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US-Präsident: Trump holt superreiche Investmentbanker ins Kabinett

US-Präsident

Trump holt superreiche Investmentbanker ins Kabinett

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    Petraeus gilt derzeit als Favorit für das Außenamt.
    Petraeus gilt derzeit als Favorit für das Außenamt. Foto: Behar Anthony (dpa)

    Im Wahlkampf zählte die Finanzelite zu Donald Trumps Lieblingsfeinden - nun macht der künftige US-Präsident ausgerechnet einen Finanzinvestor und Ex-Mitarbeiter der Investmentbank Goldman Sachs zum Finanzminister - einer der Schlüsselpositionen in der künftigen Kabinettsriege. 

    Weiter spekuliert wird derweil um das wichtige Amt des Außenministers. Fest steht aber bereits: Bei der Regierungsbildung macht der Immobilientycoon, der in wenigen Wochen das Sagen im Oval Office haben wird, seinem erratischen und unberechenbaren Ruf wieder einmal alle Ehre. 

    "Ich werde die Wall Street nicht mit Mord davonkommen lassen", hatte Trump im Wahlkampf gepoltert. Der New Yorker Geschäftsmann versprach, sich Banker und Finanzprofis vorzuknöpfen, denen viele US-Bürger noch immer die Verantwortung für die große Wirtschaftskrise nach dem Kollaps des Häusermarkts im Jahr 2007 vorwerfen. 

    Obama und Trump - Chronik einer gegenseitigen Abneigung

    Der scheidende US-Präsident Barack Obama verspricht nach dem Wahlsieg von Donald Trump eine reibungslose Machtübergabe, am Donnerstag empfing er seinen Nachfolger bereits im Weißen Haus. Im Wahlkampf hatten beide Männer allerdings keinen Hehl aus ihrer gegenseitigen Abneigung gemacht. Eine Auswahl der zwischen Trump und Obama hin- und hergeschossenen Giftpfeile.

    Der Ursprung der Fehde: Trump war 2011 eine treibende Kraft hinter der Verschwörungstheorie zu Obamas Geburtsort. Die sogenannten Birther glauben, dass der erste afroamerikanische Staatschef nicht in den USA geboren wurde und damit gar nicht Präsident sein darf. Ein genervter Obama veröffentlichte schließlich seine Geburtsurkunde aus dem US-Bundesstaat Hawaii - und nahm sich Trump beim jährlichen Korrespondentendinner vor.

    »Niemand ist glücklicher, niemand ist stolzer, die Sache mit der Geburtsurkunde endlich geklärt zu haben, als Donald», sagte Obama, während Trump mit grimmigem Blick im Publikum saß. »Denn nun kann er sich endlich wieder auf die bedeutenden Themen konzentrieren - etwa, ob wir die Mondlandung gefälscht haben.»

    Schlechtester Präsident der Geschichte: Als Obama eine mögliche Präsidentschaft Trumps im Juli als »beängstigend» bezeichnete, wartete der frisch gekürte republikanische Kandidat nicht lange mit einer Replik. »Ich glaube, Präsident Obama war einer der unwissendsten Präsidenten unserer Geschichte», sagte er. »Er war eine Katastrophe als Präsident. Er wird als einer der schlechtesten Präsidenten in die Geschichte unseres Landes eingehen.»

    Tauglichkeitszeugnis verweigert: Angesichts der kontroversen Äußerungen Trumps über Minderheiten nannte Obama den einstigen Reality-TV-Star im August »jämmerlich unvorbereitet» für das höchste Staatsamt. »Der republikanische Kandidat ist ungeeignet, als Präsident zu dienen», sagte der Demokrat.

    Gründungsmythos der IS-Miliz: Bei einer Wahlkampfveranstaltung im August erklärte Trump, dass Obama die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gegründet habe. »Er ist der Gründer des IS», sagte der Milliardär. »Und ich würde sagen, die Mitgründerin ist die schurkige Hillary Clinton.»

    Auf Nachfrage bekräftigte Trump, er habe nicht nur gemeint, dass Obama mit seiner Außenpolitik den Aufstieg der Dschihadisten begünstigt habe. »Nein, ich habe gemeint, dass er der Gründer des IS ist», sagte er. »Er ist ihr wichtigster Spieler.»

    Schluss mit dem Gejammere: Trump beklagte im Herbst wiederholt, dass die Wahl zu seinen Ungunsten manipuliert werde. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Italiens Regierungschef Matteo Renzi fand Obama dafür klare Worte: »Das Gejammere beginnt, bevor das Spiel vorbei ist?», sagte der Präsident. »Ich rate Herrn Trump, dass er mit seinem Gejammere aufhört und stattdessen für seine Sache wirbt, um Wähler zu gewinnen.»

    Kastrophenalarm bei Obamacare: Bei Obamas Gesundheitsreform schwillt Republikanern gewöhnlich der Kamm, auch bei Trump ist das nicht anders. »Obamacare wird niemals funktionieren», sagte er bei der zweiten Präsidentschaftsdebatte im Oktober. Die Kosten seien zu hoch, für die Versicherten und für das ganze Land. »Obamacare ist eine totale Katastrophe.» Trump will das Gesetz, das Millionen Menschen eine Krankenversicherung ermöglichte, nach seinem Amtsantritt rückgängig machen.

    Trumps Twitter-Tiraden: Während des gesamten Wahlkampfes bewies Trump ein enormes Mitteilungsbedürfnis über den Onlinedienst Twitter, gerne auch zu nächtlicher Stunde. Mit seinen ungefilterten Botschaften sorgte der Immobilientycoon ein ums andere Mal für Verwunderung und gar Empörung - etwa mit seinem Aufruf, ein angebliches Sexvideo einer früheren Miss Universe zu schauen, die ihn kritisiert hatte.

