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Thilo Sarrazin: Thilo Sarrazin ist mit Buch "Wunschträume" wieder da

Thilo Sarrazin

Thilo Sarrazin ist mit Buch "Wunschträume" wieder da

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    Polarisierend und unbequem: Thilo Sarrazin.
    Polarisierend und unbequem: Thilo Sarrazin. Foto: Andreas Gebert, dpa

    Er ist noch immer Mitglied in der SPD. Zweimal haben Parteigenossen nun schon erfolglos versucht, Thilo Sarrazin loszuwerden. Doch der Finanzexperte und Autor bleibt stur, ist auch dem Werben der AfD – noch zu Lucke-Zeiten – nicht erlegen.

    Stattdessen nannte Sarrazin die AfD erst 2014 noch einen „Chaoshaufen“. Während es seitdem für die AfD bergauf geht, erleidet Sarrazin eher das Schicksal der SPD.

    Sarrazin rechnet in "Wunschträume" mit Merkels Flüchtlingspolitik ab

    Bei der Vorstellung seines jüngsten Buches „Wunschträume“ jedenfalls – unter anderem eine Abrechnung mit der Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin und der Berliner Flughafen-Blamage – blieb die Hälfte der Plätze leer.

    Was war das für eine Aufregung, als er 2010 das Buch „Deutschland schafft sich ab“ herausbrachte. Kaum ein Thema beherrschte die Medien derart.

    Sarrazin wurde vorgeworfen, biologisch, ja rassistisch zu argumentieren. So erweckte er den Eindruck, dass muslimische Migranten weniger intelligent seien als Europäer. Das Ausschlussverfahren der SPD verlief zwar im Sande, seinen Vorstandsposten bei der Bundesbank räumte er jedoch, als der öffentliche Druck zu stark wurde.

    Sarrazin soll sich selbst das Lesen beigebracht haben

    Thilo Sarrazin wurde 1945 im thüringischen Gera als Sohn eines Arztes und einer westpreußischen Gutsbesitzertochter geboren. Aufgewachsen ist er mitten im Ruhrpott in Recklinghausen. Eine lange Krankheit überschattete seine Jugend. An einen Schulbesuch war längere Zeit nicht zu denken. Doch der kleine Thilo biss sich durch. Ans Bett gefesselt, soll er sich selbst das Lesen beigebracht haben.

    Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre begann er in den 70er Jahren seine Karriere als Beamter im Finanzministerium. In dieser Zeit trat er auch in die SPD ein. In Berlin verschaffte er sich ab 2002 als Finanzsenator Respekt, als er mit harten Sparmaßnahmen den Haushalt der Hauptstadt sanierte und 2007 zum ersten Mal einen Überschuss erwirtschaftete.

    2009 wechselte der verheiratete Vater zweier Kinder schließlich zur Bundesbank. Nach dem Fall der Mauer war er federführend bei der deutsch-deutschen Währungsunion, baute die Rechts- und Fachaufsicht über die Treuhandanstalt auf.

    Doch neben dem Zahlenmenschen gibt es auch einen anderen Sarrazin. Den, der polarisiert und polemisiert. Der in der Zuwanderung eine existenzielle Gefährdung für die Deutschen sieht. Der Hartz-IV-Empfängern auch schon mal empfahl, zum Geldsparen im Winter die Heizung auszustellen und stattdessen Pullis zu tragen.

    Dennoch wäre es zu einfach, Sarrazin als dumpfen Rechtsaußen abzustempeln. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sagte er erst kürzlich: „Die SPD bleibt im Übrigen meine politische Heimat.“

    Doch von seinen Thesen nimmt er nichts zurück: Hätte man auf seine Analysen gehört, würde es die AfD in dieser Form nicht geben, ließ er sein Publikum wissen.

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