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Nach TV-Auftritt: Söder bei "Dahoam is dahoam": Seehofer kritisiert BR-Intendant Wilhelm

Nach TV-Auftritt

Söder bei "Dahoam is dahoam": Seehofer kritisiert BR-Intendant Wilhelm

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    Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer hat Kritik an der Entscheidung des BR geübt, künftig keine Politiker in der TV-Serie "Dahoam is dahoam" auftreten zu lassen.
    Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer hat Kritik an der Entscheidung des BR geübt, künftig keine Politiker in der TV-Serie "Dahoam is dahoam" auftreten zu lassen. Foto: Frank Leonhardt (dpa)

    Markus Söder durfte in der Heimatsendung "Dahoam is dahoam" des BR noch auftreten. Wegen heftiger Kritik reagierte der BR-Intendant Ulrich Wilhelm mit einer Absage an künftige Politiker-Auftritte in der TV-Serie. Damit hat den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer verärgert. Wie der Focus am Donnerstag berichtete und die Staatskanzlei in München bestätigte, schrieb der CSU-Vorsitzende dem Chef des Bayerischen Rundfunks einen Protestbrief.

    Protestbrief an BR: Seehofer empört über Entscheidung des Senders

    Wilhelm stelle mit seiner Entscheidung "alle Politiker ins Abseits", sagte Seehofer dem Focus. Wer erkläre, Politiker hätten in Unterhaltungssendungen nichts verloren, der diskreditiere sie. "Ich komme mir da als Politiker vor wie ein infiziertes Geschöpf, mit dem keiner in Berührung kommen soll." Gerade Wilhelm als ehemaliger Regierungssprecher müsse wissen, dass Politiker "ernst zu nehmen und zu respektieren" seien - und nicht als "Outlaws" behandelt werden dürften.

    Wilhelm wies die Kritik im BR-Rundfunkrat zurück: "Ich habe nicht entschieden, Politiker hätten generell in Unterhaltungssendungen nichts verloren." Es gehe nur um die Verknüpfung von Drehbuchtexten mit politischen Inhalten. "Das tut am Ende dem Bayerischen Rundfunk nicht gut, das tut der Serie nicht gut."

    Nach Söders Gastauftritt bei "Dahoam is dahoam": BR entschuldigt sich

    Nach einem umstrittenen Gastauftritt von Finanzminister Markus Söder (CSU) in "Dahoam is dahoam" hatte Wilhelm die Heimatserie zur Tabuzone für Politiker erklärt. Bettina Ricklefs, die BR-Programmbereichsleiterin Spiel-Film-Serie, entschuldigte sich vor dem Rundfunkrat. "Ich bedauere zutiefst, dass es zu diesem Wirbel gekommen ist", sagte sie. "Es tut mir leid, dass das passiert ist." Fernsehdirektorin Bettina Reitz fügte hinzu, die Redaktion habe "die Wirkung einer einzelnen Folge unterschätzt".

    Die zehn bayerischen Ministerpräsidenten seit 1945

    Das Amt des Ministerpräsidenten gibt es in Bayern seit 1919, der aktuelle Amtsinhaber Horst Seehofer ist der zehnte Regierungschef im Freistaat seit 1945.

    Laut bayerischer Verfassung leitet der Ministerpräsident die Staatsregierung, beruft ihre Mitglieder mit Zustimmung des Landtags und vertritt Bayern nach außen.

    Die Liste der bayerischen Ministerpräsidenten seit Ende des Zweiten Weltkriegs:

    Fritz Schäffer, Mai bis September 1945. Einsetzung als «temporary Minister-Präsident for Bavaria» durch die US-Militärregierung, aber bald wieder abgesetzt. Zum Zeitpunkt seiner Ernennung parteilos, später Mitgründer der CSU.

    Wilhelm Hoegner (SPD), September 1945 als Nachfolger Schäffers eingesetzt und bis Ende 1946 im Amt. Vater der bayerischen Verfassung. Zweite Amtszeit 1954 bis 1957 als Chef der bisher einzigen SPD-geführten Staatsregierung.

    Hans Ehard (CSU), 1946 bis 1954, zweite Amtszeit 1960 bis 1962. Bildete insgesamt viermal die Staatsregierung.

    Hanns Seidel (CSU), 1957 bis 1960, der erste und bislang einzige Ministerpräsident aus Unterfranken.

    Alfons Goppel (CSU), 1962 bis 1978. Mit 16 Jahren Amtszeit der bisherige Rekordhalter. Bildete bis 1978 eine Doppelspitze mit Franz Josef Strauß als CSU-Chef. In beider Amtszeit wurde die CSU zur beherrschenden politischen Kraft in Bayern.

    Franz Josef Strauß (CSU), 1978 bis 1988. Übernahm von Goppel auch das Ministerpräsidentenamt und stand damit bis zu seinem Tod allein an der Spitze. 1980 Unions-Kanzlerkandidat.

    Max Streibl (CSU), 1988 bis 1993, stürzte über die Amigo-Affäre.

    Edmund Stoiber (CSU), 1993 bis 2007, mit 14 Jahren die zweitlängste Amtszeit nach Goppel. Verfehlte 2002 als Unionskandidat ganz knapp das Kanzleramt. 2007 von der CSU gestürzt.

    Günther Beckstein (CSU), 2007 bis 2008. Musste nach nur einem Jahr zurücktreten, weil die CSU bei der Landtagswahl 2008 die absolute Mehrheit verloren hatte.

    Horst Seehofer (CSU), Ministerpräsident seit 2008. Wollte eigentlich nur CSU-Chef werden und nicht Ministerpräsident, von der CSU 2008 als Retter in der Not aus Berlin nach München gerufen.

    Behauptet inzwischen ebenso wie sein Vorbild Strauß, dass der bayerische Ministerpräsident das schönste Amt der Welt sei.

    Söder hatte sich bei seinem Fernsehauftritt ausführlich zu politischen Inhalten geäußert und die Arbeit der Staatsregierung gelobt. Der SPD-Landesvorsitzende Florian Pronold sagte in der Sitzung des Rundfunkrates: "Das Bayerische Fernsehen hat sich damit blamiert bis auf die Knochen." dpa/lby

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