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Mohammed-Film: Rechte wollen das Hass-Video im Kino zeigen

Mohammed-Film

Rechte wollen das Hass-Video im Kino zeigen

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    Auf dem Gelände der Deutschen Botschaft in Khartum rissen Demonstranten die deutsche Flagge herunter und ersetzten sie durch eine schwarze Fahne. Foto: Str dpa
    Auf dem Gelände der Deutschen Botschaft in Khartum rissen Demonstranten die deutsche Flagge herunter und ersetzten sie durch eine schwarze Fahne. Foto: Str dpa

    Der Prophet hat zu viel Schminke im Gesicht. Er spricht mit amerikanischem Akzent. Die Wüste, vor der er steht, ist eine Fototapete. Und dann wird Mohammed auch noch als blutiger Krieger, Frauenheld und Kinderschänder dargestellt. Allein schon der 14-minütige Trailer für das Mohammed-Schmähvideo sorgt weltweit für Proteste. Die Rechts-Partei Pro Deutschland will nun den ganzen Film in Deutschland im Kino zeigen. Darüber, ob sie das darf, gehen die Meinungen weit auseinander.

    Bisher will kein Kino den Film zeigen

    Die Sorge darüber, was passieren könnte, wenn das Machwerk öffentlich vorgeführt wird, wächst. Doch das Kino, das ein solches Schund-Video zeigt, muss erst noch gefunden werden. Die rechtspopulistische Partei Pro Deutschland hatte mit ihren Bemühungen jedenfalls noch keinen Erfolg. Und der Versuch, anderweitig Fakten zu schaffen, wurde am Montag zu einer ziemlichen Pleite.

    Kurz nach 13 Uhr veröffentlichte die Partei auf ihrer Homepage ein Stück von einer Stunde und 14 Minuten, von dem Bundesgeschäftsführer Lars Seidensticker behauptete, dass dies nun die komplette Fassung von „Die Unschuld der Muslime“ sei – dem Film, dessen 14-minütiger Trailer in vielen islamischen Ländern schwere Proteste auslöste. Zur Herkunft sagte Seidensticker nur: „Wir haben das zugespielt bekommen.“ Nur wenig später war der Film aber schon wieder entfernt. Kleinlaut musste die Partei zugeben, dass es sich nur um eine „Zwischenfassung“ gehandelt habe. Nach Recherchen der Tagesschau war es nicht einmal das, sondern nur der bekannte Trailer, mehrfach aneinander geschnitten.

    Weitere Proteste gegen Mohammed-Hetzfilm 

    Der Streit über eine öffentliche Aufführung ist voll entbrannt.

    Urheber ist angeblich ein Christ aus dem Irak, der das Video am Wochenende bei Youtube hochlud. Dort ist das Machwerk immer noch zu sehen. Den ganzen Film hat Pro Deutschland aber offensichtlich noch nicht einmal selbst. Unabhängig davon ist der Streit über eine öffentliche Aufführung voll entbrannt. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich will mit allen rechtlichen Mitteln verhindern, dass er vor Publikum gezeigt werden darf. „Der Film reiht sich ein in eine ganze Serie von Geschmacklosigkeiten und Missachtungen von religiösen Gefühlen“, sagte der CSU-Politiker der Bild-Zeitung. „Gefragt ist jetzt die Klugheit aller, sich nicht provozieren zu lassen.“ Die entscheidende Frage ist letztlich, ob die öffentliche Sicherheit durch eine Vorführung gefährdet würde. Zuständig für eine solche Prüfung wären die Innenbehörden der Länder, in denen der Film gezeigt werden soll.

    Dem Film nicht noch mehr Aufmerksamkeit verleihen

    Der Zentralrat der Muslime in Deutschland befürchtet gewaltsame Übergriffe auch in Deutschland, falls das islamfeindliche Video hierzulande ausgestrahlt wird. „Es ist zu befürchten, dass Extremisten auf beiden Seiten vor Gewaltanwendung nicht zurückschrecken werden. Damit hätten die Macher dieses Filmes ihr Ziel erreicht“, sagte Generalsekretärin Nurhan Soykan.

    Die Opposition warnt jedoch davor, dem Film mit einem Verbotsverfahren noch mehr Aufmerksamkeit zu verleihen. Der SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz sagte der tageszeitung, Verbote könnten nur das letzte Mittel sein. Ähnlich sehen das die Grünen. Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck verwies darauf, dass eine Aufführung durch die im Grundgesetz verankerte Meinungs- und Versammlungsfreiheit gedeckt wäre. Möglicherweise könnte man aber versuchen, den Film wegen eines Verstoßes gegen die Völkerverständigung oder Verunglimpfung eines religiösen Bekenntnisses zu verbieten. Allerdings hätte dies ein Gerichtsverfahren und neue Aufmerksamkeit für Pro Deutschland zur Folge.

    Die Rechts-Partei jedenfalls bleibt dabei, dass „Die Unschuld der Muslime“ in Berlin gezeigt werden soll, eingebettet in eine Kundgebung und eine öffentliche Diskussion. Nur ein Kino fehlt nach wie vor. Zur Not, sagt Seidensticker, könne man in andere „passende Räume“ ausweichen. Eine Lagerhalle etwa.Christoph Sator und Christiane Jacke, dpa

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