Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Bundestagswahl 2013: Wiesn trifft Wahl: Oktoberfest startet zur Bundestagswahl

Bundestagswahl 2013

Wiesn trifft Wahl: Oktoberfest startet zur Bundestagswahl

    • |
    Christian Ude und Horst Seehofer stoßen zur Eröffnung der Wiesn an. Heute stehen zum Start der Wiesn die Bundestagswahlen an.
    Christian Ude und Horst Seehofer stoßen zur Eröffnung der Wiesn an. Heute stehen zum Start der Wiesn die Bundestagswahlen an. Foto: Peter Kneffel dpa

    Das waren Zeiten: Angela Merkel kam persönlich zur Oktoberfest-Eröffnung. 2002 war sie, wenngleich als CDU-Chefin, mit SPD-Innenminister Otto Schily auf der Prominenten-Empore beim Anstich dabei. Wie dieses Jahr fiel damals der Wiesnstart auf den Tag vor der Bundestagswahl. Warum Merkel im roten Kleid kam, blieb ungeklärt.

    Dieses Jahr kam zum Anstich kaum Polit-Prominenz aus Berlin. Dabei wäre das Wetter ideal gewesen, um sich auf dem größten Volksfest der Welt noch einmal in Szene zu setzen. Am Freitag war Merkel sogar in München bei der Abschlusskundgebung von CSU und CDU - und ließ Wiesn-typische Lebkuchenherzen verteilen. Am Samstag waren ihr aber Auftritte in Berlin und in ihrem Wahlkreis in Stralsund wichtiger als der Anstich.

    Kein Bundesminister prostete dem Volk im Schottenhamel-Zelt zu. Selbst Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), früher treue Besucherin beim Anstich, fehlte.

    Wiesn und Bundestagswahl 2013: Bayerische Politik bleibt unter sich

    Die bayerische Politik blieb unter sich. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) ist ohnehin eine der Hauptpersonen zum Wiesn-Beginn. Er bekam von Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), mit zwei Schlägen Rekordhalter im Fass-Anzapfen, die erste Maß. Bei der Landtagswahl hatte es Ude nicht geschafft, Seehofer als Ministerpräsident abzulösen. Er habe ihm nun aber nochmal so "richtig eingeschenkt", betonte Ude - hochdeutsch etwa: es ihm so richtig gezeigt.

    Nur eine Handvoll Bundestagsabgeordneter wurde gesichtet: Hans-Peter Uhl (CSU), Rainer Stinner (FDP), Florian Pronold (SPD), Jerzy Montag und Claudia Roth (Grüne), die im neongrünen Dirndl vielleicht doch ein bisschen Wahlwerbung machen wollte - obwohl die Wiesn politik-freie Zone ist. Die Farbe kann, aber muss nicht politisch sein. Heino, in roter Trachtenjacke, wies jeden Verdacht von sich: "Das ist nicht die Farbe, die ich wähle."

    Das Bierzelt ist in Bayern der klassische Ort, um die Massen zu erreichen. Aber die Wiesn soll keine Wahlkampfarena sein. Geschickt hat die Kanzlerin in Abwesenheit das Tabu eingehalten - und trotzdem zur Wiesn mit einem einschlägigen Thema auf sich aufmerksam gemacht: Während die Grünen an den Folgen ihres Veggie-Day-Vorschlags kauen, bekannte sich Merkel bei einem Wahlkampftermin vor einigen Tagen als Brathendl-Fan. "Ich habe gerade in der neuesten "Bunten" gelesen: schönes Oktoberfest-Hendl - wie man das macht. Und da ist mir fast das Wasser zusammengelaufen im Hubschrauber."

    So kurios war der Bundestagswahlkampf 2013

    Viele fanden den Wahlkampf vor der Bundestagswahl 2013 inhaltlich langweilig. Doch jenseits der Auseinandersetzungen der Parteien gab es immer wieder Aufreger:

    DER RASENDE GABRIEL: SPD-Chef Sigmar Gabriel hält ein generelles Tempolimit von 120 Stundenkilometern auf Autobahnen aus Sicherheitsgründen für sinnvoll. Von seinem Chauffeur ließ sich Gabriel selbst aber kürzlich mit 180 Sachen zu einem Wahlkampftermin bringen, wie Reporter bemerkten. Obwohl keine Geschwindigkeitsbegrenzung vorlag, zahlte Gabriel selbstkritisch 500 Euro an die Verkehrswacht.

    DIE NPD-FAMILIE DER FDP: Die FDP bebilderte in einem Fernsehfilm das Versprechen einer guten Zukunft mit einer durch eine sommerliche Allee radelnden Familie. Dumm nur, dass auch die rechtsextreme NPD in einem Film mit derselben Familie Werbung machte. Beide Parteien hatten die Bilder bei einer Agentur gekauft.

    BRÜDERLES NIX-RAUSKOMMT-LIBERALE: FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle versuchte in einer Fernsehdebatte, das Wort Wahlversprechen zu definieren: «Wenn man viel sagt, Erwartungen hat und nix rauskommt.» Das Publikum assoziierte die Beschreibung aber anders und rief im Chor «FDP» - der FDP-Spitzenmann konnte immerhin darüber lachen.

