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Olympia 2018: Bis zu minus 25 Grad: "Bei den Temperaturen wird es kritisch"

Olympia 2018

Bis zu minus 25 Grad: "Bei den Temperaturen wird es kritisch"

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    Ein vereister Bart, wie ihn der Schweizer Biathlet Benjamin Weger hat, ist noch eine harmlose Folge der Kälte.
    Ein vereister Bart, wie ihn der Schweizer Biathlet Benjamin Weger hat, ist noch eine harmlose Folge der Kälte. Foto: Witters

    Der koreanische Winter hat die Athleten und Zuschauer bei Olympia in Pyeongchang fest im Griff. Nicht ungewöhnlich, schließlich sind es Winterspiele. Doch Temperaturen bis zu minus 25 Grad und ein schneidender Wind sorgten bereits für Verschiebungen. Olympia-Arzt Prof. Dr. Bernd Wolfarth kennt die Probleme und weiß, was zu tun ist.

    Wo liegen die Probleme für die Sportler durch die niedrigen Minustemperaturen, die durch den starken Wind noch verstärkt werden?

    Wolfarth: Bei den Temperaturen wird es kritisch. Man muss schon unterscheiden, ab wann es gesundheitsgefährdend wird. Es gibt von den Fachverbänden Vorgaben, ab wann der Start erfolgen darf und wann nicht. Das Hauptproblem ist die Vorbereitung auf den Wettkampf und das Verhalten danach. Im Wettkampf selbst haben die Athleten die wenigsten Sorgen. Nach dem Wettkampf müssen sich die Sportler so schnell wie möglich vor der Kälte schützen, um zu vermeiden, dass es zu Infekten kommt.

    Ab wann sollte man keinen Sport mehr in der Kälte betreiben?

    Wolfarth: Im Biathlon ist es ab minus 20 Grad. Die alpinen Skifahrer haben meines Wissens keine Grenzwerte, da entscheidet man in der Situation. Die Grenzwerte liegen im Langlauf auch bei minus 20 Grad.

    Warum gefährdet die Kälte die Gesundheit?

    Wolfarth: Wenn die Lunge überempfindlich ist und die kalte Luft auf die Schleimhaut trifft, dann kommt es zu einer leichten Entzündungsreaktion. Dann schwillt die Schleimhaut an und die Lunge wird etwas enger. Die Athleten haben Probleme, genügend Luft zu bekommen. Das klassische Kälte-Asthma tritt auf. Wenn die Schleimhaut stark gereizt ist, bekommen sie einen Reizhusten.

    Was kann man dagegen tun?

    Wolfarth: Die Sportler müssen mit Kochsalzlösung inhalieren, die Atemwege befeuchten und müssen möglichst warme Feuchtigkeit an die Atemwege bringen, um die Schleimhäute zu schützen.

    Sollte man die Wettbewerbe wie das Skispringen, das zuletzt bis Mitternacht dauerte, vorverlegen?

    Wolfarth: Grundsätzlich macht es einen großen Unterschied, ob tagsüber die Sonne noch da ist. Aber wir reden nicht um eine Vorverlegung um eine halbe, sondern um fünf bis sechs Stunden. Das wäre etwas angenehmer, noch sind wir in Bereichen, wo durchaus ein Start möglich ist. Aktuell ist der Wind das größere Problem. Wenn es noch fünf bis zehn Grad kälter wäre, müsste man sich überlegen, wie man es in den Griff bekommt.

    Wie können sich die Zuschauer gegen die Kälte schützen?

    Wolfarth: Ausreichend viel anziehen und das Zwiebelschalen-Prinzip hilft weiter. Man muss vermeiden, dass es zu eine Unterkühlung kommt. Wenn man merkt, dass man unterkühlt ist, sollte man schauen, dass man in warme Räume kommt. Bloß nicht den Helden spielen wollen und möglichst lange in der Kälte aushalten. Die Warnsignale des Körpers muss man wahrnehmen.

    Das Norovirus ist ebenfalls ein Thema in Pyeongchang. Wie ist der aktuelle Stand?

    Wolfarth: Vorneweg ein großes Lob an die koreanischen Behörden, weil sie sehr konsequent mit der Situation umgehen. Wir haben hier, Stand heute, 177 Infektionen im Umfeld. Aber keine einzige in der Mannschaft. Es waren Sicherheitskräfte und freiwillige Helfer betroffen. Sobald ein Fall aufgetaucht ist, wurde eine umfängliche Quarantäne-Situation gemacht. Wenn man bedenkt, wie viele Menschen hier in der Olympia-Region gerade sind, dann ist das ein überschaubarer Zuwachs. Wir sensibilisieren die Athleten, aber wir dürfen auch keine Panik schüren. Die Athleten sollen sich weiter auf den Sport konzentrieren.

    Wie kann man sich vor dem Norovirus schützen?

    Wolfarth: Fangen wir beim einfachsten an, das ist das Händewaschen. Und wir haben Hand-Desinfektionsmittel ausgegeben. Man muss Desinfektionsmittel überall verfügbar machen. Wir beobachten genau unsere Athleten, ob jemand über Übelkeit berichtet. Wenn ein Fall auftritt, würden wir extrem schnell mit Quarantäne beginnen.

    Was löst das Noro-Virus aus?

    Wolfarth: Es ist ein klassischer Brech-Durchfall, der zwar nicht lange anhält, aber intensiv abläuft und keine schönen Erfahrungen hinterlässt.

    Zur Person: Bernd Wolfarth, 52, ist inzwischen seit vielen Jahren deutscher Olympia-Arzt. Der Freiburger leitet hauptberuflich die Sportmedizin der Berliner Charité.

    Hier berichten wir laufend aktuell über Olympia 2018 - und hier sehen Sie, wer die Hoffnungsträger im deutschen Team sind:

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