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Amokläufer tötet sich mit geraubtem Zyankali

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Amokläufer tötet sich mit geraubtem Zyankali

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    Sondereinsatz für die Polizei: Ein Spezialist der baden-württembergischen Polizei vor der Ulmer Universität.
    Sondereinsatz für die Polizei: Ein Spezialist der baden-württembergischen Polizei vor der Ulmer Universität. Foto: DPA

    Neben dem Toten wurde ein Trinkbecher und ein Behälter mit den Resten der tödlichen Substanz sowie eine geladene und entsicherte Pistole vom Typ Walther PPK sichergestellt. Die Leiche soll am Mittwoch obduziert werden.

    Bei den Morden sei der psychisch kranke Mann - so die Experten - äußerst brutal vorgegangen. Laut Obduktion hat er sechs Mal auf den Kopf seines 64 Jahre alten schlafenden Vaters geschossen. Anschließend ging er in das Schlafzimmer seiner 57-jährigen Mutter und zielte 14 Mal auf deren Kopf. Auf die Mutter ist der 20-Jährige nach Einschätzung der der Ermittler besonders wütend gewesen, weil er die gebürtige Koreanerin für seine Andersartigkeit verantwortlich gemacht hat. Dies habe die Befragung mehrerer Zeugen ergeben, hieß es.

    Nach dem Blutbad im Elternhaus suchte der junge Mann ein nahe gelegenes Altenheim auf, wo er seine 92 Jahre alte Großmutter mit fünf Kopfschüssen niederstreckte. "Eine Erklärung für das Geschehen fällt uns auch noch schwer", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt von Ulm, Wolfgang Zieher.

    Die Taten waren nach Angaben der Ermittler lange geplant. Darauf deutete auch der mit der Maschine geschriebene Brief hin, der im Auto des Täters gefunden wurde. Darin ging er auch auf die Morde an seinen drei Verwandten ein. In einem weiteren handschriftlichen Brief gab er an, sich die Taten so nicht vorgestellt zu haben und daher nicht mehr weiter zu wissen, sagte Zieher.

    Die Polizei-Experten stufen den junge Mann als Waffennarr ein. In seinem Zimmer im Haus der Eltern fanden Beamte Waffenteile und einschlägige Kataloge. Wie der Ex-Student in den Besitz der Tatwaffe kam, war zunächst nicht bekannt. Er hatte weder eine Waffenbesitzkarte noch einen Waffenschein.

    Wegen Zwangsvorstellungen war der spätere Amokläufer zwischen 2002 und 2004 mehrfach in psychiatrischer Behandlung gewesen. Diese Vorstellungen seien in den vergangenen Monaten nach Angaben Ziehers wieder verstärkt aufgetreten. Der Mann, der wenig soziale Kontakte gepflegt und eine Vorliebe für Gewaltvideos gehabt haben soll, musste in der jüngeren Vergangenheit mit einigen Misserfolgen fertig werden. So brach er sein Chemiestudium, dem er sich nicht gewachsen fühlte, ab. Später bekam er auf seine Bewerbung um eine Ausbildungsstelle eine Absage. 

    Die Familie lebte nach Angaben von Wolfgang Zieher bereits seit langer Zeit in Erbach und hat dort auch ein Haus gebaut. Aufgefallen waren den Behörden bis zu der Tat weder die Eltern noch der 20- Jährige. Warum er seine Familie mit Ausnahme eines woanders lebenden Bruders ausgelöscht hat, wird wohl nicht mehr endgültig geklärt werden. "Es gibt ein stark wirres Motivbündel. Plausibel und logisch ist das nicht", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt.

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