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Hillsborough-Katastrophe
10.08.2017

96 Tote im Stadion: Diese Frauen kämpfen seit 28 Jahren um Gerechtigkeit

Sie haben nicht aufgegeben, haben für ihre Angehörigen gekämpft: (von links) Donna Miller, Michelle Miller, Louise Brookes und Christine Burke.
Foto: Andrew Mccaren, dpa

1989 starben 96 Menschen beim Stadionunglück von Hillsborough. Ihre Hinterbliebenen wollen, dass die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen werden. Nun ist der Tag gekommen.

Louise Brookes kommt viel zu früh. Es wird noch Stunden dauern bis zu diesem Moment, auf den sie so lange gewartet hat. Genau genommen 28 Jahre. Was sind da schon ein paar Stunden?

Der Tag ist noch jung in Warrington, einer 200.000-Einwohner-Stadt zwischen Liverpool und Manchester, als die 46-Jährige vor dem Gerichtsgebäude steht. Jeans, hohe Stiefel, an der Halskette baumelt ein Herz, der Blazer ist knallrot. Ton in Ton mit dem Fanschal des FC Liverpool, den sie sich umgelegt hat. Sei es aus Liebe, Kummer, Trotz – vielleicht von allem etwas.

Vor ein paar Tagen hat Louise Brookes der Tageszeitung Liverpool Echo gesagt: „Ich habe meinem Vater auf dem Sterbebett versprochen, dass ich niemals aufgeben werde, bis wir Gerechtigkeit für Andrew erfahren.“ Andrew war ihr Bruder. Er starb 1989, mit 26 Jahren, in der Hölle von Hillsborough. Nun also ist der Tag da, an dem es endlich um diese eine Sache geht, die ihr und all den anderen Angehörigen so wichtig ist: Gerechtigkeit.

Die Hillsborough-Tragödie im Fußballstadion von Sheffield ist das bislang größte Sportunglück in der britischen Geschichte. Beim Pokal-Halbfinalspiel am 15. April 1989 zwischen Liverpool und Nottingham Forest brach eine Massenpanik aus. 96 Liverpool-Anhänger starben, als sie erdrückt oder niedergetrampelt wurden. Die Rettungskräfte zählten zudem 766 Verletzte.

Fast 28 Jahre lang versuchten die Behörden den Angehörigen einzureden, dass es ein Unfall war. Oder, wie es anfangs hieß, dass sogar die Fans das Unglück ausgelöst hatten. Was bei den Familien so ankommen musste wie: Eure Brüder, Schwestern, Söhne, Töchter, Ehemänner, die damals ihr Leben ließen, waren selbst an ihrem Tod schuld.

Um solche Behauptungen aufrechtzuerhalten, so stellt sich heute die Lage dar, wurden Klagen abgeschmettert, sollen wichtige Hinweise verschwiegen, ja Dokumente manipuliert worden sein. Die Angehörigen aber ließen nicht locker. Sie organisierten Veranstaltungen, verfassten Briefe, nervten Politiker, holten sich Unterstützung bei den Anhängern ihres geliebten FC Liverpool. Bis eine unabhängige Untersuchungskommission eingesetzt wurde und ein Gericht im vergangenen Jahr entschied, dass Hillsborough eben kein Unfall war, sondern die Polizei durch ihr Fehlverhalten eine wesentliche Mitschuld an der Tragödie trage.

Beim Prozess zur Hillsbourough-Katastrophe geht es vor allem um ein Wort: Gerechtigkeit

Nun ist der Tag gekommen, an dem Louise Brookes, Christine Burke, Donna und Michelle Miller und all die anderen Hinterbliebenen schon Stunden vor Prozessbeginn vor dem Gerichtsgebäude ausharren. Sie haben Fotos und Plakate mitgebracht, auf denen Sprüche stehen wie „Unrechtmäßig getötet“ oder „Ohne Verantwortung keine Gerechtigkeit“. Wieder dieses symbolträchtige Wort: Gerechtigkeit.

Phil Scraton ist Kriminologe und hat nach eigenen Angaben schon zwei Monate nach dem Unglück Kontakt mit Opferfamilien aufgenommen. Seitdem hat er ihren Kampf für eine Aufklärung der Ereignisse aus nächster Nähe mitverfolgt. Heute sagt er: „Sie haben nie aufgegeben, sich nie von ihrem Weg abbringen lassen. Das ist bemerkenswert.“

Kurz nach eins am frühen Nachmittag, eine Stunde vor Beginn der Verhandlung, einer ersten Anhörung, treffen die Angeklagten ein. Einer nach dem anderen. Insgesamt fünf. Die drei Polizeibeamten Peter Metcalf, Donald Denton und Alan Foster sowie der Jurist Sir Norman Bettison sollen nach Ansicht der Staatsanwaltschaft durch Manipulationen und sonstiges Fehlverhalten die juristische Aufarbeitung des Unglücks behindert haben. Außerdem ist der frühere Geschäftsführer des Fußballklubs Sheffield Wednesday angeklagt. Graham Mackrell muss sich wegen des Vorwurfs der Missachtung geltender Sicherheitsvorschriften im Stadion verantworten.

Einer fehlt an diesem Mittwoch. Derjenige, der sich mit den gravierendsten Vorwürfen konfrontiert sieht. David Duckenfield war 1989 Polizeichef der Grafschaft South Yorkshire und Einsatzleiter im Stadion. Ihm wird fahrlässige Tötung zur Last gelegt. Dass er am Mittwoch nicht erscheint, hat formalrechtliche Gründe. Zur Erklärung: Schon einmal, im Jahr 2000, ist die Strafverfolgung gegen ihn in einem anderen Verfahren eingestellt worden. Die Staatsanwaltschaft hat beim High Court jedoch den Antrag gestellt, den entsprechenden Gerichtsbeschluss wieder aufzuheben.

