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Gesundheit: Organspende: Kirchen kritisieren Spahns Vorschlag

Gesundheit

Organspende: Kirchen kritisieren Spahns Vorschlag

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    Die christlichen Kirchen in Baden-Württemberg sehen Jens Spahns Vorschlag zur Neuregelung von Organspenden kritisch.
    Die christlichen Kirchen in Baden-Württemberg sehen Jens Spahns Vorschlag zur Neuregelung von Organspenden kritisch. Foto: Soeren Stache, dpa (Symbolbild)

    Die christlichen Kirchen in Baden-Württemberg sehen die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgeschlagene Widerspruchslösung bei Organspenden kritisch. Der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden, Jochen Cornelius-Bundschuh, verwies darauf, dass die Würde des Menschen mit dem Tod nicht aufhöre. Sie sei ein Geschenk Gottes und umfasse die Integrität an Leib und Seele.

    "Der Schutz derjenigen, die nicht mehr für sich selbst eintreten können, wiegt höher als ein vermeintlicher Anspruch der Gesellschaft." Zustimmen und Ablehnen seien gleichrangige Möglichkeiten, und beide seien ethisch gerechtfertigt: ein Organ zu spenden, um einem anderen Menschen zu helfen, aber auch der Wunsch in Ruhe und ohne zusätzliche medizinische Intervention zu sterben. "Hier darf es keinen Zwang geben", teilte Cornelius-Bundschuh mit.

    Die evangelische Landeskirche stehe der Organspende positiv gegenüber, betonte der württembergische Landesbischof Frank Otfried July. Sie müsse aber ein bewusster Akt der eigenen Entscheidung jeder und jedes einzelnen bleiben. "Wir betrachten den Vorschlag des Gesundheitsministers als inhaltlich nicht zufriedenstellend, aber als Anstoß für eine notwendige gesellschaftliche Diskussion."

    Sozialminister Lucha (Grüne) unterstützt Spahns Vorschlag

    Der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, schrieb bereits am Mittwoch auf Twitter zu dem Thema: "Wir brauchen mehr Organspender. Trotzdem bin ich gegen die aktuell diskutierte Widerspruchsregel." Organspende sei eine besondere Form der Nächstenliebe und müsse frei bleiben von jedem sozialen Druck. So stehe es auch in der Handreichung der Deutschen Bischofskonferenz zum Thema Hirntod und Organspende. "Wir möchten bei der Freiwilligkeit der Organspende bleiben", sagte der Bischof am Freitag dem Sender SWR4.

    Aus der Politik in Baden-Württemberg hatte Spahn auch Unterstützung bekommen, etwa von Sozialminister Manne Lucha (Grüne). Der Vorschlag einer Widerspruchslösung bedeutet, dass jeder automatisch als Organspender gilt, es sei denn er selbst widerspricht zu Lebzeiten - oder Angehörige nach seinem Tod. Bisher sind Entnahmen in Deutschland nur bei Zustimmung möglich. Das Ziel einer Neuregelung ist, mehr Organspenden zu ermöglichen. Laut Sozialministerium gingen die Zahlen der Transplantationen im Südwesten in den vergangenen Jahren stark zurück. 2008 seien es 532 gewesen, 2017 noch 301. (dpa/lsw)

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