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Brasilien: Wahl in Brasilien: Aktivistin Marina Silva könnte Präsidentin werden

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Wahl in Brasilien: Aktivistin Marina Silva könnte Präsidentin werden

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    Die Afrobrasilianerin Marina Silva könnte neue Präsidentin Brasiliens werden. Sie macht Front gegen die Großindustrie und will im größten Land Südamerikas die Homo-Ehe erlauben.
    Die Afrobrasilianerin Marina Silva könnte neue Präsidentin Brasiliens werden. Sie macht Front gegen die Großindustrie und will im größten Land Südamerikas die Homo-Ehe erlauben. Foto: Yasuyoshi Chiba, afp

    Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird auch in Zukunft eine Frau Brasilien führen. Ob es aber die derzeitige Präsidentin Dilma Rousseff sein wird, ist fraglich. Denn mit Marina Silva ist jetzt eine Gegenkandidatin im Rennen, die eine Siegchance besitzt.

    Die 56-jährige Afrobrasilianerin und Umweltaktivistin ist so etwas wie ein Gegenentwurf zu Dilma Rousseff, 66. Die eine hat sich vor Jahren mit einem Knalleffekt aus der Regierung verabschiedet, die andere funktioniert mit technokratischer Zuverlässigkeit. Die eine macht Front gegen die Großindustrie und versteht sich als Vorkämpferin für grüne Ideen. Die andere kooperiert mit der Wirtschaft, weil sie darin die einzige Möglichkeit sieht, die soziale Lage im größten Land Südamerikas zu verbessern, und zieht Großprojekte wie Fußballweltmeisterschaft und Olympischen Sommerspiele auch gegen Widerstände durch.

    Wahlkampf Brasilien: Kooperation mit der Wirtschaft oder Kampf für grüne Ideen

    In den Umfragen liegen derzeit beide Frauen gleichauf bei 34 Prozent. Aber wenn es im ersten Wahlgang am 5. Oktober keine Entscheidung geben sollte und drei Wochen später eine Stichwahl stattfindet, dann hat Marina Silva die besseren Karten. Die Demoskopen geben ihr für diesen – sehr wahrscheinlichen – Fall inzwischen sogar sechs Prozentpunkte Vorsprung.

    Es gab eine Zeit, da saßen die Frauen im selben Boot. Während der ersten Amtszeit des populären Präsidenten Lula Inácio da Silva gehörten beide der von der Arbeiterpartei (PT) gebildeten Regierung an. Doch während Dilma Rousseff an Lulas Seite blieb, trat Marina Silva als Umweltministerin zurück und beschuldigte die Regierung, ihre umweltpolitischen Ziele verraten zu haben. Sie gründete eine grüne Partei, kämpfte gegen das Agrobusiness, gegen die Vernichtung von Regenwald, gegen den Bau von Staudämmen. Und sie setzte sich für die kulturellen Rechte der Afrobrasilianer ein. Bei der Präsidentschaftswahl 2010, die Dilma Rousseff gewann, kam sie auf 19,3 Prozent. Jetzt tritt sie für die Sozialistische Partei Brasiliens (PSB) an, deren ursprünglicher Kandidat Eduardo Campos am 13. August bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam.

    Marina Silva gehört evangelikaler Pfingstlerbewegung an

    Was würde Marina Silva als Präsidentin anders machen? Zur allgemeinen Überraschung will sie eingetragene Lebenspartnerschaften für gleichgeschlechtliche Paare erlauben. Zuvor hatte sie sich stets negativ zur Homo-Ehe geäußert. Zudem will sie den staatlichen Einfluss auf die Wirtschaft verringern und der Zentralbank mehr Spielraum verschaffen. Marina Silva ist ledig und gehört der evangelikalen Pfingstlerbewegung an, der zweitstärksten Religion Brasiliens.

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