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Volleyball: Allein unter Männern

Volleyball

Allein unter Männern

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    Einmal in der Woche geht der Vorhang in der Turnhalle für Aline Reinhardt und ihre Mannschaft hoch. Jeden Donnerstagabend hat der Volleyball-Zweitligist das komplette Areal für sich und kann professionell auf einem Originalspielfeld trainieren. Das Gebäude befindet sich mitten in einer Siedlung in Mainz-Gonsenheim. Zuletzt war der Komplex wegen Legionellen mehrere Wochen komplett gesperrt.

    Auf etwas ganz Besonderes deutet hier nicht viel hin. Man wird erst darauf aufmerksam, wenn der Trennvorhang komplett nach oben gefahren ist und Aline Reinhardt mit ihrer Ansprache beginnt. Dann steht rund um die 1,73 Meter große Trainerin nämlich eine Horde von Jungs, die alle einen Kopf größer sind als sie selbst. Bereits in der zweiten Saison betreut Reinhardt die Volleyball-Männer des TGM Mainz-Gonsenheim, immerhin Tabellendritter in der 2. Bundesliga. Dabei ist das Engagement eher zufällig zustande gekommen.

    Die 32-Jährige hatte ausgeholfen, weil der Trainer aus persönlichen Gründen für zwei Einheiten ausgefallen war. „Und dann hat mich die Mannschaft gefragt, ob ich das dauerhaft machen will“, erzählt sie. In der Mannschaft spielen nicht nur alte Studienkollegen und Bekannte, sondern auch ihr Mann, Frieder Reinhardt.

    Probleme habe es bei den beiden ob der ungewöhnlichen Konstellation noch nie gegeben, erzählen sie. Frieder sagt: „Aline schafft es, dass die Stimmung im Team gut ist, bei allen Spielern. Das ist eine Riesenstärke.“ Denn auch abseits des Feldes sind die Gonsenheimer Volleyballer eng verbunden.

    Nur Männerabende gebe es eben nicht mehr, wenn der Trainer eine Frau ist, sagt Krippes. Um ihren Ehegatten nicht zu bevorzugen oder zu benachteiligen, hat Aline im Team einen „Aufpasser“ installiert. Dieser darf die Trainerin sogar während des Spiels darauf aufmerksam machen. „Manchmal ist man mit dem eigenen Partner dann ja auch strenger“, sagt Aline Reinhardt, die noch Frieders Freundin war, als sie den Trainerposten übernommen hatte. Vorgekommen sei eine solche Korrektur in der Praxis aber nie.

    „Zwanzig!“, ruft die Trainerin in die Turnhalle und fängt an, sekundenweise herunterzuzählen. Ihre zwölf Jungs wissen, was das bedeutet und spurten kreuz und quer über das Parkett. Innerhalb von 20 Sekunden müssen alle Volleybälle eingesammelt und in den Bällekorb geworfen werden. Aline gibt den Ton vor. Als Frau unter Männern hat man es nicht leicht, nicht umsonst muten sich kaum Frauen einen solchen Job in einer höherklassigen Liga zu. „Jeder denkt im Team natürlich immer, er weiß es besser“, sagt Frieder Reinhardt. Der 29-Jährige kann genau einschätzen, wie es in so einer Mannschaft zugeht. „Das letzte Wort hat immer die Trainerin“, sagt er. Und in diesem Fall auch die Ehefrau. (dpa)

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