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Asylbewerber: Tausende minderjährige Flüchtlinge werden vermisst

Asylbewerber

Tausende minderjährige Flüchtlinge werden vermisst

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    Von vielen minderjährigen Flüchtlingen fehlt jede Spur. (Symbolfoto)
    Von vielen minderjährigen Flüchtlingen fehlt jede Spur. (Symbolfoto) Foto: Arne Dedert, dpa

    Mit den in Deutschland vermissten minderjährigen Flüchtlingen könnte eine Kleinstadt bevölkert werden. Mehr als 7000 unbegleitete Asylbewerber unter 18 Jahren sind derzeit verschwunden. Was mit ihnen passiert ist, weiß niemand. Am Donnerstag, dem internationalen „Tag der vermissten Kinder“, wollen Verbände den Blick auf solche Fälle lenken. Gerade Flüchtlinge zählen häufig zu den Vermissten. Drei von vier Minderjährigen, deren Aufenthaltsort nicht bekannt ist, sind Asylbewerber.

    Es gibt viele Gründe für das Verschwinden minderjähriger Flüchtlinge

    Während Anfang 2016 noch von rund 4700 minderjährigen Asylbewerbern jede Spur fehlte, waren es im April 2017 etwa 7000 – ein Anstieg um 50 Prozent innerhalb von nur 16 Monaten. Das Bundeskriminalamt schätzt, dass viele dieser Fälle einen bürokratischen Hintergrund hätten. So komme es immer wieder vor, dass als vermisst gemeldete Minderjährige zwar gefunden würden, dann deren Identität aber nicht geklärt werden könne. So wird der Vermisstenfall weiter in den Akten geführt.

    Doch warum verschwinden überhaupt so viele jugendliche Asylbewerber? Der „Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“ setzt sich regelmäßig mit diesem Thema auseinander. Sprecher Tobias Klaus kennt mehrere Gründe: „Einige wollen in der Nähe von Verwandten oder Bezugspersonen wohnen und verlassen deswegen heimlich ihre Unterkunft. Andere wollen ihre Familien mit Geld unterstützen und suchen sich eine Verdienstmöglichkeit.“ Doch außerhalb der Einrichtungen seien die Jugendlichen schutzlos – einige werden Opfer krimineller Ausbeutung. Das habe sich in Einzelfällen bestätigt. Im Bereich des Berliner Tiergartens entwickelte sich etwa bereits eine Prostituierten-Szene von Flüchtlingen, einige Asylbewerber geraten auch in das Drogenmilieu.

    Die Behörden sind überfordert

    Die „Initiative Vermisste Kinder“, die sich für den Schutz Minderjähriger einsetzt, sieht ebenfalls diese Gefahr. Für den Vorsitzenden Lars Bruhns sind die Behörden gefordert: „Würden so viele deutsche Kinder vermisst, würde ein Aufschrei durch die Politik gehen. Doch bei Flüchtlingskindern hält sich die Reaktion sehr in Grenzen.“ Er kritisiert, dass die Suche über Ländergrenzen hinweg kaum funktioniere. Das liege daran, dass die europäischen Staaten keine gemeinsame Datenbank führen. „Ich kenne einen Asylhelfer, der auf eigene Faust einem Jungen half, der seine Familie auf der Flucht verloren hat“, sagt Bruhns. Der Helfer habe die Familie durch eigene Recherchen zusammengeführt, während Behörden gescheitert seien.

    Das bayerische Sozialministerium weist darauf hin, dass sich die jugendlichen Flüchtlinge frei bewegen dürfen. „Man kann nicht davon ausgehen, dass alle Jugendlichen, die hier in Bayern aufgegriffen werden, auch hierbleiben wollen“, heißt es aus dem Ministerium. Als Jugendliche gelten Minderjährige, die zwischen 14 und 18 Jahre alt sind. Viele dieser jungen Leute wollten die Unterbringung im Freistaat nur nutzen, um sich auszuruhen und dann weiterzuziehen.

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