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Stadion: Eine runde Sache

Stadion

Eine runde Sache

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    Grauer Boden statt sattgrünes Gras, herausgerissene Sitzschalen und gestohlene Fernseher. Trostlose Bilder des Maracanã-Stadions, der Kultarena in Rio de Janeiro, gingen vor ein paar Tagen um die Welt. Der Fußball-Tempel am Zuckerhut verfällt, war deren düstere Botschaft.

    Dort, wo vor ein paar Monaten noch bei den rauschenden Eröffnungs- und Schlussfeiern der Olympischen Spiele gejubelt wurde, stirbt eine Stadionlegende den langsamen Tod. Keine Zuschauer, kein Fußball, keine Einnahmen in der Arena, in der Deutschland 2014 seinen WM-Titel im Finale gegen Argentinien holte.

    Doch die spektakulären Bilder sind nur die halbe Wahrheit. Denn heute soll in dem Stadion erstmals wieder eine rauschende Fußball-Party steigen. Dann erwartet Rios Kultklub Flamengo den argentinischen Traditionsverein San Lorenzo zum ersten Spieltag der südamerikanischen Champions League, der Copa Libertadores.

    „Das ist für uns eine Extra-Motivation“, sagt der ehemalige FC-Bayern-Profi und Flamengo-Stürmer Paolo Guerrero vor der lang ersehnten Rückkehr ins weite Rund. Die Resonanz ist beachtlich: Mehr als 44000 Karten wurden im Vorverkauf abgesetzt, Flamengo rechnet mit einem vollen Haus. Dass monatelang kein Ball im Maracanã rollte, lag allerdings nicht nur an den Sachbeschädigungen im Stadion, sondern auch am brasilianischen Fußball-Kalender. Gespielt wird derzeit nur in der vergleichsweise kleinen Bundesstaats-Meisterschaft. Dafür reichen auch kleinere Arenen aus, ehe es zum Ende der regionalen Titelkämpfe zu den großen Lokalduellenkommt.

    Mit rund sechs Millionen Euro sind die Kosten für die Instandsetzungsarbeiten für das Maracanã angesichts der knappen Kassen zwar happig, aber sie gefährden nicht den Fortbestand des Stadions. Wie das Maracanã künftig weiter genutzt werden kann, hängt vor allem vom lokalen Management ab.

    Schuld am optischen Maracanã-Desaster mit herausgerissenen Sitzschalen und gestohlenen Fernsehern trägt vor allem der brasilianische Bauherr Odebrecht, der in einen gigantischen Korruptionsskandal rund um die Bauarbeiten bei WM und Olympia verwickelt ist und auch als Betreiber des Stadions fungierte.

    Rund 350 Millionen Euro zahlte das Unternehmen dem Vernehmen nach an brasilianische Politiker und Behördenvertreter, um lukrative Aufträge nicht nur, aber vor allem rund um WM und Olympia zu bekommen.

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