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80. Geburtstag: Silvio Berlusconi zieht im Hintergrund noch die Fäden

80. Geburtstag

Silvio Berlusconi zieht im Hintergrund noch die Fäden

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    Silvio Berlusconi wird 80 und zieht immer noch die Fäden in der italienischen Politik.
    Silvio Berlusconi wird 80 und zieht immer noch die Fäden in der italienischen Politik. Foto: Angelo Carconi (dpa)

    Sein größter Wunsch ist es, keine Geschenke zu bekommen. „Bitte nicht!“, rief Medienunternehmer Silvio Berlusconi Verehrern und Schmeichlern in einem Interview mit dem hauseigenen Klatschmagazin Chi zu, kurz vor seinem 80. Geburtstag, den er am Donnerstag feiert. Echte Freunde in der Politik? „Fällt mir keiner ein“, konstatierte der viermalige italienische Ministerpräsident. Alles scheint auf Rückzug programmiert.

    Berlusconis fünf Kinder werden zur Feier in die Villa San Martino in Arcore bei Mailand kommen, dazu ein paar Vertraute sowie seine Freundin Francesca Pascale. Er wolle nun mehr Zeit mit der Familie verbringen, mit den Menschen, die ihm wichtig sind. Das klingt so, als steuere die unglaublichste italienische Saga der vergangenen 20 Jahre ihrem Ende zu.

    Seinen Verein AC Mailand hat Berlusconi verkauft

    „Mit der Operation ist mir bewusst geworden, dass ich ein Mann von 80 Jahren bin“, sagte der Senior. Vier Wochen lang lag Berlusconi in diesem Sommer nach einer Herzoperation im Krankenhaus. Seinen Fußballverein, den AC Mailand, verkaufte er jüngst an Unternehmer aus China. Die von ihm gegründete Partei Forza Italia dümpelt in Umfragen um die zehn Prozent. „Politik hat mich nie begeistert“, gestand der Medien-Unternehmer. Er sei 1994 nur in die Politik gegangen, „um den Aufstieg der Kommunisten zu verhindern“.

    Auch Italiens Medien wissen nicht genau, wie ernst sie den Mailänder noch nehmen müssen, der zuletzt vor allem mit Prozessen oder wegen des Umgangs mit jungen Damen namens Noemi Laetizia, Patrizia D’Addario, Karima El Mahroug alias Ruby Rubacuori Schlagzeilen machte. „Der Cavaliere ist im Abseits“, schreibt L’Espresso. „Er arbeitet an seinem eigenen Gedenken“, behauptet der Corriere della Sera.

    Korruption, Mafia-Verbindungen, Sexskandale: Silvio Berlusconi kam mit diversen Affären immer wieder in die Schlagzeilen.
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    Geld, Skandale, Schlagzeilen: Italiens Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi polarisierte. Trotz vieler Aufreger blieb er bei vielen Italienern beliebt. Er starb im Alter von 86 Jahren.

    Politische Nachfolger weiß Berlusconi bis heute zu verhindern

    Mit seinem Rücktritt als Premierminister ging 2011 die Phase der politischen Verantwortung zu Ende, wenn man bei Berlusconi überhaupt von Verantwortung sprechen kann. Der Ex-Staatsanwalt Antonio Di Pietro ist bis heute überzeugt, Berlusconi sei nur deshalb in die Politik gegangen, um der Justiz zu entkommen. Nach dieser Lesart war es nur folgerichtig, dass er 2013, als sein politischer Stern zu sinken begann, wegen Steuerbetrugs verurteilt wurde.

    Dennoch mischte und mischt der Ex-Cavaliere weiter mit. Ein Reformpakt mit dem jetzigen Ministerpräsidenten Matteo Renzi ließ er im Februar 2015 platzen. Ernst zu nehmende Nachfolger hat Berlusconi immer zu verhindern gewusst. Auch der tapfere Ex-Unternehmer Stefano Parisi, der derzeitige Kandidat auf das politische Erbe des Patriarchen, spürt schon wieder Gegenwind. Am Ende zählt doch immer nur er, Silvio. Berlusconi verfügt immer noch über insgesamt knapp 100 Abgeordnete im Parlament und blockiert eine echte Neugründung des konservativen Lagers. Als es neulich darum ging, das gerade erst verabschiedete Wahlgesetz neu zu verhandeln, bemerkte Renzi: „Mal sehen, was Berlusconi dazu sagt.“ Wie es heißt, sind dessen Unterhändler in diesen Tagen wieder besonders aktiv.

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