Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Interaktive Karten: Tag gegen Todesstrafe: Amnesty International verurteilt Tötungen

Interaktive Karten

Tag gegen Todesstrafe: Amnesty International verurteilt Tötungen

    • |
    Vorbereitungen für die Durchführung einer Todesstrafe in Kabul im Jahr 2014.
    Vorbereitungen für die Durchführung einer Todesstrafe in Kabul im Jahr 2014. Foto: JAWAD JALALI/dpa/EPA

    In Europa ist die Todesstrafe - mit Ausnahme von Weißrussland - verboten. Doch die Lage weltweit ist deutlich dramatischer. Darauf weist Amnesty International am Welttag gegen die Todesstrafe am 10. Oktober 2017 hin. Demnach sind Hinrichtungen in China, vielen arabischen Staaten sowie im Großteil der US-Staaten erlaubt.

    Amnesty International berichtet, dass im vergangenen Jahr 1032 Menschen nach einem gültigen Gerichtsbeschluss hingerichtet wurden. Bemerkenswert: Laut Amnesty International fanden fast 90 Prozent der Hinrichtungen in vier Ländern statt:

    • Iran (567)
    • Saudi-Arabien (154)
    • Irak (88)
    • Pakistan (87)

    Das bedeutet aber auch, dass die vollstreckten Todesurteile zurückgehen. Die internationalen Bemühungen um die Abschaffung der Todesstrafe haben 2015 einen schweren Rückschlag erlitten. Nach Angaben von Amnesty International wurden 2015 rund um den Globus mindestens 1634 Menschen hingerichtet. Das waren über 50 Prozent mehr als 2014. Die tatsächliche Zahl von Exekutionen lag vermutlich sogar mehr als doppelt so hoch.

    Nach Amnesty-Angaben wurden 2015 allein im Iran mindestens 977 Todesurteile vollstreckt. Pakistan ließ 326 Verurteilte töten, Saudi-Arabien mindestens 158. Dort gibt es auch noch öffentliche Enthauptungen. Das Land mit den meisten Hinrichtungen ist jedoch weiterhin China. Die genaue Zahl wird von der Volksrepublik als Staatsgeheimnis behandelt. Amnesty schätzt aber, dass die Zahl der Exekutionen weiterhin "in die Tausende" geht.

    Die Todesstrafe in China

    China ist einer von weltweit 58 Staaten, die noch die Todesstrafe vollstrecken.

    Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International gehen von mehreren Tausend Hinrichtungen pro Jahr aus. Das Regime behandelt die Zahl als «Staatsgeheimnis».

    Doch schätzte die amerikanische Dui Hua Stiftung, die über gute Beziehungen in China verfügt, die Zahl im Jahr 2012 auf rund 3000. Damit richtet die Volksrepublik mehr Menschen hin als der Rest der Welt zusammen.

    Den Angaben zufolge können in China mehr als 50 Straftaten mit dem Tod geahndet werden - neben Mord, Geiselnahme, Raubüberfällen und Vergewaltigung auch Korruption, Zuhälterei, Drogendelikte oder Sachbeschädigung.

    Die Strafe wird durch Erschießen oder die Giftspritze vollstreckt. Laut Amnesty entsprechen die Gerichtsverfahren in der Regel nicht internationalen Standards.

    Peking will die Zahl der Verbrechen, die mit dem Tod bestraft werden, allerdings schrittweise reduzieren.

    Wer jünger als 18, älter als 75 oder schwanger ist, muss die Todesstrafe nicht fürchten.

    Auch behält sich das Oberste Gericht seit 2007 wieder das Recht vor, jedes Todesurteil zu prüfen. Seither sind viele Urteile verworfen worden. (dpa)

    Wichtig zu wissen: Nicht alle Staaten veröffentlichen gleichermaßen Zahlen zur Todesstrafe. China behandelt Hinrichtungen ebenso wie Nordkorea, der Südsudan und Vietnam als Staatsgeheimnis. Die Experten von Amnesty International können also nur schätzen, wie viele Menschen in diesen Ländern so ums Leben gekommen sind.

