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Bevölkerung: Prognose: Zugewanderte sind in Augsburg bald in der Mehrheit

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Prognose: Zugewanderte sind in Augsburg bald in der Mehrheit

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    In Augsburg und anderen Städten sind jene, die einen Migrationshintergrund haben, bald in der Mehrheit.
    In Augsburg und anderen Städten sind jene, die einen Migrationshintergrund haben, bald in der Mehrheit. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Jeder fünfte Bürger in Deutschland hat inzwischen ausländische Wurzeln. Vor allem in Ballungszentren steigt der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund. Fachleute gehen davon aus, dass Augsburg, Stuttgart und Frankfurt die ersten Städte sind, in denen Zugewanderte zur Mehrheit werden.

    Auch wenn über die Hälfte von ihnen einen deutschen Pass hat, wird die Integration damit zur größten Herausforderung für die kommenden Jahre. „Das Land wird sich verändern“, sagt der Integrationsexperte Jens Schneider im Gespräch mit unserer Redaktion. Doch genau davor haben viele Deutsche Angst.

    Viele Migranten sind schon seit vielen Jahren in Deutschland

    Um die Zahlen einordnen zu können, muss man wissen: Zu den von Statistikern etwas sperrig beschriebenen „Menschen mit Migrationshintergrund“ zählen nicht nur Ausländer, sondern auch alle Bürger, die seit 1950 nach Deutschland zugewandert sind, und deren Nachkommen. In Augsburg lag ihr Anteil an der gesamten Bevölkerung Anfang des vergangenen Jahres bei gut 43 Prozent – Tendenz steigend. Viele von ihnen suchten schon zu Zeiten des Wirtschaftswunders als Gastarbeiter aus der Türkei, Italien oder Griechenland ihr Glück in der Arbeiter- und Industriestadt Augsburg – und wurden dort heimisch.

    Die größte Gruppe bilden mittlerweile die Aussiedler, die in den 80er und 90er Jahren aus der zerfallenden Sowjetunion zuwanderten. Eine Prognose, wann die Augsburger mehrheitlich Migranten sein werden, gibt die Stadt nicht ab. In manchen Stadtteilen sind Zuwanderer schon in der Überzahl. Aber es gebe keine Gettos, in denen eine einzige Nation den Ton angibt. Berichte über solche Viertel in anderen Großstädten – wie etwa „Klein-Marokko“ in Düsseldorf – hatten zuletzt viel Verunsicherung ausgelöst.

    Manche Zuwanderer haben sich gut integriert - andere nicht

    Die zweite und dritte Generation der Zuwanderer, die hier geboren sind, spielen eine entscheidende Rolle. Manche haben sich gut integriert, andere wenden sich eher wieder von deutschen Werten ab. „Diese jungen Menschen bilden das Scharnier zwischen der Vergangenheit ihrer Familien und der Zukunft in Deutschland“, sagt Schneider. In seinem Buch „Generation Mix“ beschreibt er, wie das Zusammenleben von vielen Minderheiten funktionieren kann.

    Mit der Flüchtlingskrise und der Rekordzuwanderung 2015 wird Integration wichtiger denn je. Die Bundesregierung hat nun darauf reagiert: Ein neues Gesetz soll dazu beitragen, dass sich Flüchtlinge, die hier bleiben dürfen, schnell integrieren. Dass Menschen mit ausländischem Pass, gemessen an ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung, überdurchschnittlich oft straffällig werden, stimmt zwar. Allerdings hat das nach Einschätzung der Polizei weniger mit der Herkunft zu tun als mit der sozialen Schicht und der oft geringen Bildung der Täter.

    Die Stadt Augsburg hilft seit Jahren mit Deutsch-Unterricht vom Kindergarten bis zum Gymnasium, aber auch mit Angeboten wie dem türkischen beziehungsweise russischen Sorgentelefon, dass sich die Zugewanderten hier zurechtfinden. Doch mit dem Erlernen der Sprache ist es nach Ansicht von Jens Schneider längst nicht getan. Für ihn ist klar: Integration gelingt nur dann, wenn „sich die Migranten zu Deutschland bekennen und auch die Einheimischen klar sagen: Ihr gehört zu uns“.

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