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Olympia 2018: Bob: Friedrich und Margis holen Gold für Deutschland

Olympia 2018

Bob: Friedrich und Margis holen Gold für Deutschland

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    Pilot Francesco Friedrich (links) und Anschieber Thorsten Margis jubeln im Ziel über die Goldmedaille.
    Pilot Francesco Friedrich (links) und Anschieber Thorsten Margis jubeln im Ziel über die Goldmedaille. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Wenn einhundert Kilo schwere Muskelmänner wie vom Affen gebissen durch das Zielhaus hüpfen und ihren Gegnern um den Hals fallen, muss Außergewöhnliches passiert sein. Das dachte sich auch der Kanadier Justin Kripps, als er mit seinem Anschieber Alexander Kopacz nach dem letzten Lauf der olympischen Zweierbob-Entscheidung ins Ziel fuhr. Francesco Friedrich und Thorsten Margis stürmten zu dem nordamerikanischen Duo und herzten ihre Kontrahenten.

    „Als wir einfuhren, sah ich, dass wir Erster sind. Dann sind die beiden zu uns rübergesprungen und ich dachte mir: Hey, die Jungs sind auch ziemlich glücklich.“ Konnten sie auch sein, denn beide Schlitten waren nach vier Läufen zeitgleich. Gold geht sowohl an Friedrich und Margis sowie an die beiden Kanadier. Vor 20 Jahren bei den Spielen 1998 in Nagano hatten zuletzt zwei Bobs Gold geholt: Der Italiener Günther Huber und der Kanadier Pierre Luders, der am Montag als Trainer der Südkoreaner an der Strecke war.

    Mit bis zu 140 Stundenkilometer durch die Eisrinne

    Franceso Friedrich verfolgte gebannt den letzten Lauf des führenden Kanadiers in der Leaderbox auf dem Monitor. „Am Ende lag er erst ein, dann zwei und drei Hundertstel vorne. Ich dachte mir: Entweder wir werden gleich oder wir holen Silber.“ Bundestrainer René Spies fieberte mit seinen Athleten. „Es war ein unglaubliches Rennen. Ich habe das selten so spannend erlebt.“

    Als Favoriten waren Franceso, genannt „Franz“, Friedrich und Thorsten Margis an die Rinne im Olympia Sliding Center gereist. „Wir haben einen Weltcup nach dem anderen gewonnen, jetzt wollten wir auch Gold.“ Der Kurs fordert von den Piloten höchste Präzision. „Das ist eine Bahn, die einem alles abverlangt. Die Kurve zwei ist so krass schwierig“, sagte Friedrich. Durch die extreme Kälte der vergangenen Tage sei das Eis noch härter geworden, was die Schlitten noch schneller macht. Mit bis zu 140 Stundenkilometern rasen die Gefährte durch die Eisrinne.

    Bronze ging an das lettische Duo Oskars Melbardis und Janis Strenga. Dahinter auf den Rängen vier und fünf folgten Nico Walther/Christian Poser sowie Johannes Lochner/Christoph Weber. Vor dem finalen Lauf hatten die deutschen Piloten das Klassement durcheinandergewirbelt. Mit neuem Bahnrekord schob sich Friedrich vom Fünften auf den zweiten Platz nach vorne. Dahinter lauerten Johannes Lochner und Christopher Weber auf dem dritten Rang.

    Doch im finalen Durchgang leisteten sich beide Bobs zu viele Schnitzer. René Spies musste auf Friedrich hoffen, damit sich das Debakel von Sotschi nicht wiederholt. In Russland waren die deutschen Bobfahrer erstmals in 50 Jahren ohne Medaillen geblieben. Doch der 27-jährige Friedrich enttäuschte seinen Trainer nicht. „Als ich gesehen habe, dass Nico Walther und Johannes Lochner aus den Medaillenrängen gefallen sind, wusste ich: Jetzt brauchen wir einen Zauberlauf. Den hat Franz geliefert.“

    Nur wenige Stunde vor dem Start feilte der Trainer an der Strategie

    Nach der Pleite von Sotschi hatte der Verband neue Wege eingeschlagen. Die Bobpiloten durfte sich entscheiden zwischen den Produkten der staatlichen Schmiede FES oder des österreichischen Konstrukteurs Wallner. „Die Athleten hatten die Wahl, auf den Schlitten zu steigen, den sie für richtig halten“, erläutert Thomas Schwab, der Generalsekretär des Bob- und Schlittenverbandes Deutschland (BSD). Konkurrenz belebt auch das Geschäft in der Eisrinne. Im Vierer werden die Wallner-Produkte bevorzugt, im Zweier eher FES.

    Vor den Finalläufen hatten die Techniker und Verantwortlichen allerdings eine kurze Nacht. Am Schlitten von Friedrich wurden noch die hinteren Kufen getauscht. Der Grund: Es hatte an Stabilität gemangelt. „Wir haben bis tief in die Nacht Videostudium gemacht, rauf und runter. Ich habe zweienhalb Stunden geschlafen“, berichtete René Spies. Anschließend besprach der Bundestrainer noch die neue Strategie, insbesondere die schwierige Passage in den Kurven zwei und drei mit dem Piloten. Francesco Friedrich habe die Vorgabe perfekt umgesetzt. Was mit zwei Mann funktionierte, soll auch zum Finale der Olympischen Spiele am Wochenende klappen. Verbandschef Schwab: „Ich glaube, dass wir auch im Viererrennen hier eine bedeutende Rolle spielen werden.“

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