    WAHLWERBUNG MIT RENTNER RÜTTGERS: Nordrhein-Westfalens früherer Ministerpräsident Jürgen Rüttgers ist längst Politik-Rentner. Doch in Mönchengladbach feierte der CDU-Mann ein überraschendes Comeback. An mehreren Stellen standen Plakatwände, auf denen «unser Ministerpräsident» für die CDU warb. Die Plakate stammten noch von der Landtagswahl 2010, die zuständige Firma hatte sie nicht überklebt.

    MERKEL-RAUTE WIRD SIMPSONS-RAUTE: Die CDU sorgte am Berliner Hauptbahnhof mit einem gigantischen Plakat mit der als Merkel-Raute bekannt gewordenen Handhaltung ihrer Parteichefin Angela Merkel für viel Aufsehen. Im Internet nahmen viele das Motiv zum Anlass für Spott. In einer satirischen Umgestaltung verpasste etwa ein Nutzer dem bösartigen Atomkraftwerksbetreiber Montgomery Burns aus der US-Comicserie «Die Simpsons» die Hände - eine Anspielung auf Merkels vor der Atomkatastrophe von Fukushima atomfreundliche Haltung.

    STEINBRÜCK ALS «LUSER»: Im Wahlkampf wandern Politiker gerne, das Erklimmen von Berggipfeln bringt oft schöne Bilder. Das dachte sich auch Steinbrück. Allerdings ließ der sich von der bayerischen SPD ausgerechnet auf den Berg Lusen einladen. Bei dem großen Abstand des Herausforderers auf die Kanzlerin fühlten sich da Manche an das englische Wort «lose» erinnert - also ans Verlieren.

    TRITTIN GEHT BADEN: Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin wollte auf der Werra in Hessen mit Mitstreitern bei einer Paddeltour Wahlkampf machen. Das Boot kenterte allerdings und Trittin ging baden - Bildaufnahmen dokumentierten den Reinfall. Statt über das von den Grünen geforderte Verbot von Salzeinleitungen in den Fluss zu sprechen, ging es danach ausschließlich um das unfreiwillige Bad. Immerhin trug der Grüne vorbildlich eine Rettungsweste.

    NAHLES SCHIEFER GESANG: Oft ist es schwer, mit einer Bundestagsrede Aufmerksamkeit zu bekommen. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles schaffte es sogar, tagelang zum Gesprächsthema zu werden - allerdings immer mit Spott: Nahles sang das Gute-Nacht-Lied für ihre zweijährige Tochter. Es ist die von Pippi Langstrumpf bekannt gewordene Textzeile «Ich mache mir die Welt, wide wide wie sie mir gefällt», die Nahles an die Politik Merkels erinnert. Allerdings sang die SPD-Frau diese so schräg, dass es mehr Mitleidsbekundungen für ihr Töchterchen gab als Zustimmung zur Kritik an Merkel.

    »STINKEFINGER»-PEER: Dass Steinbrück gerade am Anfang seiner Wahlkampagne ein paar unglückliche Aussagen machte, räumt er inzwischen selbst ein. Die über ihn hereingebrochene, teils beißende Kritik konterte er gegen den Rat seines PR-Beraters im Magazin der «Süddeutschen Zeitung» mit dem ausgestreckten Mittelfinger. Für die Kritiker war der «Stinkefinger» neues Futter.

    Bundestagswahl zur Wiesnzeit: Nicht immer vorteilhaft für Politiker

    Für Ude ist es nach 20 Jahren die letzte Wiesn als OB. Er tritt bei der Kommunalwahl 2014 altersbedingt nicht mehr an. Sein Wunsch-Kronprinz ist beim Anstich schon dabei: Wiesnchef Dieter Reiter (SPD) will OB werden.

    Ob die Wiesn politisch Glück bringt, ist offen. Ude scheiterte trotz seiner Stellung als OB und Anzapfmeister gegen Seehofer. Reiters Vorgängerin als Wiesnchefin, Gabriele Weishäupl, wollte für die FDP in den Landtag, aber die Partei verfehlte den Einzug.

    Auch Auftritte auf der Wiesn sind - selbst ohne politische Aussage - politisch nicht immer von Vorteil: Verhaltene Buh-Rufe begrüßten 2008 den damaligen Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) und Ehefrau Marga. Denn diese verweigerte das Dirndl und kam in pastellfarbener Trachtenjacke - ein "Dirndl-Gate". Zudem war Beckstein mit der Aussage unter Druck geraten, man könne, wenn man viele Stunden im Bierzelt sitze, nach zwei Maß noch Autofahren. Über die "Beckstein-Maß" wird heute noch gelegentlich gespottet.

    Bis zum Karriereende kann ein Wiesn-Besuch führen. Bundespräsident Christian Wulff trat nach Vorwürfen der Vorsteilsannahme zurück. Unter anderem ging es um einen Wiesn-Besuch mit Hotelübernachtung, die der Filmproduzent David Groenewold bezahlt haben soll. dpa/AZ

    Bundestagswahl 2013: Stimmen, Trend, News und Ergebnisse lesen Sie bei uns  im Liveticker.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden