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Verbot für sexistische Werbung?: Zu viel Sex: Minister Heiko Maas will Werbung zensieren

Verbot für sexistische Werbung?

Zu viel Sex: Minister Heiko Maas will Werbung zensieren

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    Heiko Maas will ein Verbot für sexistische Werbung. (Archivbild)
    Heiko Maas will ein Verbot für sexistische Werbung. (Archivbild) Foto: Jens Büttner/dpa

    So ziemlich jeder Autofahrer dürfte sich schon dabei ertappt haben: Die Ampel ist rot. Wir stehen. Wir warten. Und schauen rum. Zwischen genervten Radfahrern und gehetzten Fußgängern fällt der Blick irgendwann auf das Werbeplakat am Straßenrand oder der Bushaltestelle. Oft sehen wir dann dürftig bekleidete junge Frauen – und immer häufiger auch Männer. Die Gesichter und Körper wurden am Computer von jedem Makel befreit. Manchen holt erst ein Hupen zurück in den tristen Berufsverkehr. Damit soll bald Schluss sein.

    Zumindest, wenn es nach Justizminister Heiko Maas geht. Der SPD-Politiker hat eine Idee. Er will „geschlechterdiskriminierende Werbung“ in Deutschland verbieten. Menschen sollen nicht mehr zu Reklamezwecken als Sexualobjekte in Szene gesetzt werden.

    Sexistische Werbung: Spott für Heiko Maas

    Noch bevor Maas die mögliche Änderung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb konkretisieren kann, schlagen ihm schon Kritik und Spott entgegen. Vor allem Christian Lindner schießt gegen den Minister. Auf Twitter lästert der FDP-Chef, die Pläne zum Verbot von Nacktheit und sexualisierter Werbung seien an Spießigkeit kaum zu überbieten. „Heiko Maas geht den nächsten Schritt zum Nannystaat, der den Bürgern nichts zutraut und Verbraucher für unmündig hält“, findet der Liberale.

    Auch die Werbemacher sind erwartungsgemäß nur mittelbegeistert. „Der Vorstoß ist in jeder Hinsicht komplett unsinnig“, teilt der Branchenverband GWA ganz undiplomatisch mit. „Damit verlagert sich die Diskussion um zulässige Werbung endgültig auf die Geschmacksebene“, warnt Verbandschef Wolf Ingomar Faecks.

    Er verweist darauf, dass es mit dem Werberat längst ein Kontrollgremium gibt, das sich mit der Frage beschäftigt, wann Reklame Grenzen überschreitet. Dass der Minister mit seiner „Zensur“ dazu beitragen will, ein „modernes Geschlechterbild“ zu etablieren und sich dabei angeblich auch auf die Übergriffe in der Kölner Silvesternacht bezieht, hält Faecks für abwegig. Für Lindner ist das ebenfalls ein wenig überzeugendes Argument.

    „Die Verhüllung von Frauen zur Bändigung von Männern zu fordern – das kannte man von radikalen islamischen Religionsführern, aber nicht vom deutschen Justizminister“, sagt der FDP-Vorsitzende. Auch vom Koalitionspartner in Berlin darf Maas wohl keine Unterstützung erwarten. „Wir brauchen keine staatliche Einmischung in jeden Bereich“, stellt der CDU-Politiker Michael Grosse-Brömer klar.

    Und auch der Berliner Justizsenator Thomas Heilmann hält wenig von der Gesetzesinitiative: „Die SPD scheint aus den Fehlern der Grünen nicht zu lernen. Wir brauchen weder einen Veggie Day noch Geschmacksvorschriften für Werbeplakate.“ Und so wird es vorerst wohl auch weiterhin zu kleineren werbebedingten Verkehrsbehinderungen an grün werdenden Ampeln kommen.

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