Nach dem unerwartet frühen Ende seines Arbeitstages wirkte Sebastian Vettel ratlos. "Ich weiß es nicht, woran es liegt. Viel mehr war nicht drin", sagte der viermalige Formel-1-Weltmeister am Samstag nach der Qualifikations-Blamage ausgerechnet auf der Hausstrecke seines Teams Red Bull im österreichischen Spielberg. Mit Platz 13 verpasste er am Samstag vor 95 000 Zuschauern den Sprung unter die Top Ten.
Pole für Massa, Hamilton nur Neunter
Er konnte nur noch zusehen, wie sich völlig überraschend der Brasilianer Felipe Massa im Williams die Pole Position zum Großen Preis von Österreich am Sonntag vor seinem finnischen Valtteri Bottas sicherte. Für Massa war es die erste Pole seit November 2008.
Formel 1: Das ist Sebastian Vettel
Team: Ferrari
Geburtsdatum: 03. Juli 1987 Geburtsort: Heppenheim (Deutschland) Wohnort: Kemmental (Schweiz)
Größe: 1,74 m Gewicht: 64 kg, Familie: ledig
F1-Debüt: USA 2007 Erster GP-Sieg: GP Italien September 2008
Größte Erfolge: Weltmeister 2010, 2011,2012 und 2013 - jüngster Vierfach-Weltmeister aller Zeiten
Bisherige Teams: BMW Sauber (Testfahrer 2006-07), Scuderia Toro Rosso (2007-08), Red Bull (2009-14), ab 2015 Ferrari
Stärken: Sebastian Vettel ist nahezu der perfekte Rennfahrer: Er ist konzentriert auf den Punkt, nervenstark und wahnsinnig schnell. Zudem ist er, wenn es drauf ankommt, immer voll fokussiert und lässt sich von nichts ablenken. Der Heppenheimer kann ein Rennen von vorne aus dominieren. Trotz seiner erfolgreichen Jahre bleibt Vettel wissbegierig und stets bescheiden. Er ist ein Wettkampf-Typ bis in die Haarspitzen.
Schwächen: Sebastian Vettel hat eigentlich so gut wie keine Schwächen. Im dichten Verkehr ist er manchmal fehleranfällig. Außerdem kann er außerordentlich schlecht verlieren, wenn dies denn bei Hochleistungssportlern überhaupt eine Schwäche ist.
Der Vierfach-Weltmeister hat eine Schwäche für Frauennamen. Vettel verpasste seinen Formel-1-Flitzern in den letzten Jahren nämlich stets weibliche Kosenamen.
Vettels einziger schwacher Trost im fast schon aussichtslosen Titelrennen war, dass es erstmals in der Saison kein Mercedes auf Startplatz eins schaffte. Der WM-Führende Nico Rosberg musste sich im Silberpfeil mit Rang drei zufriedengeben. Sein schärfster Verfolger Lewis Hamilton wurde im zweiten Mercedes nur Neunter. Der Brite hatte in der letzten Runde den hinter ihm fahrenden Rosberg nach einem Fehler mit einem Dreher ausgebremst und ihm die letzte Chance auf die Pole genommen.
"Leider hat es nicht mehr für eine Runde gereicht. Das war sehr schade. Der dritte Platz ist aber okay", meinte Rosberg - und wirkte dabei angesäuert. Trotzig fügte er hinzu: "Ich denke, ich bin schneller im Rennen als die Williams. Das müsste klappen. Ich rechne mir schon gute Chancen aus."
Vettel gibt Hoffnung nicht auf
Auch Vettel bleibt nichts anderes übrig, als auf den Grand Prix am Sonntag (14.00 Uhr/RTL und Sky) zu hoffen. "Es kann alles passieren. Was den Speed angeht, vielleicht sind wir dann näher dran", meinte der Heppenheimer. Wegen einer Strafversetzung des Mexikaners Sergio Perez im Force India aus dem Rennen in Montréal vor zwei Wochen rückt er in der Startaufstellung eine Position nach vorn.
Trotzdem droht er beim ersten Großen Preis von Österreich nach elf Jahren im Gesamtklassement weiter an Boden zu verlieren. Der in dieser Saison noch sieglose Vettel (69) rangiert vor dem achten von 19 WM-Läufen hinter Ferrari-Pilot Fernando Alonso (69) an fünfter Stelle. Rosberg führt mit 140 Punkten vor Hamilton (118) und Ricciardo (79).
Doch allein an den viel kritisierten Renault-Motoren lag es kaum, dass der einstige Dominator Vettel auf dem 4,326 Kilometer langen Kurs in der Steiermark nicht mithalten konnte. Denn sein australischer Teamkollege und Kanada-Sieger Daniel Riccardo wurde Fünfter, der Russe Daniil Kwjat vom Red-Bull-Schwesternteam immerhin Siebter. Zweitbester Deutscher wurde Nico Hülkenberg im Force India als Zehnter, Adrian Sutil war im Sauber schon im ersten Abschnitt als 17. ausgeschieden.
Sohn schenkte Massa Glücksbringer
Felipe Massa genoss derweil sein Comeback auf der Pole Position. Seit fast sechs Jahren kannte er dieses Gefühl nicht mehr. Sein Sohn hatte ihm noch vor der Qualifikation noch eine kleine Figur von Brasiliens Fußball-Star Neymar als Glücksbringer geschenkt - mit Erfolg. "Ich bin so glücklich, was heute passiert ist. Das ist ein großartiger Moment", meinte der 33-jährige Massa.
Der einstige Ferrari-Teamkollege von Michael Schumacher raste in 1:08,759 Minuten allen davon, wenn auch nur knapp vor Bottas (1:08,846). Rosberg benötigte im Schlussabschnitt der Qualifikation 1:08,944 Minuten. dpa