Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

AfD: Petry triumphiert bei Parteitag: Kommt jetzt die neue Rechts-Partei?

AfD

Petry triumphiert bei Parteitag: Kommt jetzt die neue Rechts-Partei?

    • |
    Der AfD-Vorsitzende Bernd Lucke und seine Stellvertreterin Frauke Petry beim Parteitag in Essen.
    Der AfD-Vorsitzende Bernd Lucke und seine Stellvertreterin Frauke Petry beim Parteitag in Essen. Foto: Maja Hitij (dpa)

    Am Sonntag blieben in der Essener Gruga-Halle etwa 1500 Plätze leer, die Getreuen von Frauke Petry waren am zweiten Tag des Parteitags quasi unter sich. Die euphorische Feierstimmung vom Samstagabend, als sie AfD-Gründer Bernd Lucke regelrecht aus dem Saal gebuht hatten, war da schon wieder etwas gedämpft. Die leeren Stuhlreihen belegten, wovor viele Redner gewarnt hatten: Die Gefahr der Spaltung der AfD und damit der drohende Abstieg in die Bedeutungslosigkeit.

    "Jetzt geht's looos", brüllten die Petry-Anhänger, als das Ergebnis von 60 Prozent für Petry als Wortführerin des rechten Flügels feststand. Wohin die Reise der Anfang 2013 gegründeten Alternative für Deutschland unter ihrer Führung geht, ist allerdings höchst ungewiss.

    Das Werben Luckes um einen weniger rechtslastigen Kurs ging in Buh-Rufen unter. Dass die Religionsfreiheit hierzulande auch den Islam umfasse, dass die AfD keine Pegida-Partei sei, dass ein zivilisiertes Land Flüchtlingen in Notsituationen helfen müsse - all das stieß bei der lauten Mehrheit im Saal auf lautstarken Widerspruch.

    "Lucke raus"-Rufe beim AfD-Parteitag

    Die AfD dürfe sich "nicht der Versuchung hingeben, billige Stimmungen zu erzeugen", mahnte Lucke. Vergebens, er wurde dafür ausgebuht. Als er sich am Sonntagmittag im Saal zeigte, kam noch einmal Tumult auf. "Lucke raus, Lucke raus"-Rufe ertönten. Während Petry vom Podium besorgt auf die ausgedünnten Reihen blickte, verlieh Lucke im Treppenhaus seiner Sorge um das Abdriften der AfD ins rechtsextreme Spektrum Ausdruck. "Die Themen und Stimmungen deuten leider darauf hin", sagte er. Er sei "bestürzt" darüber, wie der Parteitag bestimmte politische Positionen mit frenetischem Beifall quittierte.

    Die Petry-Anhänger hatten von Anfang an die Lufthoheit im Saal. In der überhitzten Atmosphäre der Gruga-Halle wurden Äußerungen mit unverhohlener oder versteckter Ausländerfeindlichkeit besonders laut gefeiert. Etwa die Aussage Petrys, der Islam transportiere ein Staatsverständnis, das uns in Mitteleuropa "völlig fremd ist und mit dem deutschen Grundgesetz nicht vereinbar".

    Auch die Rechtsaußen-Positionen des NRW-Landeschefs Marcus Pretzell kamen bestens an im Saal. "Sind wir die Anti-Euro-Partei oder die Pegida-Partei?" fragte er in die Menge. "Wir sind beides und noch viel mehr", gab Pretzell selbst als Antwort. Im Foyer der Gruga-Halle verteilten Parteimitglieder Handzettel mit der ersten Strophe des Deutschland-Lieds, zu stören schien sich daran niemand.

    Petry rief die AfD-Mitglieder auf, sich ein dickes Fell zuzulegen. Sie könne "in der Tat keinen Rechtsruck dieser Partei erkennen", betonte sie. Stattdessen würden "Minderheitsmeinungen als rechts diffamiert". Petry forderte mehr "Mut" von ihren Anhängern, die Anfeindungen auszuhalten.

    Ob Petry es vermag, die in Essen eingeleitete Erosion der Alternative für Deutschland zu stoppen, wird sich zeigen. "Große Zahlen von Mitgliedern verlassen bereits die Partei", sagte Lucke am Sonntag. Ob der von ihm gegründete "Weckruf 2015" mit seinen 4000 Mitgliedern geschlossen diesem Schritt folgt, soll durch eine Befragung in den nächsten Tagen ermittelt werden. Für Lucke steht das Schicksal der Anfang 2013 gegründeten AfD schon fest: "Ich glaube nicht, dass die Partei jemals mehrheitsfähig sein wird." dpa

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden