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London: IS bekennt sich zu Anschlag, Polizei nennt Details zu Täter

London

IS bekennt sich zu Anschlag, Polizei nennt Details zu Täter

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    Bei dem Anschlag in London sind vier Menschen getötet worden, darunter auch der Attentäter.
    Bei dem Anschlag in London sind vier Menschen getötet worden, darunter auch der Attentäter. Foto: Jonathan Brady (dpa)

    Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Terroranschlag in London für sich beansprucht. Ein "Soldat" des IS habe die Operation ausgeführt, meldete das IS-Sprachrohr Amak am Donnerstag über das Internet unter Berufung auf nicht näher genannte Kreise der Extremisten. Der Angreifer sei damit Aufrufen gefolgt, Bewohner von Staaten der internationalen Koalition anzugreifen. Die Echtheit der Nachricht ließ sich zunächst nicht überprüfen. Sie wurde aber über die üblichen IS-Kanäle verbreitet. Auf diesem Weg hatten sich die Extremisten auch zu anderen Attentaten in Europa bekannt.

    Eine Deutsche unter den Verletzten

    Bei dem Anschlag am Mittwoch waren vier Menschen getötet worden, darunter auch der Attentäter. Dabei handle es sich um einen 52-jährigen Mann namens Khalid Masood aus Mittelengland, wie Scotland Yard am Donnerstag mitteilte. Er sei der Polizei bereits aufgrund von Gewaltdelikten und unerlaubtem Waffenbesitz bekannt gewesen, hieß es in einer Mitteilung weiter. Eine Verurteilung wegen terroristischer Aktivitäten habe es nicht gegeben.

    Etwa 40 Menschen soll von ihm verletzt worden sein. Darunter waren laut Premierministerin Theresa May auch eine Deutsche. Dies hat mittlerweile auch die Bundesregierung bestätigt. "Wir müssen leider davon ausgehen, dass auch eine deutsche Staatsangehörige bei dem Anschlag in London verletzt worden ist", sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts am Donnerstag. Die deutsche Botschaft in London stehe in engem Kontakt mit den zuständigen britischen Behörden. Zum Alter und zum Heimatort der Deutschen machte die Bundesregierung keine Angaben.

    Scotland Yard sprach bereits nach kurzer Zeit von einem "terroristischen" Angriff und ging davon aus, den Angreifer identifiziert zu haben. Er war nach seiner Bluttat am Mittwochnachmittag erschossen worden.

    Nach dem Anschlag in London sichern Forensiker der Polizei Spuren vor dem britischen Parlament.
    Nach dem Anschlag in London sichern Forensiker der Polizei Spuren vor dem britischen Parlament. Foto: Dominic Lipinski (dpa)

    Insgesamt acht Festnahmen

    Laut Polizei fuhr der Angreifer am Mittwochnachmittag mit einem Auto mehrere Fußgänger auf der Westminster-Brücke an. Von der Brücke raste der Attentäter zum Parlament, durchbrach dort mit seinem Wagen eine Absperrung und erstach dort mit einem Messer einen 48-jährigen Polizisten. Der Angreifer wurde von einem anderen Polizisten erschossen.

    Terror, Amok, Attentat - Fahrzeuge als Waffe

    Ob Attentäter, Amokläufer oder Terrorist: Wann immer Angreifer das Gaspedal durchdrücken, werden aus Fahrzeugen tödliche Rammböcke. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) forderte mehrfach dazu auf, "Ungläubige" zu überfahren. Wegen der oft hohen Zahl der Opfer erregen solche Attacken große Aufmerksamkeit - unabhängig von der Motivation des Täters. Einige Beispiele:

    Frankreich: Nach einer mutmaßlichen Fahrzeug-Attacke auf Soldaten bei Paris gehen französische Ermittler einem Terrorverdacht nach. Das Fahrzeug raste am Mittwochmorgen im Vorort Levallois-Perret in die Gruppe und verletzte dabei sechs Militärs.

    Großbritannien: Bei einem Anschlag mit einem Lieferwagen in London hat ein Mann mehrere Mitglieder einer muslimischen Gemeinde verletzt. Acht Opfer kamen laut Polizei ins Krankenhaus, mehrere weitere wurden vor Ort behandelt.

    Großbritannien: Am Abend des 3. Juni rast ein Lieferwagen mit drei Attentätern an Bord auf den Gehweg der London Bridge und erfasst mehrere Fußgänger. Danach fahren die Insassen zum Borough Market, steigen aus und stechen mit Messern auf Passanten ein. Acht Menschen sterben.

    Schweden: Ein 39-jähriger Usbeke steuert am 7. April einen Lastwagen in einer Stockholmer Einkaufsstraße in eine Menschenmenge und dann in ein Kaufhaus. Bei dem Anschlag kommen vier Menschen ums Leben, 15 werden verletzt.

    Großbritannien: Am 22. März 2017 lenkt ein 52-Jähriger ein Auto absichtlich in Fußgänger auf der Westminster-Brücke im Zentrum Londons und ersticht anschließend einen Polizisten auf dem Gelände des britischen Parlaments. Er wird von Sicherheitskräften erschossen. Fünf Menschen sterben.

    Deutschland: Ein Weihnachtsmarkt in Berlin wird am 19. Dezember 2016 Ziel eines islamistischen Terroranschlags. Zwölf Menschen sterben, als ein IS-Anhänger einen gekaperten Lastwagen in die Menschenmenge steuert. Wenige Tage später erschießen Polizisten den 24 Jahre alten Tunesier bei einer Kontrolle nahe Mailand.

    USA: Am 28. November 2016 rast ein Student der Ohio State University in eine Gruppe Fußgänger. Danach steigt er aus dem Wagen und greift Umstehende mit einem Schlachtermesser an. Elf Menschen werden verletzt. Der IS reklamiert die Attacke später für sich.

    Frankreich: Am 14. Juli 2016, dem französischen Nationalfeiertag, rast in Nizza ein Lastwagen in eine Menschenmenge. Der islamistische Attentäter tötet 86 Menschen und verletzt mehr als 200.

    Österreich: Minutenlang rast ein 26-Jähriger am 20. Juni 2015 durch die Innenstadt von Graz, überfährt Café-Besucher und Fußgänger. Drei Menschen sterben, 34 werden verletzt. Vor Gericht wird der Mann für nicht zurechnungsfähig erklärt.

    Niederlande: Am Königinnentag am 30. April 2009 fährt ein 38-Jähriger auf den offenen Bus der Königsfamilie zu. Mit seinem Kleinwagen tötet er sieben Menschen und verletzt zehn; Königin Beatrix und ihre Familie trifft er nicht. Der Attentäter sagt einem Polizisten, er habe einen Anschlag verüben wollen. Der Mann erliegt später seinen Verletzungen.

    Im Zusammenhang mit der Tat hat die britische Polizei insgesamt acht Personen festgenommen. Das teilte Scotland Yard am Donnerstag mit. Zuvor seien mehrere Wohnungen in London und Birmingham durchsucht worden.

    Die Queen meldet sich zu Wort

    Am Donnerstag hatte auch die Queen den Opfern des Terroranschlags von London ihr Mitgefühl ausgesprochen. "Meine Gedanken, Gebete und mein tiefstes Mitgefühl sind bei all denen, die von der gestrigen furchtbaren Gewalt betroffen sind", erklärte die 90-jährige Monarchin in einer vom britischen Königshaus verbreiteten Mitteilung. "Ich weiß, ich spreche im Namen aller, wenn ich meinen tiefen Dank und meine Bewunderung für die Mitglieder der Polizei ausdrücke und für all diejenigen, die so selbstlos daran arbeiten, andere zu schützen", hieß es weiter.

    Merkel, Trump und Steinmeier sprechen ihre Anteilnahme aus

    Bundeskanzlerin Angela Merkel telefonierte mit Theresa May und sprach ihr und allen Briten ihre Anteilnahme aus. Gleich nach dem Anschlag hatte Merkel erklärt, dass Deutschland im Kampf gegen jede Form von Terrorismus "fest und entschlossen an der Seite Großbritanniens" stehe. Auch US-Präsident Donald Trump und May telefonierten miteinander. Zudem äußerte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker seine Betroffenheit. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte, in diesen Stunden seien "wir Deutsche dem britischen Volk in besonderer Weise verbunden". Als Zeichen der Solidarität mit den Opfern des Anschlags in London schaltete Paris um Mitternacht die Beleuchtung des Eiffelturms aus.

    Der Angriff ereignete sich, während in ganz Belgien der Opfer der Anschläge in Brüssel vor genau einem Jahr gedacht wurde. Die Tat weckte böse Erinnerungen an die Lastwagen-Anschläge vom 14. Juli 2016 in Nizza mit 84 Toten und vom 19. Dezember 2016 in Berlin mit zwölf Toten. In Großbritannien gilt weiterhin die zweithöchste Terrorwarnstufe 4. mit dpa und afp

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