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Abitur 2015
22.06.2015

Wenn der Abiball einer Oscar-Verleihung gleicht

Ein bisschen Schaulaufen ist immer dabei, wenn Schüler heute ihren Abiball feiern. Sie nutzen das Event als Bühne, Abendgarderobe ist Pflicht.
Foto: Jens Kalaene, dpa

Das Abitur ist geschafft - Jetzt wird gefeiert. Und wie! Der Abschlussball ist fast wie eine Oscar-Verleihung. Eine Plattform für Protest sind die Veranstaltungen lange nicht mehr.

Morgens, elf Uhr, auf einem Parkplatz vor der Sport- und Kulturhalle in Hurlach (Kreis Landsberg). Es ist windig, es regnet. „Wollt ihr es in bar?“ – „Nein, es genügt, wenn du es überweist.“ Die vier Personen drängen sich unter das kleine Vordach der Halle. Sie wollen ihr Geldgeschäft schnell über die Bühne bringen. Doch wie viel war es noch mal? „Hast du dein Handy da zum Rechnen?“ – „Nein, aber das steht alles auf Facebook.“

Puh. Es sind keine kriminellen Machenschaften. Es sind vier Schüler, die ihren Abiball planen. Nur noch kurze Zeit bleibt bis zum Fest, jetzt muss das Geld her. In diesem Fall: die Rechnung für 77 Vasen.

Noch vor zehn Jahren dachte gar niemand darüber nach, woanders als im Saal der eigenen Schule zu feiern. Der Sportlehrer machte die Fotos und danach legte ein DJ auf, an dessen Namen sich keiner mehr erinnert. Die Zeit, in der Abiturienten auch Rebellen waren, liegt noch viel länger zurück. Niemand holt sich mehr in Jeans die Allgemeine Hochschulreife ab und fährt danach mit kistenweise Bier an den Baggersee. Viele Abibälle erinnern inzwischen eher an die „Oscar“-Verleihung als an die liebevoll geplanten, aber von Perfektion doch weit entfernten Feiern von einst. Bei der Location fängt es ja schon an.

„Wir wollten eine alte Fabrikhalle mieten und Kronleuchter von der Decke hängen“, sagt Lena Weiland, 18, vom Ignaz-Kögler-Gymnasium (IKG) in Landsberg am Lech, die gerade noch im Regen vor der Halle stand. Sogar eine Maklerin hatte sich nach der perfekten Feier-Location für die 130 Schüler und ihre Familien umgeschaut. Ihr Vorschlag: ein riesiges Möbelhaus.

Beim Abschlussball "geht es um die Inszenierung"

„Es geht um Inszenierung“, sagt die Augsburger Kulturwissenschaftlerin Margaretha Schweiger-Wilhelm. Sie arbeitet im Münchner Amerikahaus, forschte zu Übergangsriten in verschiedenen Lebensphasen und befasste sich mit der „Amerikanisierung von Abschlussbällen“, wie sie es nennt. „Abibälle dienen heute mehr denn je der Selbstvergewisserung. Sie sollen einzigartig und spektakulär sein. Sie sollen zeigen: ,Ich habe etwas geschafft, mir steht die Welt offen. Und ich bin stolz darauf.‘“

Wer sichergehen will, dass bei der Planung nichts schiefläuft, überlässt Profis die Organisation. Die Münchner Eventagentur „Abistars“ hat in den vergangenen Jahren rund 200 Abibälle veranstaltet. Für einen Ball nach dem heutigen Standard-Niveau müsse man ungefähr 10000 Euro einplanen, sagt Geschäftsführer Benedikt Hermann. Um das wieder reinzuholen, liegen die Kartenpreise seiner Aussage nach meist bei rund 40 Euro pro Person. Für ein exklusives Event mit Top-Location, Feuerwerk, Band und separater Lounge steigen sie auf bis zu 80 Euro.

Wer seinen Ball professionell planen lässt, kauft Sicherheit. „Agenturen wie unsere kümmern sich um die Organisation, die Finanzen und alle rechtlichen Auflagen.“ „Abistars“ garantiert Hermann zufolge auch, dass die Schüler nicht mehr zahlen, als wenn sie alles selbst organisieren würden.

Haftpflichtversicherung, Buffet, ein Vertrag mit dem Sicherheitsdienst: Die Schüler des Landsberger IKG müssen das alles selbst auf die Reihe kriegen. Sie haben sich bewusst gegen eine Agentur wie „Abistars“ entschieden. „Wir wollen eine eigene Note reinbringen“, sagt Alexandra Eggebrecht, 19, vom Organisationsteam.

Seit der 11. Klasse veranstaltet ihr Jahrgang Finanzierungs-Partys, zuletzt organisierten die Schüler einen Flohmarkt, um das nötige Geld zu sammeln. Darin unterscheiden sich die Abibälle heute kaum von früher, aber die Beträge sind größer geworden. 30 Euro kostet eine Karte für den IKG-Ball, mehr als drei Tickets pro Schüler sind nicht drin. Für die Fabrikhalle und das Möbelhaus hätte das Geld trotzdem nicht ganz gereicht. Dass ihr Jahrgang mit 130 Schülern besonders groß ist, habe die Suche nach dem passenden Ort ohnehin schwierig gemacht, sagt Alexandra Eggebrecht.