Hillsbourough-Katastrophe: Der Polizeichef befahl, das Tor zu öffnen - ein tödlicher Fehler

Duckenfield war derjenige, der den Befehl gab, ein zusätzliches Tor im Stadion zu öffnen. Das gab er 2015 zu – nachdem er einst ausgesagt hatte, die Fans hätten das selbst getan. Es war ein tödlicher Fehler. Denn die vielen hundert Fans, die noch hineinwollten, drängten daraufhin durch einen schmalen Tunnel alle in denselben Block. Und während unten auf dem Rasen die ersten Minuten liefen, brach auf der nun völlig überfüllten Tribüne Panik aus. „Die Leute wurden blau. Ich fühlte, wie Menschen unter der Menge an meinen Knöcheln zogen“, erzählte Jahre später ein Fan, der als 16-Jähriger das Drama überlebte.

Die Rettungskräfte ließen lange auf sich warten. Zu lange. 2013 kam eine unabhängige Untersuchung zu dem Ergebnis, dass 41 Menschenleben hätten gerettet werden können, wenn schneller Hilfe vor Ort gewesen wäre. Ein Grund, warum der Londoner High Court später die alten Urteilssprüche kassierte.

Um 15.06 Uhr, sechs Minuten nach dem Anpfiff, eilten Polizisten zu Schiedsrichter Ray Lewis und ordneten an, die Partie abzubrechen. Das Fernsehpublikum sah schon bald leblose Körper auf dem Spielfeld liegen und Stadionbesucher, die Werbeschilder aus den Halterungen rissen, um sie als Tragen für die Verletzten zu verwenden.

In der schlimmsten britischen Katastrophe in einem Fußballstadion kommen am Ende 96 Fußballfans ums Leben.
Foto: dpa (Archiv)

Die Liverpool-Spieler haben die Erinnerung an dieses Drama auf ihrer Brust verewigt. Der Klub hat nach dem Unglück sein Wappen geändert. Zwei Fackeln rechts und links erinnern an den Schicksalstag, dazu der Schriftzug mit dem Titel der Vereinshymne: „You’ll never walk alone“ – Du wirst niemals allein gehen.

Louise Brookes ist den Tränen nahe, als die Angeklagten mit ihren Anwälten im Gerichtsgebäude verschwinden und ein Online-Reporter des Liverpool Echo sie nach ihrer Gefühlslage fragt. Es seien gemischte Gefühle, antwortet sie. Natürlich habe sie sich diesen Tag herbeigesehnt. Aber er sei auch nur „ein Teil der ganzen Reise“. Und Donna Miller, die damals ihren Bruder Paul verloren hat und nun neben Louise Brookes steht, ergänzt: „Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.“

Und doch ist es ein Erfolg, dass es jetzt so gekommen ist. Auch ein Erfolg der „Hillsborough Family Support Group“, die 74 betroffene Familien repräsentiert. Ihre Vorsitzende heißt Margaret Aspinall. Sie hat in Sheffield ihren damals 18 Jahre alten Sohn James verloren. Ein junger Kerl, völlig vernarrt in seinen Klub, der so stolz darauf gewesen war, dass er für diesen Tag eines der raren Tickets ergattert hatte.

Und dann singen sie es wieder: You‘ll never walk alone

Sein Name steht auf einer Liste mit allen 96 Toten, die der Klub auf seiner Internetseite veröffentlicht hat. Jon-Paul Gilhooley ist auch darunter. Er war der Jüngste, ganze zehn Jahre alt. Und Cousin von Steven Gerrard, der 17 Jahre für Liverpool spielte und das vielleicht größte Idol der Anhänger ist. Zu jedem Opfer gibt es eine kurze Lebensgeschichte, in berührenden Worten verfasst vom Bruder, der Schwester oder der Witwe. Und über allen Namen prangt wieder der eine Spruch: You’ll never walk alone.

Auch die Fans des FC Liverpool haben die Katastrophe nicht vergessen.
Foto: Patrick Seeger, dpa

Wie oft haben die Anhänger schon diese Hymne gesungen, die berühmteste der Welt. Um ihr Team vor Spielen einzuschwören. Um es nach Niederlagen zu trösten. Und in all den Jahren seit Hillsborough, um ihren Zorn loszuwerden über das, was lange Zeit wie ein dunkler Schleier über ihren Köpfen lag. Für die Familien steht dieser Spruch zugleich für Trost und Zusammenhalt. Auch in ihrem Kampf für Gerechtigkeit.

14 Uhr Ortszeit, die Verhandlung kann beginnen. Der Gerichtssaal ist voll besetzt. Auch wenn neue Erkenntnisse nicht zu erwarten sind. Eine solche Anhörung in der britischen Strafjustiz ist in weiten Teilen zunächst ein formaler Akt. Er dauert nicht mal eine halbe Stunde. Die Angeklagten kündigen an, auf „nicht schuldig“ zu plädieren. Sie bestätigen Namen, Adresse und Geburtsdatum. Dann wird der Prozess um das größte Sportunglück in der Geschichte des Landes an ein höheres Gericht in Preston nördlich von Liverpool verwiesen. Dort soll es am 6. September weitergehen.

Als die Angehörigen Minuten später wieder draußen vor dem Gebäude stehen, wird Donna Miller noch einmal nach den Angeklagten gefragt. Sie sagt: „Wenn ich ehrlich bin, tut es einfach gut, sie hier zu sehen.“ Und Christine Burke, deren Ehemann im Hillsborough-Stadion starb, sagt sichtbar aufgewühlt und mit zitternder Stimme: „Es ist ein schöner Tag, aber auch ein trauriger Tag.“ (mit dpa)

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