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Clausnitz und Bautzen: "Peinliches Spektakel": So sieht das Ausland die Vorfälle in Sachsen

Clausnitz und Bautzen

"Peinliches Spektakel": So sieht das Ausland die Vorfälle in Sachsen

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    Die Vorfälle in Sachsen haben auch im Ausland ein Medienecho hervorgerufen. Die internationalen pressestimmen.
    Die Vorfälle in Sachsen haben auch im Ausland ein Medienecho hervorgerufen. Die internationalen pressestimmen. Foto: Hendrik Schmidt (dpa)

    In Sachsen haben pöbelnde Bürger einen Bus mit Flüchtlingen blockiert und eine brennende Flüchtlingsunterkunft beklatscht. Das Thema findet im Ausland ein unterschiedliches Echo. Das sind die internationalen Pressestimmen.

    Die meisten Medien in GROSSBRITANNIEN haben über die Vorfälle berichtet, manche recht ausführlich. Einige Pressestimmen:

    "Flüchtlinge weinen, als sie in Deutschland von einem Mob in Empfang genommen werden, der "Geht nach Hause" schreit" (Independent)

    "Mob, der vor einem Bus mit Flüchtlingen Sprechchöre ruft, beschämt Politiker" (Guardian)

    "Migrantenfeindlicher Mob in Deutschland jubelt und versucht, Feuerwehrmänner von einer geplanten Flüchtlingsunterkunft fernzuhalten, die in Flammen aufgeht" (Daily Mail)

    Fremdenhass in Clausnitz und Bautzen: "Stinkefingermob"

    In TSCHECHIEN berichten die Zeitungen am Montag über den Brandanschlag auf eine geplante Asylunterkunft in Bautzen. Die linksgerichtete Zeitung "Pravo" merkt an, dass Schaulustige dem Brand "mit unverhohlener Begeisterung" zugesehen hätten. 

    Die Zeitung "MF Dnes" berichtet auch über die fremdenfeindliche Randale im sächsischen Clausnitz. "Die deutsche Polizei steht in der Kritik", notiert das Blatt und fügt hinzu: "In Ostdeutschland gewinnen in den letzten Monaten Bewegungen an Zulauf, die Flüchtlinge ablehnen. Eine Reihe von Unterkünften sind zum Ziel von Brandanschlägen geworden."

    Die Vorfälle waren in ÖSTERREICHein großes Thema. Alle Medien berichteten über die pöbelnden Bürger in Clausnitz und verurteilten das Verhalten. Auf Social Media wurde das Thema breit diskutiert und die beiden Videos von Clausnitz wurden zahlreich geteilt.

    Die Wiener Zeitung "Der Standard" kommentiert unter dem Titel "Der Stinkefingermob":

    "Mit Verlaub: Provoziert und beleidigt war die noch vor Eintreffen des Busses skandierende Menge schon vorher. Von der schieren Existenz der Menschen im Bus. Wer als Verantwortungsträger einem verängstigten Jugendlichen Schuld an der Eskalation der Situation in die Schuhe schieben will, ist mit seiner Verantwortung überfordert."

    Spanische Zeitungen über Sachsen: "Flamme des Rassismus"

    In SPANIEN sind die Vorfälle in Sachsen in mehreren Zeitungen ein Thema auf den Auslandsseiten. Der staatliche Rundfunk RNE berichtete am Montag in seinem Morgenprogramm ausführlich darüber. 

    "Bautzen wurde zum Schauplatz eines peinlichen Spektakels, das ganz Deutschland erschütterte und die Verantwortlichen im Bundesland Sachsen beschämte. Es zeigte sich erneut, dass es in einem Teil Deutschlands starke und gefährliche Ressentiments gegen die Flüchtlinge gibt." (El País)

    "In Deutschland schlägt die Flamme des Rassismus empor. Eine johlende Menge jubelt, während ein Feuer das Gebäude einer Flüchtlingsunterkunft in Sachsen zerstört." (El Mundo)

    In FRANKREICH läuft das Thema klein über Agenturmeldung ohne Debatte. Allerdings hat "Le Monde" als erste größere Zeitung es auf ihren Aufmacher-Platz der Webseite genommen.

    Russland nutzt Vorfälle in Clausnitz und Bautzen aus

    In der SLOWAKEI berichten Internetseiten der Tageszeitungen und der TV-Nachrichtensender TA3, aber verzichten auf Kommentare. In POLEN hat die "Gazeta Wyborcza" als größte Tageszeitung über die Vorfälle in Sachsen berichtet. 

    Im BALTIKUM finden sie dagegen kaum Aufmerksamkeit. Auch in ITALIEN findet das Thema in den Blätter fast keine Resonanz, ebenso wenig in den SKANDINAVISCHEN LÄNDERN. In SERBIEN und UNGARN sind die rechtsradikalen Ausschreitungen in Sachsen überhaupt kein Thema.

    In RUSSLANDerschienen wegen eines Feiertags keine Zeitungen. In Staatsmedien wurden die Vorfälle als Beweis präsentiert, dass Merkels Flüchtlingspolitik falsch und von weiten Teilen der Bevölkerung nicht gewollt ist. 

    Der staatliche russische TV-Sender "Erster Kanal" spricht bei den Bildern aus Clausnitz von einer "neuen unangenehmen Situation mit Migranten in Deutschland" und betont etwa, die Gewerkschaft der Polizei habe das Einschreiten der Kollegen gegen einen "äußerst aggressiven" und "provokanten" Flüchtling als "notwendig" eingestuft.

    Über den Brand in Bautzen berichtet der Sender "TV Tsentr" unter anderem mit dem Hinweis, dass der Bundesinnenminister "vor dem Hintergrund der großen Anti-Migranten-Stimmung in Deutschland" vorgeschlagen hat, den Flüchtlingen zu verbieten, den Wohnort zu wechseln. 

    In der TÜRKEI berichtet die Online-Zeitung Radikal über die brennende Flüchtlingsunterkunft. Der Text ist rein nachrichtlich. In GRIECHENLAND und auf ZYPERN wird das Thema bislang nur nachrichtlich beobachtet.

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