Abiball wird zur Abigala

Jetzt ist es halt die Hurlacher Sporthalle. Da wird es natürlich etwas schwieriger, eine glamouröse Atmosphäre zu schaffen. Aber nicht unmöglich. An der Sitzordnung und der Deko für die Tische tüfteln die Schüler schon seit Wochen. Für die Lichttechnik haben sie Profis gebucht. Das Gerüst zur Montage der Lichtanlage ist schon da. Es stößt an die Holzringe, die von der Hallendecke baumeln. Das soll später aber niemand mehr merken. „Das Licht macht so viel aus“, sagt Alexandra Eggebrecht. „Und Abendgarderobe ist Pflicht“, fügt Lena Weiland hinzu. Eh klar.

Sie selbst leiht sich ihre Robe für den Abend bei einem Münchner Modeunternehmen. In den Wochen, in denen eine Zeugnisvergabe die nächste jagt, wirbt die Online-Firma mit dem „Traumkleid für jeden Typ – von romantic Chic über schlichte Eleganz bis hin zum sexy Vamp-Look“. Bis zu 240 Euro verlangt das Unternehmen als Vier-Tages-Leihgebühr für ein Kleid, das ein Vielfaches kosten würde, wenn man es kauft. Gegen einen Aufpreis gibt es den passenden Schmuck und die Handtasche dazu. Und wer sich bei der Auswahl unsicher ist, kann mit dem Klick auf einen Extra-Button die Meinung seiner Freundin einholen.

Kulturwissenschaftlerin Margaretha Schweiger-Wilhelm nennt mehrere Gründe dafür, dass aus dem Abiball eine Abigala geworden ist. „Eine Plattform für Protest sind die Veranstaltungen schon lange nicht mehr, das Verhältnis zu den Eltern ist enger denn je.“ Diese seien viel mehr als früher in den schulischen Kontext eingebunden – finanziell oder als Nachhilfe-Coaches. Die Familie feiere auf dem Abiball deshalb auch sich selbst. „Wir haben Abitur, ist die Botschaft.“ Daraus folgt: Wir zahlen auch mit.

Amerikanisierung der Feier

Hinzu kommt das, was Schweiger-Wilhelm als Amerikanisierung bezeichnet. TV-Serien aus den USA sind in Deutschland längst Teil der Populärkultur. Angefangen bei „Friends“ in den Neunzigern oder „O.C. California“ um die Jahrtausendwende hätten US-Serien die Kulturgrenzen nach und nach verwischt. Die Prom Nights, also Schulbälle an den amerikanischen High Schools, sind prunkvolle Feiern mit hoher gesellschaftlicher Bedeutung. „17-Jährige sind dort oft ausstaffiert wie hierzulande Brautpaare“, sagt Schweiger-Wilhelm. Elemente dieser Feiern haben sich ihr zufolge auch bei den Abibällen etabliert. „Wir brauchen noch den Rosenbogen“: In der Hurlacher Halle planen die Landsberger Abiball-Beauftragen die letzten Details. „Für die Fotos“, sagt Alexandra Eggebrecht. Ach so. Hatte man selbst nicht unter dem eigenen, überdimensional an die Wand projizierten Erstklässler-Foto posiert? „Unsere Zielgruppe nutzt das Abitur als Bühne zur Selbstdarstellung“, erklärt Benedikt Hermann von „Abistars“. Ein Grund dafür seien soziale Netzwerke und Online-Plattformen wie Facebook, Instagram und Twitter. „Sie wollen Erlebnisse, von denen man schöne Selfies ins Internet stellen kann.“

Das geht besonders gut, wenn man möglichst viel in möglichst kurzer Zeit erlebt. Deshalb ist nach dem Abiball nicht Schluss. „Abistars“ hat sein Geschäftsfeld inzwischen auf Abireisen verlegt. Hermann vergleicht es mit der Spring Break in den USA: „Der komplette Jahrgang fährt zusammen weg, um noch mal richtig zu feiern.“

Ein paar Tage später. Die Planung für den Abiball des Landsberger IKG steht. 500 Servietten sind gefaltet, sogar den Rosenbogen haben sie noch aufgetrieben. Morgen ist es so weit. „Hoffentlich läuft alles glatt“, sagt Lena Weiland. Eine Befürchtung hat sich schon einmal nicht erfüllt: Ihr Kleid ist da – trotz des Poststreiks. Wenn jetzt noch alles heil bleibt, wofür die Organisatoren haften, werden nicht nur ihre Mitschüler einen unvergesslichen Abend haben. Danach können sich auch die Planer endlich auf ihre Abireise freuen: Fünf Tage Spanien, Wasserskifahren, feiern auf einem Katamaran im Meer. Zum Schluss noch die Party mit DJ Antoine. Aber den lässt zum Glück dann doch die Agentur einfliegen.

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