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Schiedsrichterin: Bibiana Steinhaus pfeift den Männern hinterher

Schiedsrichterin

Bibiana Steinhaus pfeift den Männern hinterher

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    Bibiana Steinhaus wird weiter nicht in der ersten Bundesliga pfeifen.
    Bibiana Steinhaus wird weiter nicht in der ersten Bundesliga pfeifen. Foto: Arne Dedert (dpa)

    Bibiana Steinhaus ist Rummel um ihre Person gewöhnt. Schließlich ist sie die erste und bisher einzige Schiedsrichterin, die deutschlandweit in der 2. Liga pfeift und im Fußball-Oberhaus Bundesliga an der Linie steht.

    In ihren bisher 15 Jahren als DFB-Schiedsrichterin musste sich die hübsche Blonde aus Hannover ein dickes Fell aneignen. Alles, was die 35-Jährige auf und neben dem Platz tut, wird von den meist männlichen Experten mit Argusaugen beobachtet und bewertet.

    Schiedsrichter-Boss Fandel: Steinhaus nicht bevorzugt, weil sie eine Frau ist

    Da amüsieren sich Journalisten dann schon mal über einen versehentlichen „Busenwischer“ von Hertha-Profi Peter Niemeyer oder einen „Brust-Tatscher“ durch den Ingolstädter Zweitliga-Spieler André Mijatovic. Zuletzt ging Bayern-Trainer Pep Guardiola mit Bibiana Steinhaus auf Tuchfühlung. Allerdings nicht zufällig, sondern ganz bewusst, als er im Bundesligaspiel in Gladbach bei der vierten Offiziellen nachdrücklich eine längere Nachspielzeit einforderte.

    Als sich der temperamentvolle Spanier nicht mit Worten begnügte, sondern Steinhaus dazu auch noch die Hand auf die Schulter legte, drückte sie diese unmissverständlich weg – und sorgte so für ein weiteres Blätterrascheln in der Boulevardpresse. Lob, Respekt, aber auch den Vorwurf der Zickerei brachte Steinhaus diese deutliche Reaktion ein. Die Bild entdeckte darin Führungsqualitäten und forderte, Steinhaus solle endlich auch in der Bundesliga pfeifen dürfen. Ein Wunsch, dem Schiedsrichter-Boss Herbert Fandel postwendend eine Absage erteilte. Ihre Leistungen würden dafür bisher nicht ausreichen, teilte Fandel mit. Eine Bevorzugung, weil sie eine Frau ist, sei gänzlich ausgeschlossen.

    Bibiana Steinhaus: "Ich habe den tollsten Job der Welt"

    Selbst eingefordert hat Steinhaus die Spielführung im Fußball-Oberhaus bisher nie. Auch wenn die Polizeibeamtin, die früher Castor-Transporte begleitete und G-8-Gipfel sicherte, immer konsequent ihren Weg gegangen ist. Als Jugendspielerin des SV Bad Lauterberg erkannte sie schnell ihr begrenztes fußballerisches Talent und entschied sich auf Anraten ihres Vaters für eine Schiedsrichter-Ausbildung. Mit dem größtmöglichen Erfolg. Am 21. September 2007 schrieb sie Fußballgeschichte – als erste Frau, die ein deutsches Profi-Spiel bei den Männern leitete. Seit 2005 ist sie FIFA-Schiedsrichterin, pfiff bei der Frauen-WM 2011 in Deutschland und bei den Olympischen Spielen 2012 in London. „Ich habe den tollsten Job der Welt“, schwärmte Steinhaus von ihren Einsätzen auf den Fußballplätzen, wo sie ganz offiziell den Männern hinterherpfeifen darf.

    Ihre Aufgabe meistert sie mit einer Mischung aus Selbstbewusstsein, Strenge und Humor. Privat vermeidet es Bibiana Steinhaus, sich in den Mittelpunkt zu stellen. Sie besucht keine Talkshows, gibt nur selten Interviews. Mit ihrem Freund Stefan Kiefer, der für die Evangelische Kirche arbeitet, lebt sie in Hannover.

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