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Stellvertreterkrieg: Saudi-Arabien bombardiert weiterhin Ziele im Jemen

Stellvertreterkrieg

Saudi-Arabien bombardiert weiterhin Ziele im Jemen

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    Die saudische Luftwaffe kontrolliert nach eigenen Angaben bereits den gesamten jemenitischen Luftraum.
    Die saudische Luftwaffe kontrolliert nach eigenen Angaben bereits den gesamten jemenitischen Luftraum. Foto:  Yahya Arhab (dpa)

    Seit Jahren schon schwelt der Konflikt zwischen den USA und Iran. Im Zentrum befindet sich dabei stets das iranische Atomprogramm. Jetzt stehen sich die beiden Kontrahenten in einem Krieg gegenüber - wenn auch nicht direkt und nicht auf eigenem Staatsgebiet. Doch die Auseinandersetzung, die sich das von den USA unterstütze und von Saudi-Arabien angeführte Militärbündnis mit den von der iranischen Regierung unterstützen Huthi-Rebellen liefert, kann durchaus als Stellvertreterkrieg bezeichnet werden - inklusive der Gefahr, sich zum regionalen Flächenbrand auszuweiten.

    Denn Saudi-Arabien und seine Verbündeten haben in der Nacht zum Freitag erneut Luftangriffe gegen die schiitische Rebellengruppe im Jemen geflogen. Den zweiten Tag in Folge seien Ziele in der Hauptstadt Sanaa bombardiert worden, berichteten Quellen am Freitagmorgen von dort. Viele Einwohner hätten in Panik versucht, aus der Stadt zu fliehen. Die saudische Militärintervention löste international Sorge aus.

    Jemen: Saudi-Arabien bombardiert grenznahe Ziele

    Die von Saudi-Arabien geführte Koalition arabischer Staaten hatte in der Nacht zum Donnerstag mit den Luftangriffen gegen die Huthis begonnen, um einen weiteren Vormarsch der Rebellen zu stoppen. Sie hatten in den vergangenen Monaten große Teile des Landes und die Hauptstadt unter Kontrolle gebracht. In dieser Woche waren sie bis in die südjemenitische Hafenstadt Aden vorgestoßen. 

    Der Nachrichtenkanal Al-Arabija berichtete am Freitag, auch Stellungen der Republikanischen Garde seien im Jemen angegriffen worden. Diese hört auf den Befehl des früheren Präsidenten Ali Abdullah Salih, der mit den Huthis verbündet ist. Gegner werfen Salih vor, er habe den Aufstand der Rebellen angefacht. Die jemenitische Nachrichtenseite Barakish.net berichtete, die Koalition habe auch Huthi-Ziele nahe der saudischen Grenze im Norden des Jemens bombardiert.

    Mit der Militärintervention unterstützt das saudische Bündnis Jemens Staatschef Abed Rabbo Mansur Hadi. Der Präsident war im Februar vor den Huthis aus Sanaa geflüchtet, nachdem die Rebellen ihn und die Regierung abgesetzt hatten. Derzeit hält sich Hadi in Saudi-Arabien auf. Am Samstag will er am Gipfeltreffen der Arabischen Liga im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich teilnehmen. Jemen versinkt im Chaos - Präsident auf der Flucht?

    Unterstützung sollen die Huthis vom ebenfalls schiitischen Iran erhalten. Mit dem Militäreinsatz "Sturm der Entschlossenheit" will Saudi-Arabien auch verhindern, dass Teheran stärkeren Einfluss in der Region bekommt. Mehrere arabische Regierungen beteiligen sich mit Kampfflugzeugen an dem Einsatz, darunter fast alle Golfstaaten.

    Auch die USA unterstützen die von Saudi-Arabien geführte Allianz aktiv. Washington bestätigte am Donnerstag logistische Hilfe und die Lieferung von Geheimdienst-Informationen. Die USA und Saudi-Arabien bauten eine gemeinsame Planungsstelle zur Koordinierung der Hilfe auf, teilte das US-Außenministerium mit.

    Bundesregierung äußert Verständnis für Eingreifen der Koalition arabischer Staaten

    Dagegen äußerten die Vereinten Nation und die Europäische Union Besorgnis. Sie riefen die Konfliktparteien zu Verhandlungen auf. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier nannte die Lage gefährlich. Er hoffe nicht, dass sich die Situation in einen kriegerischen Flächenbrand ausweite, sagte er der "Bild"-Zeitung. Die Bundesregierung stützt aber grundsätzlich die Position der Koalition arabischer Staaten. Der Sprecher des Außenministeriums, Martin Schäfer, sagte am Freitag in Berlin: "Wir haben keine Zweifel an der Legitimität." Schäfer betonte weiterhin, dass es von der Regierung des Jemen in einer "außerordentlich bedrohlichen Situation" eine Bitte an die Staatengemeinschaft gegeben habe. "Das ist nach den Regeln des Völkerrechts legitim, wenn auf die Bitte eines demokratisch gewählten Staatsoberhaupts Nothilfe gewährt wird." Zugleich betonte er: "Wir setzen darauf, dass diese militärische Intervention eine kurzfristige ist." Die Probleme des Jemen könnten weder durch Gewalt von innen noch von außen gelöst werden. Saudi-Arabien bombardiert Huthi-Miliz im Jemen

    Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif warnte vor verheerenden Folgen für die gesamte Region. "Strategische Fehleinschätzungen und übermotivierte Ambitionen einiger Länder könnten für die Region verheerende Auswirkungen zur Folge haben", sagte Sarif.  

    Beim Gipfeltreffen in Ägypten will die Arabische Liga die Bildung einer panarabischen Eingreiftruppe beschließen. Bereits am Donnerstag hatten sich die arabischen Außenminister unter dem Eindruck des Jemen-Konflikts auf das Vorhaben verständigt. Die Streitmacht soll schnell auf Krisen in der Region reagieren können. dpa/AZ

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