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Luftmanöver über Europa: Provokation oder Routine - was beabsichtigt Russland?

Luftmanöver über Europa

Provokation oder Routine - was beabsichtigt Russland?

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    Auftanken in der Luft: Zwei russissche Kampfjets hängen an einer Versorgungsmaschine.
    Auftanken in der Luft: Zwei russissche Kampfjets hängen an einer Versorgungsmaschine. Foto: Scanpix/Norwegian Air Force 331/332-Squadron (dpa)

    Provokation oder Routine – Kalter Krieg oder harmloses Muskelspiel? Die Bandbreite der Reaktionen auf die Aktivitäten russischer Kampfjets, Bomber und Tankflugzeuge über den Meeren Europas ist groß. „Was wir jetzt erleben, sind Phänomene, die den Konflikt in der Ukraine parallel begleiten“, sagt der Kölner Politikwissenschaftler Thomas Jäger unserer Zeitung.

    Die Duelle am Himmel zwischen Russland und der Nato sind für den Experten für Außen- und Sicherheitspolitik keineswegs ein Grund zur Panik. Doch: „Die eigentliche Gefahr ist, dass Ängste geschürt werden, dass ein gegenseitiges Hochschaukeln beginnt.“

    Nato: Russische Flugzeuge über der Nordsee und Ostsee

    Nach Nato-Angaben sind am Mittwoch acht russische Flugzeuge über der Nordsee, mehrere über der Ostsee sowie vier über dem Schwarzen Meer von Flugzeugen des westlichen Bündnisses identifiziert und an den Ostgrenzen der Nato abgedrängt worden. Bereits am Dienstag waren Nato-Kampfjets aufgestiegen, um sieben Flugzeuge der russischen Luftstreitkräfte über der Ostsee abzufangen. Abfangen heißt, dass die russischen Maschinen im internationalen Luftraum eskortiert werden, um sie daran zu hindern, die Grenzen eines Mitglieds der Nato zu verletzen. Dieses Katz-und-Maus-Spiel geht schon über Monate: Nach Nato-Angaben wurden 2014 bereits 100 Mal russische Flugzeuge von Nato-Jets im europäischen Luftraum eskortiert, dreimal so oft wie im vergangenen Jahr.

    Beteiligt an den Abfangmanövern war auch die deutsche Luftwaffe, genauer gesagt zwei Eurofighter des Neuburger Luftwaffengeschwaders 74, das zurzeit auf dem Fliegerhorst Lagerlechfeld stationiert ist. Dies bestätigte auf Anfrage unserer Zeitung der Pressesprecher der Luftwaffe, André Hesse. Vier Neuburger Maschinen wurden am 25. August auf den Nato-Flugplatz Ämari in Estland verlegt. Zusammen mit Kampfjets aus Portugal, Kanada und den Niederlanden haben sie die Aufgabe, den Luftraum über den baltischen Staaten zu schützen. Hintergrund des Einsatzes ist der Ukraine-Konflikt mit Russland.

    Die Nato kritisierte, die russischen Flugzeuge hätten teilweise weder Flugpläne weitergegeben noch Funkkontakt mit der zivilen Flugsicherung gehalten. Zudem seien in einigen Fällen die Transponder abgeschaltet gewesen. Diese übermitteln als automatischer Signalgeber den Fluglotsen Position oder Kennung der Jets. Dieses Verhalten stelle ein Risiko für die zivile Luftfahrt dar, beklagte die Nato.

    Nato-Generalsekretär kritisiert russische Militär-Manöver

    Der Politikwissenschaftler Jäger warnt vor voreiligen Schlüssen, was die Motivation für die russischen Aktivitäten betrifft. „Zurzeit wird in Moskau über das neue Verteidigungsbudget verhandelt. Mag sein, dass die Luftwaffe da zeigen wollte, wie wichtig sie ist.“ Denkbar sei auch, dass die Manöver im Zusammenhang mit Meinungsverschiedenheiten über die Politik gegenüber dem Westen zu sehen sind. „Auch im Kreml gibt es Falken und Tauben.“ Im Übrigen sei es nichts Besonderes, dass Russland von Zeit zu Zeit testet, wie schnell die Nato auf Vorfälle dieser Art regiert.

    Für Jäger, der an der Universität Köln unterrichtet, ist es andererseits ebenso legitim, über die Hintergründe für das Verhalten der Nato in dem Konflikt zu spekulieren: „Warum wird gerade jetzt so massiv die Öffentlichkeit alarmiert? Könnte es daran liegen, dass die Nato ihren Forderungen an die Mitglieder, mehr Geld für Verteidigung auszugeben, Nachdruck verleihen will?“

    Tatsächlich hat der neue Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg die jüngsten Manöver russischer Militärflugzeuge scharf kritisiert und Wachsamkeit gefordert. Bundeskanzlerin Angela Merkel reagierte dagegen auffällig gelassen. „Ich bin jetzt akut nicht besorgt, dass hier eine Verletzung des Luftraums stattfindet“, sagte die CDU-Vorsitzende in Berlin. mit dpa

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