    Weitere Informationen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International zeigen:

    • 104 Staaten haben die Todesstrafe vollständig abgeschafft.
    • 7 Staaten sehen die Todesstrafe nur noch für außergewöhnliche Straftaten wie etwa Kriegsverbrechen oder Vergehen nach Militärstrafrecht vor.
    • 30 Staaten haben die Todesstrafe in der Praxis, aber nicht im Gesetz abgeschafft. Somit wenden momentan insgesamt 141 Staaten die Todesstrafe nicht mehr an.
    • 57 Staaten halten weiterhin an der Todesstrafe fest.

    Am Tag gegen die Todesstrafe 2017 heute am Dienstag, 10. Oktober 2017, kritisiert Amnesty International vor allem Singapur: Dort seien die 2013 eingeleiteten Schritte zur Abschaffung der Todesstrafe nicht umgesetzt worden, meldet Amnesty. Hinrichtungen gebe es nach wie vor, und noch immer würden etwa unbedeutende Drogenkriminelle, Ausländer oder sozio-ökonomisch Benachteiligte zum Tode verurteilt werden. Der südostasiatische Stadtstaat hatte einst weltweit die höchste Anzahl an Hinrichtungen pro Einwohner.

    Todesurteile gegen Deutsche im Ausland

    Die Todesstrafe ist in Deutschland abgeschafft - in der Bundesrepublik seit 1949, in der DDR_seit 1987. Im Ausland wurden aber auch danach noch Deutsche zum Tode verurteilt. Einige Fälle:

    Malaysia: Ein Gericht im Bundesstaat Selangor verurteilt im September 2013 einen Deutschen wegen Drogenschmuggels zum Tod durch den Strang. Der 40-Jährige wird schuldig gesprochen, 2011 im Gepäck 1,5 Kilogramm der synthetischen Droge Methamphetamin eingeschmuggelt zu haben. Die Bundesregierung will verhindern, dass der Mann hingerichtet wird.

    USA: Im August 1988 wird der Deutsche Dieter Reichmann wegen Mordes an seiner Freundin während eines Florida-Urlaubs zum Tode verurteilt. 22 Jahre nach dem Todesurteil wird die Strafe 2010 schließlich in lebenslange Haft umgewandelt.

    USA: 1999 werden in Arizona die wegen Mordes verurteilten Brüder Karl und Walter LaGrand hingerichtet. Beide stammen aus Augsburg.

    Iran: Im Januar 1998 wird ein deutscher Geschäftsmann in Teheran festgenommen und wegen angeblich sexueller Kontakte zu einer Muslimin zum Tode verurteilt. Die Bundesregierung protestiert gegen das Urteil . Im Oktober 1998 wird das Todesurteil zunächst bestätigt, später aber aufgehoben. Im Januar 2000 kommt der Mann wieder frei.

    Malaysia: Ein Gericht auf der Touristeninsel Penang verurteilt 1987 den damals 24-jährigen Deutsche Frank Förster wegen Besitzes von rund 240 Gramm Haschisch zum Tod. Kurz vor der geplanten Hinrichtung geben zwei Männer zu, das Rauschgift in Försters Gepäck gesteckt zu haben. Der Tourist kommt frei.

    Wurden Menschen hingerichtet, starben sie laut Amnesty International durch folgende Praktiken: Enthaupten (Saudi-Arabien), Erhängen (Afghanistan, Ägypten, Bangladesch, Botsuana, Irak, Iran, Japan, Malaysia, Nigeria, Pakistan, Palästina, Singapur, Sudan, Südsudan), Giftinjektion (China, USA, Vietnam) oder Erschießen(China, Indonesien, Nordkorea, Palästina, Saudi-Arabien, Somalia, Taiwan, Weißrussland). AZ/dpa

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden