnet sich ihnen aufgrund des andauernden Krieges keine Rückkehrperspektive. Folglich werden viele versuchen, nach Europa zu gelangen. Dort erhoffen sie sich ein besseres Leben als in den Flüchtlingslagern der Region.

    Nicht nur kurzfristige Lösungen für Flüchtlingskrise suchen

    Auch aus diesen Gründen muss Europa neue Initiativen zur Beendigung des Syrienkriegs ergreifen – selbst wenn dies keine sofortigen Auswirkungen auf den Flüchtlingsstrom verspricht. Aber ohne eine Beseitigung der Fluchtgründe wird der Zustrom verzweifelter Menschen nach Europa nicht versiegen. Vor allem muss der Kampf gegen die Terrormiliz IS verschärft werden, die große Teile Syriens und des benachbarten Irak beherrscht.

    Ausgelöst hat den Bürgerkrieg in Syrien das brutale Verhalten des Assad-Regimes, das friedliche Demonstranten niederknüppelte, einsperrte und folterte. So brachte Damaskus die sunnitische Bevölkerungsmehrheit, die von der Teilhabe an der Macht weitgehend ausgeschlossen war, gegen sich auf und provozierte den bewaffneten Aufstand. Heute gelten diese Kräfte als „gemäßigte Rebellen“.

    Die Barbaren des IS

    Längst wird der Konflikt nicht mehr zwischen den beiden ursprünglichen Bürgerkriegsparteien ausgetragen. Dazugekommen sind vor allem die Barbaren der Terrormiliz Islamischer Staat. Sie eroberten Gebiete, die von den gemäßigten Rebellen bereits „befreit“ worden waren, und errichteten dort eine Schreckensherrschaft. Der muslimischen Bevölkerung werden die Regeln eines steinzeitlichen Islam aufgezwungen. Christen und Angehörige anderer Religionen werden verfolgt und auf bestialische Art ermordet. Inzwischen versucht der IS, das ganze Land einzunehmen.

    Von der Terrormiliz geht die größte Gefahr für Syrien, aber auch für die ganze Region aus. Die USA haben dies erkannt und fliegen, gemeinsam mit anderen Nationen, Luftschläge gegen die Terroristen, die von reichen Arabern aus den Golfstaaten mit Geld unterstützt wurden. Die USA helfen in Syrien vor allem den Kurden, die den Kampf am Boden führen.

    Westen im Kampf gegen den IS zu zögerlich

    Doch das US-Engagement ist nicht umfassend genug und daher auch nicht durchschlagend erfolgreich. Deutschland verhält sich ebenfalls zu zögerlich. Die einmalige Versorgung kurdischer Kämpfer mit Waffen reicht längst nicht aus. Die Unterstützung muss kontinuierlich sein und auch andere gegen den IS kämpfende Gruppen umfassen. Das liegt, angesichts des Flüchtlingsstroms, im ureigensten deutschen Interesse.

    Putin wird aktiv. Dummerweise hält er an Assad fest

    Der Kampf muss auch auf eine breitere Basis gestellt werden. Kann Russland dabei Partner sein? Präsident Wladimir Putin, der zu den Unterstützern des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad zählt (zusammen mit dem Iran und der libanesischen Hisbollah), lässt aktuell eine Operationsbasis für russische Lufteinsätze in Syrien anlegen. Gleichzeitig versucht er, eine Anti-IS-Allianz aus Assad-Regime, Kurden und gemäßigten Rebellen zu schmieden. Doch das kann nicht gelingen. Die USA und die Rebellen bestehen zu Recht auf dem Sturz Assads, dessen Armee weiter unentwegt Kriegsverbrechen begeht. Putin muss Assad fallenlassen. Dann könnte ein neues Kampfbündnis entstehen, das auf lange Sicht auch die Ursachen der Massenflucht aus Syrien beseitigt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden