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Steigende Zahl antisemitischer Übergriffe

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Steigende Zahl antisemitischer Übergriffe

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    Josef Schuster
    Josef Schuster

    Die Zahl der gemeldeten antisemitischen Straftaten hat im ersten Halbjahr deutlich zugenommen. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum stieg sie von 362 auf 401 – ein Anstieg um 10,7 Prozent, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf die Anfrage der Linkspartei hervorgeht. Die Zahlen sind vorläufig, weil noch Taten nachgemeldet werden könnten.

    Die mit Abstand meisten antisemitischen Straftaten registrierten die Behörden im laufenden Jahr in Berlin (80). Auf den Plätzen zwei und drei folgen Bayern (43) und Niedersachsen (41). Der Anstieg der Straftaten ist maßgeblich durch eine Zunahme in der mit Abstand größten Untergruppe verursacht, der rechts motivierten Täter. Sie verübten 349 Taten (erstes Halbjahr 2017: 334). Aber auch in allen anderen Untergruppen wuchs die Zahl der antisemitischen Taten: bei links motivierten Tätern (6 Straftaten im ersten Halbjahr 2018) ebenso wie bei solchen mit ausländischer Ideologie (12) und religiöser Ideologie (9).

    Der Zentralrat der Juden und der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, reagierten bestürzt auf die Zahl. „Sie zeigt ja nur die Spitze eines Eisbergs. Antisemitische Übergriffe und judenfeindliche Einstellungen haben sich in völlig unakzeptabler Weise in Deutschland ausgebreitet“, sagte Klein. Er rufe alle Teile der Gesellschaft auf, „der zunehmenden Verrohung und jeder Form von Hass entgegenzutreten“. „Antisemitismus darf in unserem Land keinen Platz haben, gleichgültig woher er kommt.“

    Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, nannte die Zahl „bestürzend“. Überrascht habe sie ihn aber nicht. „Sie spiegelt die Ereignisse der vergangenen Monate wider – eine Zeit, in der immer neue antisemitische Übergriffe bekannt wurden. Der Anstieg antisemitischer Straftaten bestätigt auch die Berichte unserer Gemeindemitglieder über zunehmenden Judenhass im Alltag.“ Politik und Behörden müssten konsequent handeln, außerdem müsse die Gesellschaft bereit sein, Antisemitismus entgegenzutreten, forderte Schuster. „Ich kann nur erneut unterstreichen, wie wichtig dabei ein bundesweites, niedrigschwelliges Meldesystem für antisemitische Vorfälle ist.“ (dpa)

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