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Kommentar: Frauen spielen einfach Frauenfußball

Kommentar

Frauen spielen einfach Frauenfußball

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    Frauen spielen keinen Männerfußball. Wer das versteht, hat viel kapiert.
    Frauen spielen keinen Männerfußball. Wer das versteht, hat viel kapiert. Foto: Carmen Jaspersen dpa

    Man muss in diesen Tagen, in denen die deutschen Fußball-Frauen in Kanada um die Weltmeisterschaft spielen, mal wieder daran erinnern, dass es zwei Arten von Menschen gibt: Männer und Frauen. Mögen sie inzwischen chirurgisch ineinander aufgehen, das Trennende überwiegt. Zu besichtigen in Heimwerkermärkten, Pferdeställen und beim Fußball.

    Wir kommen darauf, weil Männerrunden gerade wieder darüber diskutieren, ob das, was in Kanada gespielt wird, tatsächlich Fußball ist. Richtiger Fußball. Die Frage lautet: Spielen die Frauen Männerfußball – und wenn nicht, was spielen sie dann? Natürlich spielen sie keinen Männerfußball! Man erkennt das daran, dass sie die Schiedsrichterin nicht rudelweise bedrängen, Körperflüssigkeiten bei sich behalten und darauf verzichten, wie brünftige Hirschbullen aufeinander loszugehen. Stattdessen pflegen sie Ästhetik und Kultur des Spiels sowie zivile Umgangsformen.

    Frauen können nicht an Männern gemessen werden

    Frauen spielen Frauenfußball. Wer das versteht, hat schon viel kapiert. Wer Frauen dagegen an Männern misst und umgekehrt, wird ein Leben voller Missverständnisse führen. Aber das ist ein anderes Thema. Im Sport ist es nur der Fußball, der sich diesem Vergleich unterziehen muss. Das kommt daher, dass Männer noch immer glauben, der Fußball gehöre ihnen. So wie die Modell-Eisenbahn oder die Schlagbohrmaschine, von denen die Frauen doch, bitteschön, die Finger lassen sollen. Oder wer käme auf die Idee, Volleyballerinnen mit Volleyballern zu vergleichen, oder Sprinterinnen mit Sprintern? Fußballer äußern dagegen noch immer leidenschaftlich die Vermutung, dass Silvia Neids Frauen nicht einmal gegen eine männliche Kreisligamannschaft bestehen würden.

    Weil sich aber auch im Fußball die Grenzen verschieben, ist das inzwischen egal. Die Frauen finden, wie die WM zeigt, selbst nächtens ihr Publikum. Das weckt den Neid anderer Sportarten. Handball, Eishockey oder Basketball träumen ebenfalls von öffentlich-rechtlichen Sendeplätzen, locken aber nicht mehr Zuschauer an, als Verkaufsendungen für Kochtöpfe. Deutschlands Fußballerinnen dagegen haben zuletzt sogar die mit Bundesligaprofis gespickten U21-Männer bei deren EM-Auftakt gegen Serbien geschlagen. 5,2 Millionen verfolgten am Mittwoch um 20.45 Uhr den Männer-Kick. Über eine Million mehr das Vorrundenspiel der Frauen gegen Thailand, obwohl die Partie erst um 22 Uhr begonnen hat. Eine mögliche Erklärung: Die Frauen spielten Frauenfußball. Die Männer spielten hirschbullenmäßigen Männerfußball.

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