    »Am Wochenende hat sein Wahlkampfteam ihm sein Twitter-Konto weggenommen», spottete Obama vor einigen Wochen und bezog sich dabei auf Medienberichte. »Wenn deine engsten Berater dir nicht mit Twitter trauen, wie können wir ihm mit den Zugangscodes zu den Atomwaffen trauen?» AFP

    Im März 2017 wirft US-Präsident Donald Trump Obama einen Lauschangriff auf seine Telefone im Endspurt des Wahlkampfs vor. »Habe gerade erfahren, dass Obama meine Leitung im Trump Tower kurz vor dem Sieg anzapfen ließ», schrieb Trump im Kurzbotschaftendienst Twitter. Er stellte einen Vergleich zur Watergate-Affäre an. Offenbar in Bezug auf Obama fügte Trump hinzu: »Böser (oder kranker) Kerl!»

    Der Crash hatte den USA die schlimmste Wirtschaftskrise seit der großen Depression der 1930er Jahre eingebrockt und die Armut in der Bevölkerung in den Folgejahren drastisch steigen lassen. 

    Die Finanz-Industrie habe "riesengroße Probleme" bereitet, zürnte Trump vor seinen aufgebrachten Anhängern. "Wir werden die Wall Street zur Rechenschaft ziehen", kündigte er an. Doch seit seiner Wahl zum US-Präsidenten sieht bei Trump vieles ganz anders aus - so auch sein Verhältnis zur Finanzwelt. 

    Der ehemalige Topmanager Steven Mnuchin organisierte Spenden für Trumps Kampagne. Jetzt soll er Finanzminister werden.
    Der ehemalige Topmanager Steven Mnuchin organisierte Spenden für Trumps Kampagne. Jetzt soll er Finanzminister werden. Foto: Ringo Chiu/ZUMAPRESS.com/dpa 

    Für den renommierten Posten des Finanzministers soll mit Steven Mnuchin ein langjähriger Wall-Street-Insider berufen werden. "Ich könnte mich nicht geehrter fühlen, dem künftigen Präsidenten zu dienen", sagte der 53-Jährige am Mittwoch Reportern in New York voller zur Schau gestellter Demut. 

    "Erste Priorität" sei die Umsetzung von Trumps Steuerplänen, von denen laut Experten vor allem Superreiche profitieren dürften. Der Wall Street will Mnuchin die Zügel abnehmen. Natürlich nur, damit kleinen und mittelständischen Unternehmen wieder mehr Kredite zur Verfügung stehen. 

    Vor dem Hintergrund seines Wahlkampfgetöses wirkt Trumps Personalauswahl grotesk. Mit Mnuchin werden die Finanzen der größten Volkswirtschaft der Welt einem Mann anvertraut, der bislang als Hedgefonds-Manager, Hollywood-Filmfinanzier und Investmentbanker von sich reden machte. Regierungserfahrung hat er wie Trump keine. 

    Besonders pikant ist Mnuchins Vorgeschichte als Mitarbeiter des Finanzinvestors George Soros und des Investmenthauses Goldman Sachs. Trump hatte die US-Bank, die wegen ihrer engen Drähte in die Politik auch "Government Sachs" genannt wird, zuvor heftig aufs Korn genommen.

    Trump holt das Groß-Kapital ins Kabinett

    In einem Wahlwerbespot attackierte Trump Goldman und Soros - ein großzügiger Parteispender für die gegnerischen Demokraten - symbolhaft als Inbegriff eines "manipulierten Systems" der Vetternwirtschaft zwischen Wall Street und Washingtoner Politikbetrieb, das "unsere Arbeiterklasse ausgeraubt hat". Doch für eben dieses System steht der künftige Finanzminister. 

    Mnuchin, der sich zwischenzeitlich auch als Hollywood-Finanzier einen Namen machte, war besonders in die Kritik geraten, als er die Häuser von mehr als 35 000 Darlehensnehmern in der Finanzkrise versteigern ließ. Als Sohn eines Goldman-Sachs-Partners und Absolvent der US-Eliteuni Yale hat er eine klassische Oberschicht-Karriere durchlaufen. 

    Als Wall-Street-Insider ist Mnuchin, der bereits als Finanzchef der Trump-Kampagne agierte, kein Einzelfall in der Regierung Trump. Der Milliardär und Investor Wilbur Ross wird Wirtschaftsminister werden. Der Private-Equity-Spezialist zählt ebenfalls zur Finanzelite und hat mit seinen Deals ein Milliardenvermögen angehäuft. Sein Geschäftsmodell ist je nach Deutung das Ausschlachten oder Aufpäppeln kriselnder Firmen. 

    Es gibt allerdings auch Fürsprecher, die dem 79-Jährigen zugutehalten, sich in der Krise für die Stahlindustrie eingesetzt zu haben. Deren gebeutelte Arbeiter hatte Trump im Wahlkampf besonders umworben.

    Spekuliert wird indes, wer den wichtigen Posten des Außenministers in Trumps Regierung antreten wird. Weiterhin wird Mitt Romney für das Amt gehandelt. Der Ex-Präsidentschaftskandidat der Republikaner, der Barack Obama 2012 unterlag, traf sich am Dienstagabend erneut zu Gesprächen mit Trump - anschließend war er voll des Lobes für den künftigen Präsidenten. 

    Dass Trump den superreichen Geschäftsmann, dessen Vermögen auf 250 Millionen Dollar geschätzt wird, in Betracht zieht, ist ein weiteres Indiz dafür, wie sehr sich der Wind nach dem Wahlkampf gedreht hat. Im März noch war er von Romney als Hochstapler und Aufschneider bezeichnet worden, der nichts besser könne, als die Leute für dumm zu verkaufen. AZ/dpa

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