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Thüringen: Stoppt ein Bündnis von CDU und AfD Rot-Rot-Grün in Erfurt?

Thüringen

Stoppt ein Bündnis von CDU und AfD Rot-Rot-Grün in Erfurt?

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    Bodo Ramelow könnte der erste Regierungschef der Linken in einem Bundesland werden.
    Bodo Ramelow könnte der erste Regierungschef der Linken in einem Bundesland werden. Foto: Britta Pedersen (dpa)

    Verhindert eine Bündnis von CDU und AfD nun doch noch Rot-Rot-Grün in Erfurt? Die Thüringer Christdemokraten wollen die Staatskanzlei nach 24 Jahren nicht kampflos für den bundesweit ersten Ministerpräsidenten der Linken räumen. Nach wochenlangem Zögern kündigte die Partei nun an, dass sie zur Wahl des Regierungschefs am 5. Dezember im Landtag mit einem eigenen Kandidaten gegen Linksfraktionschef Bodo Ramelow antritt. Sie wolle damit angesichts der knappen Mehrheitsverhältnisse für Rot-Rot-Grün politische Klarheit schaffen, teilte der Vorstand mit.

    Allerdings war am Mittwoch auch nach einer Fraktionssitzung offen, ob Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht oder möglicherweise Fraktionschef Mike Mohring gegen Ramelow ins Rennen geht. Die CDU will den Personalvorschlag erst in der kommenden Woche unterbreiten. Möglicherweise werde der Kandidat von der Fraktion nominiert oder erst am Wahltag selbst, sagten Sprecher auf Anfrage.

    AfD signalisiert Unerstützung für "Alternativkandidaten" der CDU

    Die Linke und ihre DDR-Vergangenheit

    DIE LINKE ist eine deutsche Partei aus dem linken Spektrum. Sie steht für einen "demokratischen Sozialismus", ist euro- und systemkritisch. Konkrete Positionen sind die Rücknahme von Hartz IV und der Bundeswehr-Abzug aus Afghanistan.

    Die Linke geht 2007 aus der Fusion von WASG und PDS hervor. Vorgänger der PDS wiederum ist die Sozialistische Einheitspartei (SED) der DDR.

    Bei der Bundestagswahl 2014 bekommt DIE LINKE 8,6 Prozent der Stimmen und wird damit drittstärkste Kraft und stärkste Oppositionspartei. Ende 2014 hat sie knapp 64.000 Mitglieder.

    Parteivorsitzende sind seit 2012 Bernd Riexinger und Katja Kipping. Beide werden 2014 wiedergewählt. Fraktionsvorsitzender im Bundestag ist Gregor Gysi.

    Großen Zuspruch erfährt DIE LINKE vor allem in den neuen Bundesländern, wo sie in allen Landtagen vertreten ist. In Brandenburg stellt sie mit der SPD die Landesregierung. Insgesamt sitzt die Partei Ende 2014 in zehn Landtagen.

    Vor allem der Umgang mit der DDR-Vergangenheit der Partei sorgt immer wieder für Kritik und trägt zweimal zum Scheitern rot-rot-grüner Sondierungsgespräche bei: 2009 in Thüringen und 2010 in Nordrhein-Westfalen.

    Prominente Parteimitglieder lehnen die Formulierung ab, dass die DDR ein Unrechtsstaat war. Offiziell verurteilt DIE LINKE aber das "staatliche Unrecht" in der DDR und verweist auf die Entschuldigung der PDS aus dem Jahr 1990.

    Mohring wird in den eigenen Reihen bereits als möglicher neuer Parteichef gehandelt, wenn die CDU erstmals in Thüringen in die Opposition muss. Der Fraktionschef der rechtspopulistischen AfD, Björn Höcke, signalisierte erneut, dass sich seine Fraktion vorstellen könne, einen "Alternativkandidaten" der CDU anstelle von  Lieberknecht zu wählen.

    Die 56 Jahre alte Lieberknecht, die seit 2009 an der Spitze einer schwarz-roten Regierung steht, war Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl, aus der die CDU mit 33,5 Prozent der Stimmen erneut als stärkste Partei hervorging. Lieberknecht hat es jedoch nicht geschafft, die vom Wähler gestutzte SPD erneut als Koalitionspartner zu gewinnen. Rot-Rot-Grün hat ebenso wie die gescheiterte schwarz-rote Regierungsvariante nur eine Stimme Mehrheit im Landtag in Erfurt.

    Wahl des Ministerpräsidenten in Thüringen wird eine knappe Angelegenheit

    Die CDU begründete ihre Entscheidung, anzutreten, auch mit dem juristischen Streit über einen möglicherweise nötigen dritten Wahlgang bei der Kür des Regierungschefs. "Das Amt des Ministerpräsidenten darf nicht zum Fall für Gerichte werden", hatte Lieberknecht betont.

    Einem Rechtsgutachten im Auftrag des SPD-geführten Justizministeriums zufolge reicht Ramelow im dritten Wahlgang eine einzige Ja-Stimme, wenn es keinen Gegenkandidaten gibt. Laut Gutachten ist es unerheblich, wenn der Kandidat mehr Nein- als Ja-Stimmen bekäme. Landtagspräsident Christian Carius (CDU), der die Regelung bisher als "relative Mehrheit" mit mehr Ja- als Nein-Stimmen auslegt, will ein Gegengutachten anfordern. dpa

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