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Bundesliga: Gelbe Karte für den Videobeweis

Bundesliga

Gelbe Karte für den Videobeweis

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    Fehlentscheidungen beim Videobeweis sorgten in der Bundesliga für Unmut.
    Fehlentscheidungen beim Videobeweis sorgten in der Bundesliga für Unmut. Foto: Torsten Silz, dpa (Symbolfoto)

    Hochmut kommt vor dem Fall. DFL-Direktor Ansgar Schwenken spuckte während des Confed Cups in Russland im vergangenen Jahr große Töne: „Wir fühlen uns gut gerüstet.“ Nach fast einjähriger Schulung seien die deutschen Videoassistenten „sicherlich anwendungssicherer als jemand, der vor einem Turnier in ein paar Tagen Schnellkurs vorbereitet worden ist.“ Doch da hatte sich der Fußballfunktionär ziemlich getäuscht. Denn in den ersten Monaten der Anwendung des Videobeweises machte sich das Chaos – wie schon bei der WM-Generalprobe – breit. Der Videobeweis war in der Bundesliga im vergangenen Sommer eingeführt worden, seitdem hatte es viel Kritik an dem Projekt und vor allem an der Umsetzung gegeben.

    An Themen mangelte es deshalb beim Schiedsrichter-Seminar des DFB in Stuttgart nicht. Fast drei Stunden standen Eugen Strigel, Mitglied der „DFB-Schiedsrichterkommission Elite“ und Bundesliga-Referee Marco Fritz zahlreichen Sportjournalisten Rede und Antwort, diskutierten und erklärten selbstkritisch viele Entscheidungen und gaben auch einen Einblick hinter die Kulissen. Der Videobeweis bleibt dabei das Reizthema in Fußball-Deutschland.

    Videobeweis: „Das waren elf Fehler zu viel“

    Strigel und Fritz präsentierten Zahlen. Insgesamt hat es 50 „Empfehlungen zur Entscheidungsumkehr“ aus dem Video-Kontrollzentrum in Köln gegeben. 48 Mal änderte der Unparteiische daraufhin seine Entscheidung, elf Mal war das falsch. Zweimal wurde korrekterweise eine Entscheidung beibehalten. Insgesamt wurden in 153 Spielen 1041 Situationen überprüft (6,8 pro Spiel), bei 241 davon kam es zu einer Kommunikation zwischen dem Schiedsrichter auf dem Feld und dem Videoassistenten in Köln. Gerade die elf Fehlentscheidungen ärgerten den erfahrenen Schiedsrichter-Funktionär: „Das waren elf Fehler zu viel“.

    Das Videoassistcenter bei Bundesliga-Spielen.
    Das Videoassistcenter bei Bundesliga-Spielen. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    Vor allem die mangelnde Transparenz bei der Entscheidungsfindung sorgt bei den Fans in den Stadien oft für großen Unmut. Warum geht der Schiedsrichter jetzt an die Seitenlinie zum Bildschirm? Elfmeter? Rücknahme eines Treffers oder gar eine Rote Karte? Die Besucher auf den Tribünen rätseln. Dies ärgert auch die Schiedsrichter, wie Strigel zugab. „Wir wissen, das wir was machen müssen, denn so, wie es ist, ist es nicht zufriedenstellend“, sagte der frühere Bundesliga-Referee.

    Fehlentscheidungen durch Einschreiten des Videoassistenten

    Grundsätzlich wollen die deutschen Spitzenschiedsrichter, die Anfang Januar auf Mallorca ein Trainingslager abhielten und dort vor allem das Thema Videoassistent diskutierten und unter die Lupe nahmen, in der gerade begonnenen Rückrunde der Bundesliga vorsichtiger mit den Unterbrechungen aus Köln umgehen. „Wenn Entscheidungen im Graubereich liegen, darf der Videoschiedsrichter nicht eingreifen“, sagte Strigel.

    In der Hinrunde hatte es gerade einige – durch das Einschreiten des Videoassistenten herbeigeführte – Fehlentscheidungen gegeben. „Der Schiedsrichter soll seiner Wahrnehmung folgen“, glaubt Bundesliga-Referee Marco Fritz. Gleichwohl habe man seit Saisonbeginn schon einiges verbessert, hat Strigel erkannt. Und auch eine Tendenz sei klar erkennbar: Die Unparteiischen sehen sich strittige Szenen öfters auf dem Monitor am Spielfeldrand an. Beim Rückrundenstart am vergangenen Wochenende kam der Videoassistent nur zwei Mal zum Einsatz. Eine Tendenz oder nur Zufall? Die kommenden Wochen und Monate werden es zeigen.

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