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Analyse: Was finden die Deutschen nur an Putin?

Analyse

Was finden die Deutschen nur an Putin?

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    Der russische Präsident Wladimir Putin genießt bei den Deutschen weit mehr Vertrauen als sein US-amerikanischer Amtskollege Donald Trump.
    Der russische Präsident Wladimir Putin genießt bei den Deutschen weit mehr Vertrauen als sein US-amerikanischer Amtskollege Donald Trump. Foto: Sputnik, dpa

    Schon vor dem Fall der Mauer setzte ein Prozess an, der sich mit dem Amtsantritt von Donald Trump als Präsident weiter beschleunigt hat: Die USA, die nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg erstaunlich schnell von einer Sieger- zur bewunderten, ja verehrten Schutzmacht wurden, wird von den Deutschen immer kritischer gesehen. Gleichzeitig blicken die Deutschen in Bezug auf den früheren Erzfeind – erst im heißen Krieg bis 1945 und dann im Kalten Krieg – immer wohlwollender. Nach einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa geht für 79 Prozent der Deutschen die größte Gefährdung des Weltfriedens vom US-Präsidenten Donald Trump aus. Nur für 13 Prozent ist Putin eine Gefahr für die Welt, für acht Prozent sind beide gleichermaßen furchteinflößend.

    Oft wird behauptet, dass dem starken Mann im Kreml insbesondere im extremen linken und rechten politischen Spektrum die Herzen zufliegen. Das ist nicht falsch, aber doch verkürzt, wie die aktuellen Forsa-Zahlen zeigen. Verständnis für Putins Politik, gepaart mit Unverständnis für Strafaktionen aller Art gegen die russische Politik sind längst in der politischen Mitte angekommen. Und zwar in ganz grundsätzlicher Ausprägung: Nur sechs Prozent der Befragten wollen „eine möglichst enge Anbindung an den Westen und die USA und eine klare Distanz zu Russland“. 89 Prozent hingegen befürworten eine eigenständige Außenpolitik der europäischen Staaten, „bei der auch russische Interessen berücksichtigt werden“. Diese Einstellung ist unter den SPD-Mitgliedern am stärksten verbreitet – mit 97 Prozent Zustimmung. In den 70er Jahren wären solche Zahlen undenkbar gewesen.

    Auch der Giftanschlag von Salisbury kann nicht erschüttern

    Für Forsa-Chef Manfred Güllner hat dieser Wandel in der Wahrnehmung eine lange Vorlaufzeit. „In Westdeutschland gab es bis zur Wende einen strammen Antikommunismus. In den Jahren nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion galt Russland als arm, rückständig und chaotisch.“ Doch das habe sich zunächst mit Präsident Jelzin, noch weit stärker jedoch seit dem Amtsantritt Putins gewandelt. „In unseren Umfragen war das Bild Putins in Deutschland schon sehr früh positiv – er steht für Stabilität.“ Einen weiteren Bruch in der Beurteilung der USA habe es nach der Wahl von George W. Busch im Jahr 2001 gegeben. „Er galt spätestens nach dem Irak-Krieg als im Vergleich zu Putin weit gefährlicherer Kriegstreiber. Bushs Vorgänger Bill Clinton haben die Deutschen noch vertraut.“ Für psychologisch bedeutsam hält Güllner, dass die Russen auch als verlässlicher Lieferant von Erdgas Sympathien gewonnen hätten.

    Das Vertrauen scheint gefestigt. Auch Vorfälle, wie zuletzt der Giftgasanschlag auf den Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter in Großbritannien, scheinen daran nichts zu verändern. Und das, obwohl mit 46 Prozent eine klare Mehrheit Russland für das Verbrechen verantwortlich macht – nur 28 Prozent glauben das nicht. Zwei Drittel der Befragten halten es für falsch, dass Berlin als Reaktion auf den Anschlag vier russische Diplomaten ausgewiesen hat. Lediglich 23 Prozent befürworten diesen Schritt. 55 Prozent der Bundesbürger sind dafür, dass die Sanktionen gegen Moskau, die nach der Annektierung der Krim verhängt wurden, „langsam abgebaut werden“.

    Wie ist das zu erklären? Angesichts der aggressiven russischen Politik in der Ukraine und in Syrien. Angesichts der systematischen Desinformationskampagnen im Internet gegen westliche Staaten. Aber auch mit Blick auf die zunehmend restriktive, antidemokratische Politik Putins im Inneren mit tiefen Einschnitten in die Pressefreiheit und der faktischen Abschaffung einer unabhängigen Justiz.

    Nur eine Minderheit fürchtet sich vor den Russen 

    Die immer wieder vorgebrachte Erklärung, dass die Angst vor den hochgerüsteten Russen bei den Deutschen die Bereitschaft wachsen lässt, sich lieber mit der Großmacht im Osten „gutzustellen“, ist – glaubt man den Forsa-Zahlen – schlicht aus der Luft gegriffen. „Trotz der politischen Spannungssituation fürchtet sich mit 17 Prozent der Befragten nur eine kleine Minderheit der Deutschen vor den Russen“, sagt Güllner. Die große Mehrheit – nämlich 83 Prozent – gibt an, keine Angst vor Moskau zu haben.

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

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