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Schule: Schüler in Baden-Württemberg: Sie können alles – außer Deutsch?

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Schüler in Baden-Württemberg: Sie können alles – außer Deutsch?

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    Besonders im Fach Deutsch stürzten die Leistungen der Schüler aus Baden-Württemberg ab.
    Besonders im Fach Deutsch stürzten die Leistungen der Schüler aus Baden-Württemberg ab. Foto: Armin Weigel, dpa

    Nach dem tiefen Fall Baden-Württembergs im neuen Bildungsvergleich hat die Suche nach Ursachen und Schuldigen des Desasters begonnen. CDU-Kultusministerin Susanne Eisenmann sprach von einem „dramatischen Abwärtstrend“. In den vergangenen Jahren sei „viel zu viel“ über Schulstrukturen gestritten worden. Man habe „Qualität und Leistung völlig aus den Augen verloren“. Die seit Mai an der Seite der Grünen als Juniorpartner regierende CDU bewertet den IQB-Ländervergleich des „Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen“ als „Offenbarungseid für die Bildungspolitik der Vorgängerregierung“.

    Was der Pisa-Schock vor 15 Jahren für Deutschland war, ist der neue Schulleistungsvergleich des Instituts IQB für Baden-Württemberg: Besonders bitter ist der Abwärtstrend im Fach Deutsch. 2009 hatte Baden-Württemberg fast durchgängig den Platz 2 hinter Bayern belegt. Im Kompetenzbereich Zuhören stürzt das Land jetzt auf Platz 14 ab, beim Lesen auf Platz 13 und bei Rechtschreibung auf Rang 10. Weil der Südwesten sich im Fach Englisch nur wenig verbessert hat, die anderen Länder aber deutlich, geht es im Leseverstehen von Rang zwei auf neun und im Hörverstehen auf Platz sieben.

    Baden-Württemberg: Debatte über Schulstrukturen bricht wieder auf

    Mit dem IQB-Schock bricht nun wieder die ideologisch aufgeladene Debatte über Schulstrukturen auf, in der sich die Fraktionen im Landtag schon seit Jahren aufreiben. Dabei steht bei CDU und FDP ein mehrgliedriges, aber durchlässiges Schulsystem an erster Stelle, bei der SPD und den Grünen mit der umstrittenen Einführung der Gemeinschaftsschule ein System, das möglichst alle Kinder mitnehmen und ihnen die gleichen Chancen ermöglichen soll.

    So macht die CDU für das Ergebnis den früheren SPD-Kultusminister Andreas Stoch und dessen SPD-Vorgängerin Gabriele Warminski-Leitheußer verantwortlich. Ähnlich sieht es die FDP-Opposition: „Die giftige Saat einer linksideologischen Schulpolitik geht jetzt auf“, sagte FDP-Landtagsfraktionschef Hans-Ulrich Rülke. Die frühere grün-rote Regierung habe „die Qualität von Gymnasien, Realschulen, und beruflicher Bildung systematisch kaputt gemacht, um einer Einheitsschulideologie zu frönen“.

    Unruhe durch Neuerungen von Grün-Rot an Schulen in Baden-Württemberg

    Der frühere SPD-Kultusminister Stoch bestreitet dagegen, dass in seiner Amtszeit der Leistungsgedanke vernachlässigt wurde: „Noten waren an Hauptschulen und Gymnasien nicht verboten“, betont er. Die Einführung der Gemeinschaftsschule als „Schule für alle“ und der Wegfall der Grundschulempfehlung durch Grün-Rot habe die Neuntklässler, die im Mittelpunkt der IQB-Studie standen, gar nicht betreffen können, heißt es bei Sozialdemokraten und Grünen. Sie betonen, dass schließlich auch die Leistungen in den Gymnasien schlechter wurden. Insofern könne nicht einfach Grün-Rot als Sündenbock für das miserable Abschneiden herhalten, so die Ex–Regierungspartner.

    Doch die Neuerungen unter der grün-roten Koalition lösten unbestritten erhebliche Unruhe an den Schulen aus. Die Leiterin des IQB-Tests, Petra Stanat weist zwar darauf hin, dass der Trend für Baden-Württemberg schon länger nach unten weise. Allerdings sieht auch sie die von der Politik gewollten Strukturreformen als eine Ursache für Unruhe an den Schulen. „Man muss schon sehr, sehr gute Gründe haben, um eine Schulstruktur anzufassen“, sagt sie. Das sieht auch die neue CDU-Kultusministerin Eisenmann so: „Wir müssen endlich für mehr Ruhe und Stabilität in den Schulen sorgen.“ Sie wies deshalb „reflexhafte Forderungen nach mehr Lehrerstellen“ zurück. mit dpa

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